Standlautsprecher
Magnat Signature 707 im Test
Ist das die Renaissance der 4-Wege-Box? Können zwei Hochtöner im Tandem harmonisch spielen? Die Konstruktion ist nicht nur mutig, sondern auch erstaunlich klangstark.

Jedesmal wenn ich einem Edellautsprecher von Magnat begegne, staune ich über den Mut der Entwickler aus Pulheim. Alle Konkurrenten bauen, wie es die Erwartungen vorgeben. Doch Magnat schert aus. So sieht auch die Signature 707 wie ein typischer Standlautsprecher aus, doch die Augen können täuschen. Befragen Sie sich selbst – was sehen Sie?
Ist das ein Dreiwegler, obwohl die drei silbernen Chassis identisch aussehen? Es könnte sich auch um eine 2,5-Wege-Konstellation handeln. Dazu dieses seltsame Konstrukt dazwischen. Hinter einer massiven Aluminiumplatte vereint Magnat einen überraschend großen Hochtöner und setzt noch eine kleinere Membran darüber. Beide setzen auf Seide als Membranmaterial. Auf besagter Alu-Platte prangt dazu noch ein Signet: „High-Res-Audio“.
Das wirkt wie ein Orden auf der Admiralsuniform. Stimmt so aber nicht. Diese Auszeichnung gibt es nicht für Heldentaten. Eine Kommission in Japan wacht über diese Ehrenbezeichnung, die man nur bekommt, wenn der Lautsprecher auch mindestens 20 Kilohertz wiedergibt – und zudem einiges Geld in die Kassen der Japaner geflossen ist. Also eine Zugabe mit Vorbehalt.

Der Aufbau der Magnat Signature 707
Lösen wir das Rätsel auf. Das ist ein echter Vierwegler. Das oberste Chassis ist der Mitteltöner, der sich äußerlich nur in Feinheiten von seinen tieferen Brüdern unterscheidet – im Inneren umso mehr. In der Höhe spielt der „gemeine“ Hochtöner bis 2700 Hertz herab, sein kleines Brüderchen springt ab 17 Kilohertz an und strebt ins All – bis 54 000 Hertz. Das macht Magnat so schnell kein Mitbewerber nach.
Die beiden Hochtöner sitzen eingebettet zwischen einem Mitteltöner und zwei Bässen, jeweils mit 17 Zentimetern. Sieht super aus, funktioniert auch klanglich. Was zudem gefällt: Die Verarbeitung ist überaus hochwertig, die Zugaben sind mehr als anständig. So halten die Frontbespannungen magnetisch, klasse auch die Traversen und die Spikes. Hier hat sich Magnat in die Rolle des Nutzers versetzt. Die Spikes wurden an der Spitze gekappt, statt Vollmetall gibt es einen kleinen Gummikegel, der gerade bei sensiblem Parkett dem Wohnraum guttut.
Zudem liegt sämtliches Werkzeug zum Aufbau und zur Justage bei – zehn von zehn möglichen Punkten. Nebenthema: Alle Chassis wurden von Magnat selbst entwickelt. Da hätten wir also die Gewebemembranen in der Höhe. In den Mitten und Bässen schwingt dagegen Metall – vielmehr ein Chassis aus einem Keramik-Aluminium-Gemisch. Dazu gibt es noch zwei Bassreflex-Ports auf der Rückseite.

Der Klangtest der Magnat Signature 707
Genau an dieser Stelle schauen wir auf den Preis. 1000 Euro wünscht sich Magnat pro Lautsprecher. Das ist kein Kampfpreis, aber absolut angemessen. Wir werfen den Player an. Oder besser: den Streamer – weil wir in 24 Bit unterwegs sind. Sagt Ihnen der Name „Senjutsu“ etwas? Das ist das neue Album von Iron Maiden. Wie immer werden die Regler auf dem Mischpult auf Ultimo hochgefahren.
Der Titelsong klingt wie eine spätromantische Symphonie unter Drogeneinfluss. Sehr dick, jedes Instrument schreit uns an. Die 707 sonnt sich in diesem Kraftakt. Eine Klangwand steht vor uns. Dann plötzlich „Death of the Celts“ – zwei Gitarren links und rechts in der Stereo-Achse, das Schlagzeug in der Mitte. Alles erstaunlich reduziert. Großartig, wie die 707 genau diese Musik liebt. Das ist überraschend plastisch.
Mehr Klangerotik geht nicht. Natürlich zünden Iron Maiden noch die elektrischen Gitarren und die maximale Lautstärke. Normalsterbliche Lautsprecher würden in Ohnmacht fallen. Doch die beiden Magnats halten den Kurs. Das sind Kraftpakete, vor denen wir zu dieser Musik am besten rhythmisch den Kopf schütteln.

Die Tonqualität der Magnat Signature 707
Geht es auch feiner? Natürlich. Der HiRes-Hochtöner ist für Feingeister geschaffen. Der Isländer Víkingur Ólafsson wird von der Deutschen Grammophon als neues Genie im Katalog gefeiert. Mozarts Sonate „facile“, eine kleine Handarbeit für Anfänger, klingt hier wie ein Meisterwerk. Die Magnat sucht ihr Heil im Mix aus Analyse und Tempo. Wer genau hinhört, kann das Schwingen der Saiten hören. Fein, wie sich ein Akkord durch den anderen ablöst.
Alles leicht – da spürt man die hohe Luft des Superhochtöners. Also gerade auch ein Lautsprecher für die Klassik-Fans. Noch etwas Jazz? Seit rund einem Jahr ist das Album „On Vacation“ von Till Brönner auf dem Markt. Man kann sich daran nicht satthören. Wir sind in Ferienlaune und trinken „Lemonade“ mit Blick auf den Strand. An schlechten Lautsprechern fehlt der ganz feine innere Rhythmus. Hier jedoch swingt es mit Sogwirkung. Klar ein Gute-Laune-Lautsprecher. Aber mit Tiefgang.
Im Titelsong müssen wir mit den Fingern mit schnippen – toll die Kantigkeit des Schlagzeugs und das blitzsauber abgehobene Trompeten - solo. Wieder verzückt die Geschlossenheit der Chassis im harmonischen Zusammenspiel. Dieser Doppelhochtöner ist kein Gimmick, sondern der entscheidende Garant für Luft und Eleganz.
Fazit
Keine Wunder, aber eine großartige Handarbeit. Diese Lautsprecher können nicht nur brillant oder ultratief – sie musizieren. Auf einem Niveau, das weit über dem Preisschild liegt. Der Spaßfaktor ist groß, die Analyse ist da – alles gelingt leicht.