Testbericht

Octave Jubilee Monos

30.4.2008 von Redaktion connect

Ja, dies ist ein Röhren-Amp. Aber trotzdem ganz anders.

ca. 2:20 Min
Testbericht
  1. Octave Jubilee Monos
  2. Datenblatt
image.jpg
© Archiv

Die Mono-Endstufen Octave Jubilee passen so überhaupt nicht ins Bild audiophiler Röhrenverstärker. Sie wissen schon: diese schnuckeligen Klirr-Amps, bei denen jedes Leistungswatt Argwohn auslöst. Kraftlose Single-Ended-Experimente mit schönem, warmem Klang, bullerigem und nachgiebigem Bass, deren Entwickler wie Gurus angehimmelt werden. So ähnlich schätzt Hofmann diese Szene ein, dazugehören will er nicht. Er sieht sich als Realist, der eine Ahnung davon hat, wie Musik klingen muss. Und diese Ahnung holt er sich mit schöner Regelmäßigkeit in der Oper. "Wenn ich die Energie eines Sinfonieorchesters und ausgebildeter Stimmen im Konzertsaal erlebe, weiß ich um die Limitierungen von HiFi", sagt der Badener.

image.jpg
Jede Leistungs-Röhre kann individuell gemessen und (notfalls) nachjustiert werden.
© Foto: H.Härle

Dies gelte in erster Linie für das Tieftonspektrum: Wenn hier ein Verstärker einbreche oder schon so konzipiert sei, dass er diesen Bereich nur streife, dann klafften HiFi-Wiedergabe und Original-Erlebnis im Konzert brutal auseinander. Bei den meisten Röhren-Amps sei das Netzteil einfach zu schwach, in Folge müssten schon untere Grenzfrequenz und Gegenkopplung den instabilen Verhältnissen angepasst werden, so seine Analyse. Daraus resultiere oftmals ein warmer Kuschelklang, der ein Orchester wie eine Karikatur nachzeichne. 

Also gab Hofmann seinen Vorzeige-Amps äußerst stabile Netzteile mit auf den Weg. Nüchtern betrachtet, kommt ja alles, was der Lautsprecher an Schall erzeugt, aus dem Stromnetz. Um realitätsnahe Dynamik gepaart mit Breitbandigkeit zu schaffen, sind somit potente Puffer, also Elkos vonnöten. In den Jubilee-Monos stellen sich welche mit 18000 Pikofarad allein für die Endstufe dieser Aufgabe, 14 mal je 470-Pikofarad-Batterien nehmen sich der Treiberstufen in der Hochvolt-Versorgung an. Dabei handelt es sich um wirklich professionelle Typen von Epcos. AUDIO hat mal nachgerechnet: Um 2000 Euro muss Hofmann für diese exquisiten Speicher-Bausteine schon hinblättern. 

image.jpg
Jubilee-Mono mit Super-Netzteil und acht 6550er Endröhren.
© Foto: H.Härle

Hörtest

Der erste (und bislang einzige) Test der Jubilee-Monos erschien im damaligen Sonderheft AUDIOphile, für den Nachfolger im Stammheft gingen jetzt mehr als sieben Jahre ins Land. Sieben Jahre, in denen Hofmann unermüdlich an seinen Referenzen arbeitete, sieben Jahre, in denen - bis auf die äußere Form - sich nahezu alle Bauteile veränderten. Davon profitieren, by the way, auch die Betreiber anderer, weit günstigerer Octave-Verstärker. Denn die gewonnenen Erkenntnisse flossen alle in die übrigen Serien. Und ich habe auch etwas davon.

Denn klanglich zählen die Monos zum absolut Besten, was ich jemals gehört habe. Damals wie heute sitze ich mit Lothar Brandt im Hörraum, vor uns die  besagte Octave-Kombination. Eine Demo-CD mit einem kristallklar aufgezeichneten Schlagzeug rotiert im CD-Player Accuphase DP-700 - und ich drehe den satten Pegelsteller der Jubilee-Vorstufe nach rechts. Schon mal so gehört? So präzise, so knochentrocken, so farbstark, so urgewaltig? Kollege Brandt schüttelt den Kopf: "Auch noch nicht so laut." Tatsächlich hatten wir das Schlagzeug lauter gehört, als es im Original tönen kann.

Lothar Brandt lässt eine historische Aufnahme aus den 1950er Jahren im Accuphase-Player verschwinden. Beethovens Violinkonzert mit Jascha Heifetz erklingt. Alles richtig, meint der Kollege, das hört man so wirklich selten. Angesichts einer solch grandiosen Performance wie der des Octave-Terzetts werden ausgebuffte, vermeintlich kaltschnäuzige Tester irgendwie wieder zu kleinen Jungs mit strahlenden Augen. Das kann HiFi - wenn es gut gemacht ist, wenn es das Original zum Maßstab macht und sich nicht auf audiophilen Trampelpfaden verläuft. Doch halt: Auch auf solchen sind schon prächtige Verstärker entstanden.

Octave Jubilee Endstufe

Octave Jubilee Endstufe
Hersteller Octave
Preis 44000.00 €
Wertung 135.0 Punkte
Testverfahren 1.0

Mehr lesen

Bestenliste Smartphones mit Android

Top 10: Die besten Android-Handys

Kopfhörer-Bestenliste

Die besten In-Ear-Kopfhörer

Welches Handy hat die beste Kamera?

Die Smartphones mit den besten Kameras

Weiter zur Startseite  

Mehr zum Thema

Octave MRE 220

Testbericht

Endverstärker Octave MRE 220 im Test

Die neuen Monos von Octave können fantastisch verstärken. Im Test zeigen sie eindrucksvoll, was mit Röhren-Technik derzeit möglich ist.

Sugden DAP 800 & FBA 800

Vor-Endstufen-Kombi

Sugden DAP 800 & FBA 800 im Test

Die Endstufe FBA 800 von Sugden steht für 100-prozentig echten Class-A-Betrieb. Dazu hat sie mit der DAP 800 gleich die passende Vorstufe dabei. Wir…

Pro-Ject CD Box RS Pre Box RS Digital Audio

Digital-Kombi-Testbericht

Pro-Ject Pre Box RS Digital mit CD Box RS im Test

Wir haben die Digtal-Kombi Pro-Ject Pre Box RS Digital mit CD Box RS im Test. Wie schneiden CD-Player und Verstärker in der Redaktion ab?

Astel & Kern Amp

Edelanlage

Astel & Kern Amp AK500AP im Test

Mit der Endstufen/Netzteil-Kombo AK500AP baut man aus dem Musikserver AK500N eine klanglich wie optisch perfekt abgestimmte Edel-Anlage.

Grandinote Demone

Verstärker

Grandinote Demone im Test

Class A, wenig Gegenkopplung, Halbleiter-Schaltung mit Ausgangstrafo: Der Grandinote Demone setzt im Test dem Verstärkerklang eine neue Krone auf.