Kopfhörer RHA T20i im Test
RHA überlässt die Feinabstimmung seiner Spitzenmodelle einfach dem Benutzer – per mechanischem, austauschbarem Klangfilter. Der Test der In-Ear-Kopfhörer RHA T20i zeigt, ob dieses revolutionäre Konzept tatsächlich aufgehen kann.

Sie ist einer der Trends der modernen Zeit: Mass Customization (auf Deutsch: kundenindividuelle Massenproduktion). Warum sollte man in Zeiten, in denen man sich in jedem Sportfachgeschäft Skischuhe individuell anpassen lassen kann, nicht auch einen Kopfhörer auf sein eigenes Gehör abs...
Sie ist einer der Trends der modernen Zeit: Mass Customization (auf Deutsch: kundenindividuelle Massenproduktion). Warum sollte man in Zeiten, in denen man sich in jedem Sportfachgeschäft Skischuhe individuell anpassen lassen kann, nicht auch einen Kopfhörer auf sein eigenes Gehör abstimmen?
RHA, ein schottischer Newcomer, der sich derzeit noch ausschließlich auf In-Ears spezialisiert hat, sorgt genau mit dieser Idee für Furore. Das erst 2011 in Glasgow gegründete Unternehmen präsentierte auf der IFA 2014 mit dem T10 sein erstes Modell mit wechselbaren akustischen Filtern und zur HIGH END 2015 mit dem T20 das überarbeitete Nachfolgemodell. Die von stereoplay getestete Variante T20i - mit iOS-tauglicher Fernbedienung - ist erst seit Kurzem in Europa und den USA erhältlich.
Doppelspule mit HiRes-Zertifizierung
Äußerlich ist der T20 kaum von seinem Vorgänger T10 zu unterscheiden. In seinem hochwertigen, aber schweren Metallgehäuse, das im Spritzgussverfahren gefertigt wird, kommt jedoch erstmals die von RHA neu entwickelte Doppelspule zum Einsatz. Das Funktionsprinzip kann man sich ein wenig wie ein Zwei-Wege-Koax-System vorstellen: Zwei unabhängig angetriebene Schwingspulen bewegen sich am Innen- und am Außenrand eines ringförmigen Magneten. Sie regen die Membran in zwei Bereichen an, wobei die äußere Spule für die höheren Frequenzen und die innere Spule für die niedrigeren Frequenzen zuständig ist. Mit dieser Arbeitsteilung soll sich der Klang im Vergleich zum T10 noch einmal deutlich verbessert haben.

Welchen Filter hätten's denn gern?
Der wahre Clou des T20i sind seine austauschbaren Filter. Mit drei verschiedenen Elementen, die an das Grundgehäuse geschraubt werden, lässt sich der Frequenzgang des In-Ear-Kopfhörers ganz nach persönlichem Geschmack feinjustieren. Zur Wahl stehen eine silber markierte Referenz sowie schwarz und golden gekennzeichnete Filter für eine eher bassstarke oder eine mehr höhenbetonte Wiedergabe. Erreicht wird diese Klangmodifikation durch Unterschiede in der Größe und in der Bedämpfung des Innenvolumens der Filterelemente.
Dass es sich dabei nicht nur um ein leeres Versprechen aus der Marketing- Abteilung, sondern tatsächlich um eine akribisch abgestimmte Akustikmaßnahme handelt, erkennt man an der Auswertung der Messungen. Im Übergang vom Präsenz- zum Brillanzbereich zwischen 3 und 4 kHz unterscheiden sich die Frequenzgänge jeweils um etwa 5 dB, das goldene "Treble"- Filter hält außerdem noch den Bassbereich unterhalb von 200 Hz wirkungsvoll im Zaum.

Vor dem ersten Hören hat man dann die Qual der Wahl. Die drei Filtersätze und zehn verschiedene Ohrpassstücke bieten reichlich Auswahl, sich seinen eigenen, optimal angepassten Kopfhörer zu konfigurieren - längeres Ausprobieren lohnt sich!
Mit dem silbernen Referenzfilter erhält man ein alltagstaugliches, fein austariertes Klangbild. Bass-Junkies greifen natürlich zum schwarzen Filter, das auch dem einen oder anderen Jazztitel recht gut steht.
Das Treble-Filter empfiehlt sich speziell für Aufnahmen mit vielen Sprachpassagen. Wer gerne Hörspiele, Podcasts und Audiobooks hört oder viel telefoniert, wird von der glasklaren Wiedergabe mit hoher Sprachverständlichkeit begeistert sein.
Fazit
Insgesamt liefert RHA hier einen rundum gelungenen Universalkopfhörer ab, der mit seiner variablen Akustik aus unterschiedlichstem Musikmaterial noch das gewisse Etwas herausholen kann. Auch den Red Dot Award für das schicke Design hat er zu Recht gewonnen. Wir sind gespannt, was den innovativen Schotten als Nächstes einfällt!