Testbericht

Nokia N8 im Test

10.12.2010 von Markus Eckstein

Endlich bringt Nokia ein Smartphone, dessen Benutzeroberfläche konsequent an die Bedienung per Touchscreen angepasst ist. Das N8 ist das erste Modell mit der überarbeiteten Plattform Symbian 3.

ca. 5:50 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
  1. Nokia N8 im Test
  2. Die Kamera
  3. Der Nokia Ovi-Store
  4. Datenblatt
  5. Wertung
Nokia N8
Nokia N8
© Nokia

Das hat gedauert: Fast vier Jahre ist es her, dass Apple erstmals vorgemacht hat, wie man ein Smartphone-Betriebssystem gestaltet, das sich optimal per Touchscreen bedienen lässt - jetzt erst legte auch Nokia mit Symbian 3 eine konkurrenzfähige Plattform vor.

Auch wenn es zugegeben nicht einfach ist, ein bestehendes System, das ursprünglich für die Steuerung per Tastatur konzipiert war, an die neue Bedienoberfläche anzupassen - das hat zu lange gedauert. Microsoft hat diesen Versuch übrigens mittlerweile aufgegeben und fängt mit Windows Phone 7 noch einmal ganz neu an. Nokia wie auch RIM setzen dagegen weiter auf die Evolution ihrer über viele Jahre gewachsenen Plattformen und nähern sich langsam den amerikanischen Vorbildern iPhone und Android an. Dabei betont Nokia, dass mit Symbian 3 die Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist und bereits an der nächsten Version gearbeitet wird.

Dennoch ist das sowohl im Hoch- wie im Querformat nutz­bare Symbian 3 ein großer Schritt in die richtige Richtung. Viele Ungereimtheiten, an die man sich beim täglichen Gebrauch des Smartphones zwar schnell gewöhnt hat, die aber nicht sein müssen, sind ausgebügelt. So genügt zum Aufruf von Funktionen durchgehend ein Klick - bislang war teilweise ein Doppelklick nötig.

Zudem ist es Nokia gelungen, die langen Optionsmenüs, ebenfalls ein Relikt aus dem Tastaturzeitalter, kräftig zu entschlacken. Für viele Operationen - etwa die Möglichkeit, sich im Telefonbuch die Adresse eines Kontaktes auf der Karte anzeigen zu lassen - gibt es jetzt spezielle Schalt­flächen. So werden einerseits die Options­menüs verkleinert, gleichzeitig sind oft verwendete Funktionen mit einem Klick weniger zu erreichen. Auch Multitouch-Befehle wie das Vergrößern von Bildern durch das Spreizen von zwei Fingern waren Symbian bislang unbekannt - mit dem Nokia N8 ist das nun möglich.

Auf der Höhe der Zeit

Nokia N8
Der Starbildschirm lässt sich nach eigenem Gusto gestalten, sechs Bereiche stehen dafür pro Startbildschirm zur Verfügung.
© connect

Im Test reagierte das Nokia N8 flüssig auf Eingaben, auch das Scrollen durch lange Listen klappte problemlos. Lediglich bei Funktionen, die ihre Inhalte im Wesentlichen aus dem Internet holen wie etwa der Ovi Store, ist teilweise etwas Geduld gefragt. Insgesamt macht die Bedienung nun deutlich mehr Spaß; nur hier und da finden sich noch einige kleinere Merkwürdigkeiten. Für eine Suche im Adressbuch wird etwa eine Tastatur mit Buchstaben in alphabetischer Reihenfolge eingeblendet - darauf muss man sich erst einmal orientieren.

Zudem lassen sich viele Programme noch immer nicht direkt beenden - hierzu muss man die Optionen aufrufen. Alternativ lässt sich das auch über den Taskmanager erledigen, der über einen langen Druck auf die Menütaste gestartet wird - das einzige mechanische Bedienelement auf der Front. Denn multitaskingfähig war Symbian schon immer und ist es auch in der neuen Version geblieben.

Dass das Nokia N8 weiterhin etwas komplexer zu bedienen ist als ein iPhone oder ein Android-Modell liegt nicht zuletzt an der Offenheit des Betriebssystems. Während beispielsweise Android von Haus aus nur die Synchronisation mit ActiveSync und damit mit den Google-eigenen Diensten oder einem Exchange-Server beherrscht, kommen beim Nokia N8 noch weitere Möglichkeiten hinzu.

So versteht sich das Smartphone auf das SyncML-Protokoll sowie den lokalen Datenabgleich direkt mit dem Rechner. Der klappte im Test übrigens auch mit einer älteren Version von Nokias PC-Suite. Ansonsten gibt's die neue Ovi Suite als Gratis-Download auf www.nokia.de/ovisuite . Zudem bietet Nokia mit Ovi auch einen eigenen Synchronisierungsdienst, ohne die Kundschaft auf diesen festzulegen.

Musik lässt sich nicht nur über kabelgebundene oder drahtlose Bluetooth-Stereo-Headsets abspielen, sondern dank des integrierten UKW-Senders auch über jedes Radio. Fotos können direkt aus der Kamera, aus der Bildergalerie oder auch über den Dateibrowser verschickt werden - wahlweise per E-Mail, MMS oder Bluetooth. An den Rechner kann man Bilder und Videos auch per beiliegendem USB-Kabel übertragen. Wer diese Flexibilität zu schätzen weiß, muss eben mit einem etwas komplexeren Menü leben.

Menü und Startdisplay anpassen

Nokia N8
Getippt wird wahlweise auf einer virtuellen Handy- oder einer Schreibmaschinen-Tastatur.
© connect

Diese Flexibilität gilt auch für die Gestaltung der Menüstruktur. Wie bei Symbian üblich lässt sich weiterhin jeder Eintrag im Hauptmenü an jede beliebige Stelle verschieben, auch in selbst erstellte Ordner. So kann der Nutzer mit wenig Aufwand den Funktionsumfang des Smartphones so organisieren, dass das persönlich Wichtige immer schnell greifbar ist. Dafür sorgt nicht zuletzt der frei konfigurier­bare Startbildschirm. Drei Screens, zwischen denen man mit einem Wischer übers Display wechselt, lassen sich mit den wichtigsten Funktionen und Kontakten belegen.

Zudem können dynamische Elemente wie der Posteingang, das Facebook-Konto oder auch RSS-Feeds eingeblendet werden, die neue Nachrichten auf dem Startbildschirm anzeigen. Praktisch: Bei Auslandsaufenthalten lassen sich diese Widgets, die über eine Internetverbindung mit Neuigkeiten versorgt werden, schnell und einfach offline schalten.

Ein paar Extras

Mit langen Ausstattungslisten kann man heute niemanden mehr beeindrucken, dafür liegen die Smartphones dieser Klasse zu nah bei-einander. Auch das Nokia N8 bietet alles, was sich im Moment denken lässt. Der interne Speicher fasst rund 14 Gigabyte und lässt sich per Karte erweitern. Ins Internet geht's per WLAN oder HSPA, die Anbindung an andere Gerät erfolgt per USB oder Bluetooth, wobei sich an das Nokia N8 auch Speichermedien per USB anschließen lassen.

Nokia N8
Mit bis zu 60 Bildern pro Sekunde wird die Benutzeroberfläche dargestellt; so lässt sich auch durch große Bildergalerien flott scrollen.
© connect

Ein GPS-Empfänger ist ebenfalls an Bord, und Nokia hat natürlich seine kosten­lose Navigationslösung Ovi Karten installiert. Die navigiert, egal ob man im Auto oder zu Fuß unterwegs ist, bietet einen Nachtmodus und blendet auf Wunsch markante Gebäude als 3-D-Grafik ein. Das Kartenmaterial lässt sich bequem über den Rechner aufs N8 spielen. Sind die aktuell benötigten Karten auf dem Gerät vorhanden, kann man onboard - also ohne Datenverbindung - navigieren. Fehlende Karten holt sich das Nokia N8 bei Bedarf einfach übers Netz. Als besonderes Extra hat Nokia die Karten-Anwendung mit Inhalten von Dritt­anbietern aufgemotzt. So finden sich hier neben einer Wettervorhersage auch der Guide Michelin und die Hotel­suche von HRS.

Ergänzend zum Musicplayer mit Coverflow-Anzeige gehören auch das UKW-Radio sowie der direkte Zugang zum Nokia-eigenen Ovi Musicstore weiterhin zur Standard-ausstattung bei Nokia. Im Bereich Office finden sich neben einem Programm zum Komprimieren von Dateien ein PDF-Reader sowie Quickoffice zum Bearbeiten von Word-, Excel- oder Powerpoint-Dateien.

Zugriff auf Facebook und Twitter

Neu dazu gekommen ist beim N8 der Menüpunkt "Soziale Netzwerke". Die Anwendung bietet direkten Zugriff auf Facebook und Twitter; mehr Communities werden im Moment nicht unterstützt. Aus der Anwendung lassen sich Status-updates und Fotos veröffentlichen oder die Kamera für einen Schnappschuss aufrufen und natürlich Beiträge anderer Nutzer kommentieren.

Alugehäuse in knalligen Farben

Verpackt ist das Ganze in ein schickes, hervorragend verarbeitetes, etwas technisch anmutendes Alugehäuse, das es in Schwarz oder Silber, aber auch in knalligen Farben gibt. Dass die Seitentasten minimal wackeln, stört bei der Handhabung nicht. Der Akku ist fest verbaut, was dem Gehäuse eine kompakte Anmutung verleiht. Wer allerdings im Dauereinsatz oft mit zwei Akkus arbeiten muss, kann mit dem Nokia N8 nichts anfangen.

Die Front dominiert ein helles, kontrastreiches AMOLED-Display, das sich auch aus schrägem Blickwinkel noch gut ablesen lässt und von einer kratzfesten Glasscheibe geschützt wird. Die Auflösung beträgt 360 x 640 Pixel, was eine detailreiche Darstellung sichert; mit dem iPhone 4 kann die Anzeige allerdings nicht mithalten.

Guter Klang, kleiner Akku

Im Labor bestätigt sich der subjektive Eindruck: Der Klang beim Telefonieren ist gut, in Empfangsrichtung sehr natürlich und obendrein so laut, dass man sich auch in etwas lauterer Umgebung unterhalten kann. Die Sende- und Empfangsqualität ist gut, wenn auch nicht überdurchschnittlich; in städtischen Gebieten gab's während des Tests keine Probleme. Lediglich der Akku hätte etwas größer ausfallen dürfen: Knapp 1200 mAh liefert der Energiespeicher. Damit lassen sich gut 2:57 Stunden pausenlos am Nokia N8 herumspielen, bevor eine Steckdose gefragt ist. Im Test hielt das Nokia N8 im moderaten Einsatz ein bis zwei Tage durch, bei intensiverer Nutzung muss es wie andere Smartphones auch am Abend auftanken. Wir halten fest: Mit Symbian 3 ist Nokia wieder auf dem Niveau aktueller Smartphones angekommen. 

Bildergalerie

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