Testbericht
Octave Jubilee Monos
Ja, dies ist ein Röhren-Amp. Aber trotzdem ganz anders.
- Octave Jubilee Monos
- Datenblatt

Die Mono-Endstufen Octave Jubilee passen so überhaupt nicht ins Bild audiophiler Röhrenverstärker. Sie wissen schon: diese schnuckeligen Klirr-Amps, bei denen jedes Leistungswatt Argwohn auslöst. Kraftlose Single-Ended-Experimente mit schönem, warmem Klang, bullerigem und nachgiebigem Bass, deren Entwickler wie Gurus angehimmelt werden. So ähnlich schätzt Hofmann diese Szene ein, dazugehören will er nicht. Er sieht sich als Realist, der eine Ahnung davon hat, wie Musik klingen muss. Und diese Ahnung holt er sich mit schöner Regelmäßigkeit in der Oper. "Wenn ich die Energie eines Sinfonieorchesters und ausgebildeter Stimmen im Konzertsaal erlebe, weiß ich um die Limitierungen von HiFi", sagt der Badener.

Dies gelte in erster Linie für das Tieftonspektrum: Wenn hier ein Verstärker einbreche oder schon so konzipiert sei, dass er diesen Bereich nur streife, dann klafften HiFi-Wiedergabe und Original-Erlebnis im Konzert brutal auseinander. Bei den meisten Röhren-Amps sei das Netzteil einfach zu schwach, in Folge müssten schon untere Grenzfrequenz und Gegenkopplung den instabilen Verhältnissen angepasst werden, so seine Analyse. Daraus resultiere oftmals ein warmer Kuschelklang, der ein Orchester wie eine Karikatur nachzeichne.
Also gab Hofmann seinen Vorzeige-Amps äußerst stabile Netzteile mit auf den Weg. Nüchtern betrachtet, kommt ja alles, was der Lautsprecher an Schall erzeugt, aus dem Stromnetz. Um realitätsnahe Dynamik gepaart mit Breitbandigkeit zu schaffen, sind somit potente Puffer, also Elkos vonnöten. In den Jubilee-Monos stellen sich welche mit 18000 Pikofarad allein für die Endstufe dieser Aufgabe, 14 mal je 470-Pikofarad-Batterien nehmen sich der Treiberstufen in der Hochvolt-Versorgung an. Dabei handelt es sich um wirklich professionelle Typen von Epcos. AUDIO hat mal nachgerechnet: Um 2000 Euro muss Hofmann für diese exquisiten Speicher-Bausteine schon hinblättern.

Hörtest
Der erste (und bislang einzige) Test der Jubilee-Monos erschien im damaligen Sonderheft AUDIOphile, für den Nachfolger im Stammheft gingen jetzt mehr als sieben Jahre ins Land. Sieben Jahre, in denen Hofmann unermüdlich an seinen Referenzen arbeitete, sieben Jahre, in denen - bis auf die äußere Form - sich nahezu alle Bauteile veränderten. Davon profitieren, by the way, auch die Betreiber anderer, weit günstigerer Octave-Verstärker. Denn die gewonnenen Erkenntnisse flossen alle in die übrigen Serien. Und ich habe auch etwas davon.
Denn klanglich zählen die Monos zum absolut Besten, was ich jemals gehört habe. Damals wie heute sitze ich mit Lothar Brandt im Hörraum, vor uns die besagte Octave-Kombination. Eine Demo-CD mit einem kristallklar aufgezeichneten Schlagzeug rotiert im CD-Player Accuphase DP-700 - und ich drehe den satten Pegelsteller der Jubilee-Vorstufe nach rechts. Schon mal so gehört? So präzise, so knochentrocken, so farbstark, so urgewaltig? Kollege Brandt schüttelt den Kopf: "Auch noch nicht so laut." Tatsächlich hatten wir das Schlagzeug lauter gehört, als es im Original tönen kann.
Lothar Brandt lässt eine historische Aufnahme aus den 1950er Jahren im Accuphase-Player verschwinden. Beethovens Violinkonzert mit Jascha Heifetz erklingt. Alles richtig, meint der Kollege, das hört man so wirklich selten. Angesichts einer solch grandiosen Performance wie der des Octave-Terzetts werden ausgebuffte, vermeintlich kaltschnäuzige Tester irgendwie wieder zu kleinen Jungs mit strahlenden Augen. Das kann HiFi - wenn es gut gemacht ist, wenn es das Original zum Maßstab macht und sich nicht auf audiophilen Trampelpfaden verläuft. Doch halt: Auch auf solchen sind schon prächtige Verstärker entstanden.
Octave Jubilee Endstufe
Octave Jubilee Endstufe | |
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Hersteller | Octave |
Preis | 44000.00 € |
Wertung | 135.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |