Testbericht
Das neue iPad im Test
Es erhitzt die Gemüter, es spaltet die Lager: Das neue iPad ist zwar nicht perfekt, aber definitiv das beste Tablet - das zeigt der Test von connect.
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Neutral und rational kann man ja schon fast nicht mehr sein. "Fanboy" (respektive -girl) oder "Hater", dazwischen gibt es kaum mehr Luft. Denn wenn es um Apple geht, gelten scheinbar andere Gesetze. Apple darf, was andere nicht dürfen.
Zum Beispiel das neue iPad mit LTE ausstatten, das dann aber nur in den amerikanischen Netzen funkt. Aufruhr? Skandal? Boykott? Höchstens Futter für die Hater. Apple hat in nur drei Tagen über drei Millionen iPads der dritten Generation verkauft - ein Rekord. Der Tabletmarkt ist quasi ein iPad-Markt. Dass die LTE-Schnittstelle in Deutschland und Europa nicht nutzbar ist, ist ärgerlich, aber kein K.O.-Kriterium. Diese Tatsache zeigt aber auch, dass der amerikanische Markt bei Apple offensichtlich Prio eins hat.
Intensiv, knackig und sehr scharf
Viel und kontrovers diskutiert wird beim iPad 3, das Apple "das neue iPad" nennt, auch die enorm hohe Auflösung des Displays. Mit 2048 x 1536 Pixeln ist sie viermal so hoch wie bei den Vorgängern. Bei gleichgebliebener Diagonale (9,7 Zoll) erreicht das neue iPad eine Pixeldichte von 264 ppi - einzelne Bildpunkte sind hier keine mehr zu sehen.
Intensive Farben, knackige Fotos und ausgesprochen scharf gezeichnete Schriften: Der neue Bildschirm macht unheimlich viel Spaß und markiert eine Klasse für sich. Selbst aktuelle Full-HD-Fernseher müssen sich der Schärfe des Retina-Displays geschlagen geben.

Und nicht nur subjektiv ist der Bildschirm spitze: Auch im Labor haben wir exzellente Kontrastwerte gemessen; zudem ist die Anzeige sehr blickwinkelstabil, was unser Kontrastdiagramm dokumentiert. Nur wenn man die Sonne im Rücken hat, spiegelt der Bildschirm merklich. Inhalte sind dann neben dem eigenen Spiegelbild kaum mehr zu erkennen.
Allerdings hat die enorm hohe Auflösung auch negative Aspekte: Die Dateigröße von Spielen, Apps und Zeitschriften schwillt deutlich an. Kleines Rechenbeispiel: Ein Full-HD-Film benötigt locker 4 Gigabyte, ein grafisch aufwendiges Actionspiel rund 1 Gigabyte. Hinzu kommen noch die eigene Musik- und Bildersammlung, weitere Apps - und ratzfatz ist der Speicher voll, zumindest bei der 16-Gigabyte-Variante.
Micro-SD-Karten sind weiterhin tabu, das wird sich bei Apple-Produkten wohl auch in Zukunft nicht ändern. Daher geht unsere Empfehlung beim neuen iPad ganz klar in Richtung der 32- oder gar 64-Gigabyte-Variante.
Schwerer und dicker als das 2er
Nächstes Problem: Durch die hohe Auflösung verbrät das iPad 3 mehr Strom. Das ist nicht direkt das Problem, da Apple einen im Vergleich zum iPad 2 fast doppelt so großen Akku mit fetten 11 500 mAh verbaut.

Der Energiespeicher benötigt freilich mehr Platz, sodass das neue iPad rund einen Millimeter dicker und fast 60 Gramm schwerer ist als sein Vorgänger. Der eine Millimeter fällt nicht auf, die 60 Gramm wiegen auf Dauer aber deutlich schwerer in der Hand. Auch dauert es mehr als sechs Stunden, bis der Stromsammler voll geladen ist.
