Testbericht
Lautsprecher Dynaudio Consequence Ultimate Editition
Die Neuauflage des Über-Flaggschiffs bringt den besten Dynaudio-Schallwandler aller Zeiten hervor, die Dynaudio Consequence Ultimate Edition (48000 Euro das Paar).
- Lautsprecher Dynaudio Consequence Ultimate Editition
- Datenblatt

Als die Consequence 1984 die HiFi-Bühne betrat, waren die Spötter schnell zur Stelle und selbst Fans der Marke skeptisch. Was sollte das auch? Den Hochtöner nach unten zu setzen, wo doch jeder Hobbybastler gelernt hatte, dass Hochtöner nach oben gehören.

Dynaudio-Chef Wilfried Ehrenholz aber wusste es besser und traute sich was. Zwei Jahre hatte er an dem Konzept getüftelt und nun konsequent umgesetzt. Die Idee: Wenn man die Chassis der Fünfwegebox umdreht und den Hochtöner nach unten setzt, kommen dank der unterschiedlich langen Laufzeiten die Signale der einzelnen Tief-, Mittel- und Hochtöner alle gleichzeitig am Ohr des sitzenden Hörers an. Das ist eine elementare Voraussetzung für beste Impulswiedergabe und Abbildung. Nebeneffekt: Der Bass ist bei dieser Anordnung weit weg vom Dröhn-verstärkenden Boden.
Aber das war beileibe nicht alles. In dem vierteiligen Consequence-Gehäuse versteckt sich ein zweiter Bass, der zusammen mit dem sichtbaren und der zwischen ihnen eingeschlossenen Luft (siehe Zeichnung in der Bildergalerie) eine "Compound"-Konstruktion ergibt, die viel tiefere Bässe produziert, als es ein einzelner Tieftöner gekonnt hätte.
Was aber wohl keiner - ob Fan oder Spötter - damals für möglich hielt: Das Ehrenholzsche Fünf-Wege-Unikum war von so hoher Qualität, dass es 25 Jahre lang verkauft wurde; das ist selbst im High End eine extrem lange Laufzeit. Mehr als 1200 Paar brachte Dynaudio in dieser Zeit an den Mann (zur Erinnerung: 1984 kostete so ein Pärchen ambitionierte 30_000 Mark), und selbst noch 2008 entschieden sich 20 highendige Hörer in aller Welt für den wuchtigen Oldtimer.
25 Jahre später traut sich Ehrenholz wieder: Obwohl längst schlanke und kleine Boxen angesagt sind, ließ er seinen Entwicklungsleiter Mark Thorup das "Projekt Consequence" ohne Rücksicht auf finanzielle Limits oder Design-Befindlichkeiten auf neuesten Dynaudio-Stand bringen. Und an der neuen Ultimate Edition, wie sie nun heißt, ist tatsächlich alles neu - mit Ausnahme des Designs. Aber mir persönlich waren Dynaudios Top-Modelle der letzten Jahre äußerlich auch immer ein bisschen zu brav. Vielleicht ging es Ehrenholz da ähnlich...

An der Ultimate Edition ist nämlich gar nichts brav: Sieht aus wie von früher, wiegt 230 Kilo das Pärchen und wechselt erst für 48_000 Euro den Besitzer. Und es steckt viel drin. Die Chassis erinnern zwar - wie immer bei Dynaudio - an die Ur-Chassis aus den 70er Jahren. Doch der Antrieb, die Materialien und vor allem die Geometrie der Mittel- und Hochton-Kalotten sind kompromisslos neu entwickelt worden. Die Schallführung ihrer kurzen Hornvorsätze wurde mit vielen Wachsmodellen so lange ausprobiert, bis der gewünschte schmalbandige Frequenzgang erreicht wurde. Das klingt paradox, will doch jeder Entwickler normalerweise eine möglichst große Bandbreite. Aber eben nicht bei einer Fünfwegebox, die - wie für Dynaudio typisch - mit "flachen", impulsgenauen 6-Dezibel-Frequenzweichen arbeiten soll. Da müssen die Chassis schon sehr genau auf ihre Einsatzbereiche zugeschnitten sein.
Einen extrem tiefen Bass hatte Ehrenholz schmunzelnd bei einem Stuttgart-Besuch versprochen - und nicht übertrieben. Unfassliche 14 Hertz (bei -3dB) ermittelte die TESTfactory - Rekord für Passivboxen. Allerdings hat dieser Tiefgang seinen Preis: Mit 80,6 Dezibel Wirkungsgrad ist sie eine der leisesten Boxen des vergangenen Mess-Jahrzehnts - auch das passt irgendwie zu ihrem 80er-Jahre-Duktus.
Jedenfalls sind potentielle Ultimate-Edition-Besitzer gut beraten, ausreichend Geld für kräftige Endstufenelektronik in den Anschaffungspreis einzuberechnen. Über die 300 Watt unserer Referenz-Endstufen Thorens TEM 3200 lächelten die Chassis der Dynaudio nur müde, auch damit klang sie aber sensationell fein und offen. Wenn die Nadeln von den Anzeigeinstrumenten der 1600-Watt-Monoblöcke McIntosh KW 1.2 permanent am Rechtsanschlag waren, freuten wir uns wie Kinder über Zwerchfellmassagen der Tiefbass-Art (Yello: "The Expert") und die NDR-Bigband ("Bravissimo": "Voodoo Chile") in ohrenbetäubender Originallautstärke. Aber von einer Überlastung der Consequence war dabei nie etwas zu spüren.

Die meiste Zeit hörten wir aber doch mit den klanglich noch etwas offeneren Thorens-Monos. Weil man mit ihnen noch besser verstand, wie unfasslich "komplett" dieser Lautsprecher ist. Vor allem bei klassischer Musik (Mussorgskys "Bilder einer Austellung", Cincinnati SO auf Telarc-SACD) wurde deutlich, um wieviel ein Klangbild gewinnt, wenn die untersten Oktaven tatsächlich mit vollem Pegel wiedergegeben werden. Die großen Trommeln bekommen mehr Schwärze, die Aufnahmeräume viel mehr Tiefe.
Aber diese überlegenen Tieftonqualitäten sind ja nur das Fundament eines superben Gesamtpakets. Das wirklich Herausragende an der Dynaudio ist ihre Neutralität. Da stimmt jeder Ton. Eine Geige klingt genau so, wie man sie aus dem Konzert kennt, Stimmen, wie sie schöner und farbiger nicht sein könnten. In dieser Kür, alle Facetten der Musik so unaufgeregt und gleichzeitig so transparent-fein aufzufächern, ähnelt die Dynaudio den diesbezüglich überragenden Modellen von Magico. Die neue Consequence ist vielleicht nicht besonders quirlig, hat aber ansonsten überhaupt keine Fehler.
Aber da gab es doch noch dieses Vorurteil der zu niedrigen Abbildung wegen der tiefsitzenden Hochtöner? Alles Unsinn. Im stereoplay-Hörraum und gefüttert mit seriösen Aufnahmen war die Räumlichkeit der Consequence Ultimate Edition frappierend plastisch - und in der exakt richtigen Höhe.
Dynaudio Consequence Ultimate Edition
Dynaudio Consequence Ultimate Edition | |
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Hersteller | Dynaudio |
Preis | 48000.00 € |
Wertung | 68.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |