Testbericht

Pure Sound A 30

8.1.2008 von Redaktion connect und Bernhard Rietschel

Dieser Röhrenverstärker macht Lust auf mehr - mehr Musik.

ca. 3:00 Min
Testbericht
  1. Pure Sound A 30
  2. Datenblatt
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© Archiv

Es ist eine alte Kunst: Einen Verstärker wie den Pure Sound A30 hätte man fast genau so auch schon vor 50 Jahren bauen können. Halbleiter finden sich in der Schaltung nur an zwei eher unwesentlichen Stellen, nämlich als grüne Leuchtdiode, die den Betrieb signalisiert, und als Gleichrichter-Diodenpärchen für die Heizspannung der Vorstufen-Röhren. Die Versorgungsspannung sämtlicher Vor- und Endröhren entsteht dagegen ganz traditionell mit zwei mächtigen Gleichrichter-Röhren des Typs 5Z3P, hochspannungsfesten Elkos sowie einem "Choke". Das ist eine große, in Serie geschaltete Trafokern-Spule, die als zusätzlicher Filter und Energiespeicher wirkt.

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Die Triode/Ultralinear-Umschalter sind schwer zugänglich, sollen aber ohnehin nicht im laufenden Betrieb betätigt werden.
© Foto: H.Härle

Nicht politisch korrekt, aber klanglich

Verheizt wird die Energie in vier Pen-toden (genauer: Beam-Tetroden) des Typs 6550, deren Ruhestrom so hoch eingestellt ist, dass der Amp konstant etwa 250 Watt aus dem Netz saugt. Politisch korrekt ist das nicht, es garantiert aber, dass die Röhren bis zur Nenn-Ausgangsleistung von etwa 30 Watt stets in ihrem optimalen Arbeitsbereich verstärken. Der "Class A"-Betrieb erspart dem Hörer klanglich heikle Übernahmeverzerrungen, die im AB-Modus der Preis der Leistung sind.

Die Doppeltrioden in der Eingangs- und Treiberstufe sind robuste chinesische Militärtypen, vornedran sitzt ein staubdicht gekapseltes Lautstärke-Poti von Alps. Die wenigen Bauteile, die sich sonst noch auf der großen Platine unter dem Röhrendeck tummeln, sind von feinster Qualität. Besitzer sehr wirkungsgradstarker Boxen, die dem neumodischen, erst Anfang der 50er Jahre eingeführten "Ultralinear"-Konzept der Endstufe misstrauen, dürfen den Signalweg per "Triode"-Option noch archaischer gestalten: Zwei Knebelschalter kappen dann die stabilitäts- und linearitätsfördernde Kopplung zwischen den Ausgangsübertragern und den Schirm-gittern der 6550. Die Röhren verlieren damit zwar Leistung und Kontrolle, gewinnen aber eine noch freundlichere Klirr-Charakteristik. 

Hörtest mit den richtigen Boxen

Als günstige, besonders paarungsfreudige Kompaktbox erwies sich die Focal Chorus 807 V (LINK), deren bulliger, entspannt-weiträumiger Klang prima mit den Röhren harmonierte. Eine Nummer teurer und zwei Nummern größer bot sich die Quadral Platinum Ultra 9 (LINK) an, eine auffallend genügsame Standbox, die sich selbst mit den knappen 30 Watt des Pure Sound zu absolut partytauglichen Rockpegeln animieren ließ. Die satten Bassdrum-Kicks auf "You Follow Me" von Nina Nastasia und Jim White brachten den Röhrenamp nicht in Verlegenheit: Da bauten sich Jim Whites Drums als richtig tiefe, massive, im Ausschwingen sauber definierte Druckwellen im Hörraum auf, während Nastasias sanfte Stimme unbeirrt präzise und plastisch einen guten Schritt vor der Boxenebene zu schweben schien. Toll - und gar nicht das, was man angesichts der Leistungs-Messschriebe erwarten würde.

Eine noch handfestere Überraschung erlebten die Tester, als sie die ME Geithain ME-150 mit den Ausgangsklemmen des Pure Sound verbanden. Die sächsischen Monitore an einer Röhre zu betreiben, dürfte Geithain-Fans ebenso befremdlich vorkommen wie erfahrenen Röhren-Hörern, doch die vermeintlich schräge Allianz vollbrachte im Hörraum ein Klang-Wunder, das mit "Harmonie" oder "Synergie" nur unzureichend beschrieben ist. "Liebesbeziehung" passt besser: Man mochte Amp und Box einfach nicht mehr voneinander trennen - und sich selbst nicht mehr von der resultierenden Kette.

Die Unterschiede zwischen Pure Sound und Cayin blieben unabhängig von der verwendeten Box bestehen, mit der breitbandigen, extrem transparenten Geithain ließen sie sich aber besonders mühelos erkennen: Der Pure Sound wirkte aufs erste Hinhören stets etwas introvertierter, im oberen Bass minimal wärmer, mit Pop aber auch nicht ganz so temporeich wie der Cayin. Boris Blachers Paganini-Variationen (AUDIO pure music 3) zeigten den A 30 dann als Meister des audiophilen Understatements: erst ganz unscheinbar tun - und dann Schicht um Schicht die unerhörtesten, rauschhaft intensiven Klangfarben freilegen.

Der A 30 lauschte tiefer in den Konzertsaal hinein, delektierte sich an der Dynamik-Feinstruktur, reifere Klassik-Genießer werden den Pure Sound favorisieren.

Dass die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Röhren deutlich größer waren als ihre Unterschiede, zeigte der Wechsel zu einem gewöhnlichen Transistor-Amp: Mächtig erstarkte jetzt der Bass, aber wo zuvor Messing und Bronze, Ebenholz und Palisander, Rosshaar und Wollfilz prachtvoll paradierten, schienen die Instrumente nun eher aus einem gräulichen Einheits-Werkstoff zu bestehen. Welcher Amp das war, spielt keine Rolle, denn der Unterschied ist ein prinzipieller. In Farbe, Feuer und Feindynamik sind diese Röhren durch Halbleiter kaum zu schlagen.

Pure Sound A 30

Pure Sound A 30
Hersteller Pure Sound
Preis 1780.00 €
Wertung 100.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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