Testbericht
Im Test: Vollverstärker ASR Emitter I
Über 25 Jahre unermüdlich weiterentwickelt: Der ASR Emitter 1 (10.000 Euro) hat sich einen Test mehr als redlich verdient.
- Im Test: Vollverstärker ASR Emitter I
- Datenblatt


Friedrich Schäfer, Chef der Herborner Firma Audio Systeme, hatte sich 1985 herzlich über den Testsieg in der August-Ausgabe von stereoplay gefreut. Stolz registrierte er auch, dass sein 3500-Mark-Emitter zum ersten Vollverstärker in der Absoluten Spitzenklasse avancierte, nachdem bis dato nur Vor/End-Kombis die hohe Auszeichnung bekamen. Trotzdem blieb der Entwickler auf dem Boden: Immer wieder erwähnte er beiläufig seine gesunde Lebensführung und sein glückliches Händchen beim Gebrauchtwagenkauf.

Nach einem Vierteljahrhundert gibt es bei Schäfer - außer leicht vergrößerten Geheimratsecken, aktuelleren Automodellen und einem inzwischen hinzugekommenen Kreis treuer Mitarbeiter - kaum ein "Tempora mutantur" zu erkennen. Und Hand aufs High-Ender-Langlebe-Herz: Auch der neue Emitter 1 (die größere 2er-Version wurde gerade in der neuen Ausgabe des Magazins "Audiophile" besprochen) sieht verdammt ähnlich aus wie der alte.

Aus gutem Grund. Auch Kenwood und Sony verwendeten Anfang der 80er Jahre für ihre Groß-Amps ambitionierte Gehäuse aus nichtmagnetischen, Feldlinienwirbel-freien Materialien. So wäre es aus heutiger Sicht ein Rückschritt, beim Emitter das schöne Acrylglas-Gehäuse aufzugeben. Ebenso wie dessen Abmessungen, weil sich bei größeren Abständen die Stromflüsse umso weniger störend-induktiv beharken.
Wie beim Ur-Emitter steckt ASR (das R steht nibelungentreu für den einst ins Motorradgeschäft abgewanderten Michael Rompf) den zappeligen Netztrafo in ein ultrastabiles Stahlblech-Extragehäuse. Heutzutage muss es allerdings die Netztrafos heißen.
Schäfer setzt mittlerweile schon bei seiner günstigsten Emitter-Ausführung (circa 5800 Euro) für den rechten und linken Kanal getrennte 700-Watt-Umspanner ein. Und zwar nicht irgendwelche dicken, sondern solche, bei denen die aus der Schweiz bezogenen Kernbleche keinen EI-, sondern einen Philbert-Zuschnitt besitzen. Bei letzterem braucht's nur einen kleinen Keil, um den magnetischen Ring zu schließen, was einen besseren Energiefluss erlaubt.

Wenn schon, denn schon bediente sich Schäfer, um die Wechselströme gleichzurichten, bei Schottky-Dioden, die so arm an Widerständen wie störenden Schaltspitzen sind - und dazu bei großen, die er zu Viererpacks parallel schaltete. Für die finale Säuberung und Speicherung benötigte er nun noch Elektrolytkondensatoren. Und da setzt Schäfer ungerührt nicht nur viele und gute, sondern Massen von so langlebigen, impulsschnellen wie teuren (hellblauen) BC-Components-Typen ein. Etwa summa summarum 40 mit je 10000 Mikrofarad Kapazität für die beiden Endstufen oder sechs dicke BC-Flaschen allein für die Treiber.
Für die empfindsame Eingangsstufe der luxuriöseren Versionen (zu denen auch die getestete für circa 10000 Euro zählt) genügte dem Herborner selbst die aufwendigste Elko-Wirtschaft nicht mehr. Ergo platzierte er sechs Bleigel-Akkus von Panasonic in einem weiteren Extragehäuse - nebst digital gesteuertem Ladegerät sowie zusätzlichen Spulendrossel-, Elko- und Folienkondensator-Helfern. Damit wird der probate Nachschub nicht nur bei Batterie-gerechter langsamer Nachfrage, sondern auch bei fixestem Impulsgewusel aufrecht erhalten.

De facto trieb nicht nur die Theorie, sondern vor allem die langjährige praktische Hörerfahrung - auch die seiner Kunden - Schäfers Entwicklung an. Sie führte nicht nur zu den immensen Anstrengungen beim Netzteil, zu daumendicken Verbindungkabeln und martialischen Steckverbindern.
Schäfer schliff auch lange die extra kupferstarken und vergoldeten Platinenwege sowie die Abschirmflächen drum herum bis zur endgültigen rundlichen Form aus. Nach unzähligen Experimenten auch mit Einzeltransistoren lag es zudem nahe, für die Eingangsverstärkung den schnellen Edelchip OPA 551 von Burr Brown zu verwenden. Dieser wie die Treibertransistoren betreiben das komplexe Steuergeschäft nur nebenbei. Ansonsten arbeiten sie der gleichmäßigen Last eines Widerstand zu - was unharmonischen Klirr vermeidet.
Um trotz derlei Finessen mit nur drei Stufen auszukommen, benutzt Schäfer in jeder der beiden Gegentaktendstufen sechs leicht auszusteuernde, röhrenähnliche FETs. Versorgung und Kühlung stiften Zuversicht.
Diese steigerte sich beim Hörtest bald zur tiefen Sympathie. Denn der Emitter packte nichts und niemand mit eisernen Pranken, sondern immer mit großzügigem Zuspruch und fühlbarer Wärme an. Ein Hochgenuss, sich vom heißen Atem der wohlgeformten Vienna Teng bezirzen zu lassen oder sich in die gelöst-wogende und nie kühle symphonische Brandung zu stürzen.
Den Verdacht, dass die Opulenz und die herrlich rollenden Bässe die Höhenpräzison gefährden, räumte der Emitter mit Herbie Hancocks "The Imagine Project" aus. Etwa die Sitar mit tropischer Raffinesse so greifbar (und sogar etwas feiner) in den Raum zu stellen, schaffte bis dato nur ein Vollverstärker: der teurere A2 von Progressive Audio (Test 7/10). So bleibt beim Emitter 1 alles beim Alten: Mehr Verstärker fürs Geld gibt es nicht!
ASR Schäfer Emitter I (Akku)
ASR Schäfer Emitter I (Akku) | |
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Hersteller | ASR Schäfer |
Preis | 10000.00 € |
Wertung | 59.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |