Vor-Endstufen-Kombi
Sugden DAP 800 & FBA 800 im Test
Die Endstufe FBA 800 von Sugden steht für 100-prozentig echten Class-A-Betrieb. Dazu hat sie mit der DAP 800 gleich die passende Vorstufe dabei. Wir haben die Vor-End-Kombi getestet.

Welche CDs wir zum berühmten öden Eiland mitnehmen, bleibt Geschmacksache. Zudem packen wir neben schönen Boxen selbstredend den bestmöglichen Verstärker ein. Einen großen oder kleinen, oder diesen oder jenen? Doch halt, im tiefsten Grunde hört die vermeintlich freie Auswahl hier schon auf.
Warum? Einfach deshalb, weil wir - zumindest fern der Heimat - einen grundehrlichen Gespielen wollen. Und zwar einen, der von Haus aus bei seiner geraden Linie, sprich Arbeitskennlinie bleibt. Und damit erübrigt, dass eine elektronische Säuberungsschaltung namens Gegenkopplung aus einer Mogelpackung etwas Aufrechtes herbeizaubern muss. Was nur bedingt etwas nützt, denn diese Im-Nachhinein-Korrektur läuft - insbesondere im Hochtonbereich - nicht ohne Blessuren ab.
Also doch lieber eine Verstärkungsweise, die - auf 1 zu 2 gestellt - aus 3 nicht 5,4 oder 6,7 sondern gleich den runden Sechser macht. Schauen wir uns nun die zur Verfügung stehenden Bauelemente an, erreichen wir dieses Verhalten aber nur bei hohem Ruhestrom, also bei extensiver Dauerbeschäftigung. Nur so landen wir bei der Geradlinigkeit, die sich nicht nur im Werbeprospekt, sondern auch unter Technikern mit Fug und Recht Class A nennen kann.
Class-A-Verstärker
De facto treffen wir Verstärker, deren Ausgangsstufen tatsächlich in diesem Modus arbeiten, wegen ihres erschütternd geringen Wirkungsgrades selten an. Wenn, dann zumeist in Form einer Single-Ended-Röhre, bei der ein Ausgangsübertrager die Problematik lindern kann. Schon kompromissbehaftet, aber noch zu loben: Gegentakt-Transistoren, bei denen bis zu einer bestimmten Grenze hoher Ruhestrom fließt. Beispielsweise 1 Ampere, so dass sie bei einer 8-Ohm-Box bis hin zu 8 Watt im A-Betrieb bleiben. Im Audio-März-Heft stellten die Sugden-Monos MPA 4 die Gattung dieser A/AB-Amps durchaus erfolgreich vor (125 Punkte, 9400 Euro).
Kaufberatung: Vier High-End-Vollverstärker im Test
Das hielt die Heckmondwiker Ingenieure aber nicht davon ab, sich nun wieder auf ihre Wurzeln zu besinnen: Auf den Vollverstärker A 21, den der Firmenbegründer James E. Sugden anno 1967 als ersten käuflichen reinen Class-A Vollverstärker herausgebracht hatte. So bildeten die Mittelengländer den Stereoendverstärker FBA 800 ihrer neuenSapphire-Serie - obwohl er mit 6300 Euro deutlich weniger kostet - wieder als 100-prozentigen A-Klässler aus. Dazu erdachten sie eine schlaue und kurz angebundeneSchaltung, wie sie kaum besser einleuchten kann. Mit den Teflon-Kabeln, die von den massiven Switchcraft-XLR-Buchsen und ihren Cinch-Pendants zur rechts- und linksseitigen Endstufensektion führen, geht es schon erfreulich los. Auf kleinen Eingangs-Boards stoßen die Signale jeweils auf drei Kapselrelais, die für den einen oder anderen Anschlussfall die probaten Wege herstellen. Und dann rechts und links auf einen integrierten Zweikanal-Amp.

Aufbau
So unbedarft dieses IC auch aussieht, so besorgt es dennoch fast schon die gesamte Spannungsverstärkung. Denn auf der Hauptplatine warten bereits zwei habhafte Leistungshalbleiter des Typs 2SC4793 auf ihre Anweisungen. Und diese treiben unverwandt schon die so dicken wie großflächigen Ausgangstransistoren2SC2922 von Sanken zum Mitschaukeln an. Aber bitte nicht zur zusätzlichen ernsthaften Arbeit - das glücklicherweise überschaubare Bauteil-Ensemble steht ja nicht nur in diesen Momenten, sondern stets und ständig unter sehr hohem Strom.
Eingedenk dieser Dauerlast teilte Sugden die Aufgaben auf in Serie geschaltete 2SC2922-Paare auf. Ein Transistor wirkt wie ein fix reagierender variabler Widerstand. Indem er mal bremst und dann wieder die Schleusen öffnet, sorgt er für einen säuberlich konstanten Stromfluß. Darüber freut sich der zweite, eigentlich verstärkende Sanken, der sich nun umso intensiver mit der Spannungsvariation beschäftigen kann.
Kaufberatung: Die besten Transistorverstärker bis 500 Euro
Allzuviel Boxennahrung fällt bei diesem Spiel allerdings nicht ab. Deshalb setzt Sugden in einer Doppel-Single-Ended-Schaltung ein zweites derartiges Sanken-Duo in Brückenschaltung ein. Wohlgemerkt identische N-Typen und nicht etwa - per se nie ganz gleiche - Plus- und Minus-Kollegen, wie sie in 08/15-Gegentaktstufen anzutreffen sind.
In der viel ordentlicher agierenden Brücke von Sugden kommen dann trotzdem - mit dem Lautsprecher an beidseitig heißen Leinen - doppelte Hübe, mithin auch doppelte Ströme und schließlich die vierfache Leistung zusammen. Somit besteht die Aussicht, dass der FBA 800 nicht nur das Musikzimmer wärmen, sondern - bei aller Kreuzbravheit - tatsächlich auch relevante akustische Pegel erzeugen kann.

Stromversorgung
Von der Versorgung her gibt es sicher keine Einschränkungen zu erwarten.Genügt der 350-Watt-Netztrafo schon von der Größe her, setzten ihn die Engländer - um magnetische Streufelder einzudämmen - in einen Stahl-Abschirmtopf. Bei den vier an den Boden montierten, hochgeschossenen und extra hitzefesten "Felsic"-Elektrolytkondensatoren des französischen Hersteller Sic-Safco verwundert, dass sie trotz ihrer physischen Größe und der urig-soliden Schraubanschlüsse nur 6800 Mikrofarad Kapazität besitzen (bei 40 Volt). Für seinen FBA 800 suchte Sugden also lieber mechanisch solide Vertreter mit viel Elektrolyt- Reserve und dicken Alu-Folien aus.
Zu diesem tüchtigen Class-A-ler passt die Sugden-Vorstufe LA 4 für 2.850 Euro wunderbar, die sich nicht nur beim Test im März-Heft, sondern sich auch in zahllosen weiteren Hörvergleichen bei AUDIO profilierte. Alternativ bieten die Engländer die Sapphire DAP 800 für 4.800 Euro an. Auf der Analogseite ähnlich, besitzt diese noch eine Digitalsektion mit drei Koax- und zwei optischen Inputs sowie einem USB-Eingang.
Kaufberatung: Drei Röhren-Vollverstärker im Test
Ungewöhnlicher Weise schaltet Sugden digitale Quellen nicht elektronisch, sondern mit einer Relaisbank durch. Auch die eigentlich vorgeschriebene galvanische Trafo-Trennung wurde wohl bewußt nicht eingesetzt. Und trieben die Ingenieure bei der Neutaktung der Bitketten allen erdenklichen Aufwand, bewogen sie lange Hörtests dazu, auf Upsampling und digitale Filter zu verzichten. Sie setzten mit dem Philips TDA 1543 aus den 80ern stattdessen einen straighten 16-Bit-Wandler ein. Nach kurzer Bandbegrenzung nach alter Väter Sitte strebt die Digi-Musik dann schon dem Analog-Board zu, das für sie einen seiner Eingänge in Bereitschaft hält.
Anschlüsse
Zwei Switchcraft-XLRs, vier Line-Ins mit einzeln verschraubten Cinchbuchsen sowie ein Bypass-In mit fester Verstärkung: Auch für die klassischen Quellen hat die Sudgen ihren Eingangstisch reich gedeckt. Via XLR, Cinch Pre-out 1 und 2 sowie über Tape-out rückt die Engländerin die Signalschätze wieder heraus. Und da zur Verstärkung eine ähnliche Gegentakt-Schaltungskomposition (mit kurzzangebundener Überkreuz-Gegenkopplung) wie in der LA 4 dient, weiß der Musikfreund, dass die Ton-Preziosen wieder nur so glitzern und glänzen. Die symmetrischen Signale bekamen wie gehabt eigene Ausgangsverstärker.
Und wenn sie auch nicht mehr von ganz so vielköpfigen Transistor-Kommittees empfangen werden wie in der LA 4, steht ihnen mit neu hinzugekommenen Profi- Instrumentationsverstärkern (im Bild die ICs mit Kühlkörpern rechts) eine noch feinere ausbalancierte Begrüßung zu.

Hörtest
In der Praxis zogen die Tester den symmetrischen Eingang tatsächlich vor, weil er eine Spur runder klang. Aber auch via Cinch kombinierte die Sugden sonore, griffige Bässe mit entspannt-lebendigen Stimmen und einer für edle Vorstufen typischen Leichtigkeit in der Abbildung, dass es eine reine Freude war.
Prima auch die Digitalsektion (die sich bei Nichtgebrauch komplett abschalten lässt). Sie bot sogar etwas mehr Raumtiefe und schärfere Umrisse, tönte aber - Geschmacksache - ein wenig heller. Das eigentliche Problem für die DAP 800 stellte jedoch die eigene Schwester dar. Herrschte in puncto Reinlichkeit und Sensibilität Einigkeit, bot die ältere mehr Mumm und Dynamik, sprich schlicht und ergreifend fünf Punkte mehr Überzeugungskraft.
Ähnliches galt beim Vergleich des FBA 800 mit den Monos - nun zog der Stereo-Amp aber nicht gleich den kürzeren. Der duckte sich, wenn die Monos mehr Biss und mehr Strahlkraft boten. Doch sang etwa eine Lizzy Plapinger (MS MR, "Secondhand Rapture"), richtete sich der Rein-Class-A-ler sofort wieder auf. Das gibt's doch nicht: Bei "Dark Doo Wop" blieben die FBA 4 bei aller Kraft ganz in der Versenkung. Und während die Testernur noch dahinschmolzen, taute der FBA 800 bei seiner Leibspeise noch weiterauf. "So eine nette junge Frau, soviel Zeitgeist- Gefühl" und so weiter - schwärmte die ergriffene Hörtest-Meute, während sie an den rosigen Lippen der symphathischen New Yorkerin - und auch an dem neuen Sugden-Amp - klebte.
Der vollends züchtige Class-A-Geist führte einfach noch näher an eine "Milliarde Jahre Verführungskunst", an den delikaten Zungenschlag, an jeden Hauch, an Freud und Leid, an das wirkliche Leben heran. Also: Wer davor nicht zurückschreckt und technischen Beigeschmack hasst, höre sich den Sugden FBA 800 am besten und günstigsten zusammen mit der Sugden-Vorstufe LA 4 mal an.

An der Quelle des Stroms
Während bei den meisten Class-A-Konzepten mehr oder minder geschummelt wird, bleibt Sudgens neuer Enverstärker gar nicht anderes übrig, als tatsächlich stets im verzerrungstechnisch günstigen Arbeitsbereich zu bleiben. Die von zusätzlichen Leistungstransistoren gebildeten Stromquellen (Doppelkreis-Symbole) sorgen für konstant hohe Ströme, die weder unter- noch überschritten werden können. Bei Gegentaktansteuerung der Ausgangshalbleiter bleiben vom Gesamtstrom Häppchen für die Box übrig, die zwischen den beiden Fußpunkt-Elektroden der Endtransistoren hängt. Dank der Brückenschaltung, die bei geringer Betriebsspannung relativ viel Hub erzeigt, müssen die Boxen aber nicht hungern.

Messlabor
Bei digitalen 192-Kilohertz-Eingangssignalen reicht der Frequenzgang der DAP 800 über 50 kHz. Auch sonst gibt es an der Vorstufe - bis auf einer Zunahme des subtilen Klirrs in den Höhen - nichts zu meckern. Das trifft erst recht auf den Endverstärker FBA 800 zu. Dank Class-A zeitigt er minimale und trotzdem harmonische Oberwellen - im Verlaufs- wie Stabilitätsdiagramm. 35 Watt Sinus, AK 45: Für eine Class-A-Amp Leistung genug.