Aktivbox
Nubert nuPro A-600 im Test
Die nuPro A-600 von Nubert ist ein Aktivlautsprecher in einem gewagten Format. Überzeugt die Box im Test und reiht sich damit in die Erfolgsserie ein?

Allein um des Kalauers willen würde man Nubert im Bereich Aktivlautsprecher gerne als nuComer bezeichnen. Doch damit täte man der Firma Unrecht. Das Aktivboxen-Portfolio ist mittlerweile ziemlich umfassend und reicht von Soundboards für knackigen Filmgenuss über kleine Desktop-Monitore bis hin zu ausgewachsenen Standboxen wie der A-700. Der Erfolg der Reihe und die durch die Bank ziemlich guten Testergebnisse sprechen ebenfalls nicht dafür, dass sich da jemand ausprobiert.
Und so hat auch die nuPro A-600 nichts von einem Versuch, sondern überzeugt auf ganzer Linie von Anfang an. Aber gemach. Nach der Freude über das ungewöhnliche Format, das so wunderbar an die alten Zeiten mit ihren riesigen Drei-Wege-„Kompaktboxen“ erinnert, drängt sich eine Frage auf: Wohin mit dem Ding?
60 Zentimeter Höhe stellen den Besitzer vor Schwierigkeiten, denn auch hier gehören die Hochtöner auf Ohrhöhe. Anderenfalls droht die Abbildung dumpf zu werden. Schwierig umzusetzen, wenn Lautsprecherständer meist erst bei 60 cm Höhe anfangen (Abhilfe aber leistet etwa Liedtke Metalldesign, zum Beispiel mit dem Quattro-II-Ständer)
Reiches Innenleben
Hat man die Ständerfrage und somit die Aufstellungsvoraussetzungen geklärt (vielleicht mit einem Lowboard?), kann man sich auch mal mit den inneren Werten der nuPro A-600 befassen. Die aktive Drei-Wege-Box verfügt pro Kanal über drei Treiber und drei Digital-Endstufen (für Höhen und Mitten stehen 90 Watt abrufbereit, für die Bässe sogar 250). Auf der Rückseite kommen drei Digitaleingänge inklusive USB-B sowie ein analoger Eingang zum Vorschein.

Die Treiber sind zum Teil neu, zum Teil bewährt. Der 25-mm-Seidenkalotten-Hochtöner wurde eigens für die nu- Pro-Serie entwickelt. Er spielt auf eine speziell bedämpfte Rückkammer, die mit einem Ferrofluid gekühlt wird. Dies ermöglicht dem Hochtöner, auch höhere Pegel zu verkraften. Die die Kalotte umrahmende Frontplatte sorgt dabei für ein möglichst gleichmäßiges Rundstrahlverhalten.
Ein separater Mitteltöner ist in Kompaktboxen rar. Das hier eingesetzte 12-cm-Polypropylen- Chassis verfügt über eine inverse Staubschutzkalotte und einen strömungsoptimierten Korb aus Aluminiumdruckguss. Auch hier wurden Maßnahmen in Form einer belüfteten Zentrierspinne getroffen, um Verzerrungen und Hitzestau zu vermeiden. Amtlich ist der Tiefgang, den der 22-cm-Bass (ebenfalls mit Polypropylenmembran) meistert: Unser Test- Lab maß erstaunliche 33 Hz bei minus 3 dB!
Alles digital
Die Signalverarbeitung im Inneren der Box findet soweit möglich auf digitaler Ebene statt. Das bedeutet in der Konsequenz auch, dass eingehende Analogsignale sofort digital gewandelt werden. Ein DSP übernimmt dann die weitere Verarbeitung und teilt die Frequenzen auf. Anschließend gelangen die Einsen und Nullen an die Endstufen.

Master und Slave
Trotz politischer Unkorrektheit sind die Begriffe „Master und Slave“ in technischen Bereichen weit verbreitet. So auch hier. Der linke Lautsprecher ist die Masterbox. Hier schließt man die Quellen an. Ein Verbindungskabel vom Link-Ausgang der Masterbox wird nun noch zum Slave verlegt und dort in den S/PDIF-Eingang gestöpselt. Folglich muss an der Slavebox dann auch noch per Menü auf den S/PDIF-Eingang eingestellt werden, sonst bleibt sie stumm.
Apropos Menü: Dieses erreicht man über die Front der Masterbox. Hier kann man diverse Einstellungen vornehmen, etwa Monobetrieb, Eingangswahl oder Klangregelung. Die für den täglichen Betrieb wichtigen Funktionen kann man auch bequem über die wunderbare Fernbedienung erledigen. Diese ist nicht viel größer als eine Kreditkarte, liegt gut in der Hand und bietet ordentliche Druckpunkte. Man muss sie jedoch ziemlich genau auf das Display der Masterbox richten, damit die Signale auch ankommen. Lobenswert: Alle erforderlichen Kabel befinden sich im Lieferumfang der Boxen. Das sind ein TOSLINK-, ein USBA/ B, ein Klinke/Cinch- sowie ein 5-m-S/PDIF-Koax-Kabel für die Verbindung zwischen Master und Slave.
Wireless-Option mit nuFunk-Sendern und -Empfängern
Ein Vorteil von aktiven Lautsprechern ist, dass man sie recht einfach kabellos betreiben kann. Nubert selbst hat dazu interessante Lösungen im Programm. Wir testeten zusammen mit den A-600 die Sendermodule S-2 und SU-1 sowie den Empfänger EU-1. Am Sender S-2 (229 Euro, im Bild in der Mitte zu sehen) finden Geräte wie CD- oder Netzwerkplayer, Fernseher oder Vorverstärker analog per Cinch- oder digital via Koaxkabel-Anschluss.
Da die Signale per Digitalfunk an das Empfängermodul gesendet werden, muss der S-2 analoge Signale zunächst nach Digital wandeln. Dazu verfügt er über hochwertige Chips von Burr Brown und Wolfson. Der Empfänger EU-1 (69 Euro) wird an die USB-A Buchse auf der Rückseite der Master-Box gesteckt und so mit Energie versorgt. Per beiliegendem kurzen Cinch- und/oder Koax-Kabel schließt man ihn anschließend an den Lautsprecher an. Um Sender und Empfänger zu verbinden (zu pairen), drückt man nun innerhalb von zehn Sekunden auf beiden Geräten die Pair- Taste, und schon stellen sie eine in sich geschlossene Verbindung her.
Gleiches gilt für den USB-Sender SU-1 (79 Euro). Dieser dient zur Einbindung eines Computers in die HiFi-Anlage. Er ist also eine Art externe Soundkarte. Man kann bis zu vier Sender parallel betreiben, allerdings kann ein Empfänger nur von jeweils einem Sender aus angesteuert werden. Wir waren begeistert, wie einfach und zuverlässig das Funksystem im Test funktionierte. Es ist innerhalb einer Minute eingerichtet. Dieses System sollte jeden Skeptiker im Nu überzeugen! Einziger Haken: Mehr als 44,1 kHz/16 Bit sind per Funk nicht drin.

Monitor plus Spaß
Im Hörraum betrieben wir die A-600 sowohl auf Ständern als auch auf unserem Rack. Wenig überraschend: Mit den Hochtönern auf Ohrhöhe klang es am besten, leichte Abweichungen versauen den Klang aber auch nicht sofort. Nubert empfiehlt auch den Einsatz als Studiomonitore. Und dem konnten wir ziemlich spontan zustimmen: Der erste Eindruck ist geprägt von Neutralität, Genauigkeit und einem sehr sauberen Klang. Alanis Morissettes „That I Would Be Good“ vom Album „Supposed Former Infatuation Junkie“ klang glockenrein und außergewöhnlich sauber, betonte S-Laute gab es nicht, auch der Raum wusste sofort zu überzeugen.
Fazit
Besonders hervorstechende Eigenschaften des Lautsprechers sucht man zum Glück vergebens. Die nuPro A-600 spielt einfach auf einem sehr hohen Niveau, nichts ist auffällig, außer vielleicht ihr Händchen für feindynamische Schattierungen. Vorlieben bei der Musik zeigt sie ebensowenig: Die Nubert eignet sich für Klassik genauso wie für Jazz, Pop oder Metal. Ja, die Nubert nuPro A-600 erinnert an einen Studio-Monitor. Aber nicht an einen neutral nüchternen, sondern an einen neutral musikalischen, an einen, der mit Spielfreude an die Arbeit geht.