Kopfhörer
Die Geschichte der Kopfhörer
Von den Anfängen der Audioübertragung, über hifidele Elektostaten bis zum heutigen Kopfhörer-Trend: Die Geschichte der Kopfhörer, ihrer Visionäre, Pioniere, Entdecker und Forscher.
- Die Geschichte der Kopfhörer
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Niemand kann heute genau sagen, wer der Ur-Erfinder des Kopfhörers war. Ihre Geschichte beginnt Ende des 19. Jahrhunderts, als viele Erfinder der industriellen Revolution folgen und parallel Tonaufnahme- und Wiedergabeverfahren für die verschiedenen Kommunikationstechnologien entwickeln. Telefon, Radio und Musikaufzeichnung brauchen ein "Abhörgerät".
1880 wagen Alexander Graham Bell und sein Assistent Charles S. Tainter ein denkwürdiges Experiment. Tainter steht auf dem Dach der Franklin School, unweit von Bells Laboratorium. Vor im steht eine seltsame Apparatur, bestehend aus einem Sprachrohr, einer Linse und einem Spiegel. Tainter spricht auf das kleine Sprachrohr ein, Lichtstrahlen beginnen zu flackern - genau in Richtung von Bells Labor. Dort steht ein Empfänger mit einem Parabolspiegel und lichtempfindlichen Seleniumzellen im Zentrum. Bell hat alles mit Telefontechnik verdrahtet und wartet mit zweiMono-Kopfhörern in der Hand auf ein Signal. Als die Lichtnachricht einströmt, kann Bell Tainters Worte tatsächlich hören. Bells Photophon (später Radiophon genannt) ist der erste Beweis für eine kabellose Übertragung von Sprachnachrichten. Oder auch der ersteLicht-Funk-Kopfhörer der Welt.
Baldy Phones
Zur gleichen Zeit überprüft Thomas Alva Edison seine zahlreichen Walzenaufnahmen über einen Kopfhörerausgang am Phonographen. Ermöglicht hat dies eine frühe Entdeckung des deutschen Physikers Johann Philipp Reis: Sein "Telephon" konnte bereits 1861 Tonsignale über Kupferleitungen übertragen. Erst 1910 beginnt dann die kommerzielle Vermarktung von Kopfhörern.

Der US-Amerikaner Nathaniel Baldwin baut in seiner Küche einen Dual-Mono-Hörer mit Kopfbügel und zwei ohraufliegenden Muscheln. Ursprünglich für die U.S. Navy entwickelt, werden "Baldy Phones" schnell zu Kassenschlagern und bringen der Baldwin Radio Company jährlich mehr als zwei Millionen US-Dollar ein. Sein Vorteil ist der Mangel an effizienten Verstärkertechnologien, denn keiner der frühen Phonographen oder Gram-o-phone kann akustisch laut genug verstärken. Ein "Baldy Phone" wird direkt vom Pluspol einer Radio-Batterie mit Spannung versorgt, was höhere Lautstärken ermöglicht, die Bedienung jedoch überaus "spannend" macht. Berührt der Musikgenießer versehentlich den nackten Kopfhörerausgang, während er mit der anderen Hand den Sitz des Kopfhörers überprüft, macht es "peng"!
Radio Esel
In einer Welt ohne Radio und Fernsehen spielen die Kopfhörer eine überaus tragende Rolle als Vermittler von Kultur- und Unterhaltungswerten. Um die neuen Musikaufnahmen auch der Landbevölkerung zugänglich zu machen, werdenZinnfolien-Phonographen auf Eseln geschultert und aus der Stadt in die Dörfer geritten. Für fünf Cent erklingt dann ein kratzig-verrauschter Marsch oder die beliebte "Chirp Chirp Polka".
In den wilden Zwanzigern erlöst schließlich das drahtlose Radio die viel geschundenen Eselsrücken und eine elektroakustische Revolution bahnt sich an. Die elementare Verfügbarkeit von Stromenergie beseitigt ein großes Problem bisheriger Tontechnik: die unzureichende Lautstärke. Elektrizität liefert auch den spannenden Stoff für leistungsstärkere Kopfhörer-Technologien.

1937 baut Beyerdynamic den ersten elektrodynamischen Kopfhörer: DT-48. Ursprünglich als Headset für Funk- und Telefontechniker im Zweiten Weltkrieg entwickelt, steht DT für "Dynamisches Telefon". Das Modell ist bis heute in modernisierter Form erhältlich. Aufgrund der Kriegsschäden setzt Beyerdynamic erst im Wirtschaftswunder-Jahrzehnt seine Kopfhörerserie mit dem Folgemodell DT-49 fort. Dieser "Stielhörer" ähnelt einem alten Telefon und kann mit einem Griff ans Ohr gehalten werden: eine praktische Art, die in den "Plattenbars" der 50er-Jahre zum Kult wird. 1957 erscheint auch die erste Stereo-Schallplatte mit Eisenbahngeräuschen und den "Dukes of Dixieland" - jeweils auf einem Kanal. Stereophones Hören ist weder standardisiert noch ausreichend erforscht.