Duell: iPad 3 gegen Samsung Galaxy Note 10.1
Bezüglich der Laufzeit macht sich der größere Akku aber dann doch bezahlt: Mit knapp achteinhalb Stunden Ausdauer im typischen Nutzungsmix aus Websurfen, Videos schauen und Daten versenden hält das neue iPad rund zwei Stunden länger durch als das iPad 2.
Mehr Prozessor-Power
Leistungsfähig muss auch der Prozessor sein, da er jetzt viermal so viele Pixel anzusteuern hat. Dafür hat Apple den A5X entwickelt, einen Chip mit zwei Kernen, 1 Gigabyte Arbeitsspeicher und leistungsstarker Grafikeinheit.
Die Power des A5X spürt man vor allem bei anspruchsvollen Spielen: Explosionen, schnelle Flugmanöver oder Licht- und Schatteneffekte laufen sehr flüssig und ruckelfrei über den Screen. Allerdings wird die Rückseite des 3er schnell warm, wenn der Prozessor gefordert ist. Technisch ist das zwar unbedenklich, an heißen Sommertagen besteht jedoch zumindest theoretisch die Gefahr, dass sich das Tablet abschaltet.
Für sich genommen leistet der Prozessor jedenfalls hervorragende Arbeit. Handling und Arbeitsgeschwindigkeit bleiben unerreicht. Jede Fingerberührung erkennt der Touchscreen sofort und setzt sie sicher um - egal ob Zoomen, Scrollen oder Doppeltippen. Auch Webseiten und Apps laden beziehungsweise starten sehr schnell. In Sachen Performance gibt sich Apple wie immer keine Blöße.
Mit dem iPad vor dem Kopf?
In Sachen Design ist das neue iPad kaum vom Vorgänger zu unterscheiden. Es ist schwerer und dicker, das hatten wir schon. Ansonsten ist alles beim Alten geblieben: hochwertiges Aluminium-Unibody-Gehäuse, elegante Linienführung und nur wenige Tasten an den Seiten für Lautstärke, Bildschirmsperre und Ein/Aus.
Einen USB-Anschluss gibt's auch in der dritten Generation nicht. Als Schnittstelle dient weiterhin nur der proprietäre Stecker, weshalb sich beispielsweise das HDMI-Signal nur per Adapter an einen entsprechenden Fernseher übertragen lässt.
Neu ist dafür das Kameraobjektiv. Es hat die gleiche 5-Linsen-Optik wie das iPhone 4S und fertigt bei guten Lichtverhältnissen sehr ordentliche Bilder und Full- HD-Videos. Aber mal ehrlich: Wer fotografiert denn bitteschön mit einem iPad vor dem Kopf? Da wäre eine aufgebohrte Frontkamera für Videochats sinnvoller gewesen - deren Auflösung bleibt bei schwacher VGA-Qualität.
Apple liefert das neue iPad mit der aktuellen iOS-5.1-Version aus. Warum der schicke Sprachassistent Siri nicht an Bord ist, bleibt wohl ein Geheimnis. Immerhin gibt es eine neue Diktierfunktion, sodass man längere Nachrichten nicht unbedingt tippen muss, sondern auch bequem diktieren kann.
Test-Fazit: Die Alternative ist das iPad 2
Natürlich hat auch das neue iPad Schwachpunkte. Doch seine unerreicht einfache Handhabung, sein erstklassiges Gehäuse und das neue Spitzendisplay bringen es auf Platz 1 der Bestenliste und machen es zur neuen Tablet-Referenz.
Zu dem Preis kann technisch kein Konkurrent mithalten. Die Alternative zum iPad 3? Das iPad 2! Wer schon das 2er hat und auf das Retina-Display verzichten kann, braucht kein Upgrade. Neueinsteiger und Käufer des ersten iPad können aber bedenkenlos zuschlagen. Eine bessere Kombi aus Diensten, Hard- und Software gibt es aktuell nicht.