Röhrenvollverstärker Octave V 80
Röhrenvollverstärker genießen bei Leibhabern noch immer einen guten Ruf. Wie etwa der Octave V 80 für 6800 Euro, mit dem Firmenchef Andreas Hofmann der in diversen Verstärkern geübten Gegentakt-Ausgangsstufen-Technik nach über einjähriger Entwicklungszeit die Krone aufsetzen will.

- Röhrenvollverstärker Octave V 80
- Datenblatt
Auf den ersten Blick ähnelt der V 80 noch dem bewährten, ebenfalls mit ingesamt vier KT-88-Endpentoden bestückten V 70 (1/04, 3900 Euro, 56 Punkte). Doch schon der zweite zeigt, dass der Neue eine dickere, mit eingefrästen Stufen versehene und Glasperlen-gestrahlte Frontplatte erhalten hat. Schl...
Auf den ersten Blick ähnelt der V 80 noch dem bewährten, ebenfalls mit ingesamt vier KT-88-Endpentoden bestückten V 70 (1/04, 3900 Euro, 56 Punkte). Doch schon der zweite zeigt, dass der Neue eine dickere, mit eingefrästen Stufen versehene und Glasperlen-gestrahlte Frontplatte erhalten hat. Schließlich deuten zwei zusätzliche Knöpfe auf luxuriöse Funktionen hin: Der Schalter "Source/Tape/Front" bringt nicht nur einen Recorder ins Spiel, er aktiviert auch einen Extra-Eingang mit fester Verstärkung, der die Front-Rechts/Links-Signale einer Surround-Vorstufe annehmen kann.

Via "Extern" und über entsprechende Ein- und Ausgänge lässt sich nunmehr auch ein Prozessor gleich welcher Art einschleifen. Schließlich ermöglicht "Bias" eine höchst komfortable Ruhestrom-Justage (über kleine Displaylöcher zugängliche Präzisionstrimmer mitsamt einer gelben, grünen und roten LED pro Röhre). Röhren-Platzhirsche werden sich gleich mehrere Einstellungen vormerken - etwa intensiv Rot für einen eher brünftigen Ruhestrom. Oder Grün für den Alltag, was bei gemächlicherem Bias-Trott nicht so anmacht, aber längere Kolben-Lebenszeit garantiert.
Alleine schon der ausgefeilte Soft-Start, der beispielsweise dafür sorgt, dass die Röhren erst Hochspannung bekommen, wenn die Kathoden voll glühen, eröffnet langfristige Perspektiven. Ebenso die Eco-Funktion, die den Endröhren bei längeren Musikpausen galant den Strom abdreht, um sie bei Bedarf so automatisch wie sanft zu reanimieren.

"15 plus bei null Klangtoleranz" knurrte Hofmann bei diesen ersten Betrachtungen dazwischen, was nun aber nicht die Röhren, sondern die Haltbarkeits-Jahre des restlichen, gegen wahrlich alle nur erdenklichen Ernstfälle abgesicherten Verstärkers betraf.
Der Gipfel der Umsicht: Das Hauptnetzteil legte der Badener inklusive zweier Wicklungen und getrennter Siemens-Epcos-Elkobänke doppelt aus. Erst am Ausgang werden die relativ moderaten Spannungen zu hohen aufaddiert. "Wenn im Netzteil was durchbrennt, fliegen andere Amps gern komplett in die Luft, meiner läuft einfach mit verminderter Kraft weiter." Und so kam Andreas Hofmann schließlich ins Schwärmen: "Für die selbstgewickelten Trafos des V 80 nehmen wir nicht nur extra dünne und besonders Magnetfeld-schlüssige Schweizer Kernbleche" (mit PMZ-Schnitt, 10/07). "Und wir haben für den Netz- und für die Ausgangs-Umspanner jetzt erstmals vorgeglühte, also noch bessere und teurere ausgesucht!"
Bei den Hörtests wusste sich aber nicht nur der teure A-Klässlervon KR, sondern auch schon der V 80 zu profilieren. Wo beim V 70 schon etwas verwackelte oder bei einem T.A.C. 60 (11/07, 56 Punkte) eine Feinheit im Dunst entschwand, spannte der V 80 völlig unbeirrt absolut weite, lichte Räume aus. Das Musikhören mit dem V 80 erinnerte an den Besuch in einem herrschaftlichen Anwesen. Edel-rein und wohlst proportioniert kamen begrüßende Frauenstimmen auf einen zu. Sonor, luftig, firnisglänzend wird ein Geigenspiel mit Stradivari gereicht. Kristallklar perlend die Läufe auf einem Steinway-Flügel. Aufrecht, sehnig, mal elastisch-zügig, mal rabenschwarz: Auch im Bassstall siedelte Octave edelste Zucht an. Das alles war den Testern unterm Strich einen dicken Punkt Abstand zum V 70 wert.
Octave V 80 neu
Vollbild an/ausOctave V 80 neu | |
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Octave V 80 neu | |
Hersteller | Octave |
Preis | 6800.00 € |
Wertung | 58.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |