Testbericht
Röhren-Vollverstärker Magnat RV 1
Für seine Boxen hat Magnat sehr häufig großes Lob bekommen. Welche Note kriegt der RV 1 für 2000 Euro als allererster Röhrenverstärker der Firma?
- Röhren-Vollverstärker Magnat RV 1
- Datenblatt

Zu den absoluten Raritäten zählen Röhren-Vollverstärker derzeit eigentlich nicht. Der brandneue RV 1, den Magnat jetzt für 2000 Euro auf den Markt bringt, strebt aber unzweifelhaft eine Sonderstellung an. Solch ein prächtiges, durchweg aus fingerdicken Aluplatten gefertigtes Chassis hat noch nie ein Amp dieser Preisklasse mitgebracht. Und obendrauf auch nicht so viele Vorstufenröhren - deren Vielzahl sich keineswegs aus reiner Lust zur Völlerei, sondern aus dem Vorhandensein einer zusätzlichen Röhren-Phonosektion und aus einem besonders feinen Schaltungskonzept erklärt.

"Shunt Regulated Push Pull" heißt die Formel, mit der Magnat einen Großteil der Trioden-Eingangsstufen veredelt. Nun liegt in der Anoden-Spannungszuführung statt eines schnöden fixen ein von einer weiteren Triode gebildeter variabler Widerstand. Diese Dreipolröhre wird so angesteuert, dass die untere Kollegin stets im optimalen Arbeitsbereich verbleibt, wenig klirrt und die gesamte Anordnung besonders viel Strom abliefern kann. Wenn die Musiksignale von einer LP und einem Moving-Magnet-Abtaster kommen, durchlaufen sie pro Kanalseite nicht weniger als fünf dieser sensiblen SRPP-Tandems, wobei die ersten vier ohne jegliche Über-alles-Gegenkopplung auskommen, also ohne gröbliche Im-Nachhinein-Korrektur. Erst danach erzeugen "normal" geschaltete Doppeltrioden ein Gegentaktsignal, mit der ein entsprechend aufgestelltes EL-34-Endpentoden-Pärchen optimal ausgesteuert wird.
Eine Relaisbank für die Eingangswahl, per Vollmetallknopf zu bedienendes oder auch fernsteuerbares Lautstärke-Motorpotentiometer von Alps, ein weiterer Edeldreher für die Balance, massive, vergoldete Lautsprecherklemmen - die Liste der Vorzüge hört damit noch lange nicht auf. Und sie endet de facto erst bei dem Umstand, dass die Justage des Endröhren-Ruhestroms - eines fernen Tages wird sie auch beim RV 1 fällig - nur über Spindeltrimmer bei den einzelnen Röhren und Schraubenzieher sowie über Messkontakte und Multimeter stattfinden kann.
Schon mit den ersten Takten Musik knüpfte der RV 1 wieder an den Lobesreigen an. Und gleich mit Schmackes: Dort, wo es bei günstigen Röhren-Amps allzu gern dünn und wattig tönt, stürmte der Magnat mit vollen, stabilen und wunderbar konturierten Bässen vor. Oder mit herrlich schnittigen, blitzsauber leuchtenden Klavierläufen. Selbst bei kantigsten Anschlägen geriet er nicht im mindesten in Verlegenheit.
Nach dem Tastenspiel-Hochgenuss etwa von Brad Mehldaus "Don't Interrupt The Sorrow" von "A Tribute To Joni Mitchell" (Nonesuch/Warner; CD des Monats von stereoplay 5/07) widmete sich der RV 1 bei "For The Roses" aufs Sensibelste und Eindringlichste der blühend-rankenden Gitarrenbegleitung, der millimetergenau abgebildeten, feinst vibrierenden Mundharmonika und schließlich der seelenvollen Stimme von Cassandra Wilson.
Empfahl sich der RV 1 - auch an durchschnittlich wirkungsgradstarken Boxen - von CD zu CD immer mehr als nicht irgendeine, sondern eine kompromisslose Röhre, kam zum Vergleich nur noch ein Highlight dieser Preisklasse in Frage, der Lua 4545 C (12/05, 51 Punkte, 1900 Euro). Luftig, warm, schön fließend - der Lua wusste sich tapfer zu wehren und blieb dennoch ohne Chance. Der Magnat agierte transparenter, griffiger und räumlicher. Das ergab klar einen Punkt mehr.
Zu alledem besitzt der RV 1 ja noch ein aufwendiges Phonoteil für MM-Tonabnehmer mit einer sehr feinen und lebendigen Wiedergabe, die nur in der Basskraft und im Großraum nicht ganz an die CD-Klänge heranreicht. Als Gesamtnote gibt der Prüfer dem Probanden Magnat RV 1 nicht nur ein "magna", sondern sogar ein "summa cum laude". Auf Deutsch: stereoplay Highlight.
Magnat Audio Produkte RV 1
Magnat Audio Produkte RV 1 | |
---|---|
Hersteller | Magnat Audio Produkte |
Preis | 2000.00 € |
Wertung | 52.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |