Sony Xperia 10 VI getestet: Ultraleichtes Smartphone mit XXL-Akkulaufzeit

Sony hat 2024 mit dem Xperia 1 VI nicht nur sein bisher bestes 1er in die Regale gestellt (443 Punkte im connect-Test), sondern mit dem Xperia 10 VI auch seine Mittelklasse aufgefrischt. Das besonders schlanke und leichte Android-Smartphone wird mit einer UVP von 399 Euro verkauft, bei Amazon haben wir es aber schon für 360 Euro gesehen. Das ist ein stolzer Preis, wenn man bedenkt, dass die Japaner ein OLED mit nur 60 Hertz einbauen. Für einen ähnlichen Betrag bekommt man ein Poco F6 mit dem brandneuen Qualcomm Snapdragon 8s oder Samsungs Top-Modell der A-Serie, das Galaxy A55, das mit 383 Punkten im connect-Test einen guten Eindruck hinterlassen hat. Kann sich das Xperia 10 VI trotzdem behaupten? Wo die Stärken und Schwächen liegen, zeigt unser Test.

Sony Xperia 10 VI: Technische Daten

• Preis und Speicher: 399 Euro mit 8/128 GB
• Farben: Schwarz, Blau, Weiß
• Größe und Gewicht: 155 x 68 x 8 Millimeter und 164 Gramm
• SoC: Qualcomm Snapdragon 6 Gen 1
• Display: 6,1-Zoll OLED im 21:9-Format, 60 Hz Bildwiederholrate, 1080 x 2340 Pixel
• Kameras: Ultraweitwinkel (16 mm) mit 8 MP, Weitwinkel (26 mm) mit 48 MP (12 MP Fotoauflösung)
• Frontkamera: 8 MP
• Konnektivität: 5G, LTE, WiFi 5, Bluetooth 5.2, NFC, USB-C (2.0), Klinkenbuchse
• Akku: 5000 mAh, 30 Watt kabelgebunden
• System: Android 14, Updates 3+4 Jahre
• Besonderheiten: IP68, kein Netzteil und kein Kabel im Lieferumfang

Schlichtes Design, top verarbeitet

Bei Design macht Sony keiner etwas vor, die Japaner überzeugen seit Jahren mit ihren schlichten Smartphones, die so glatt und schnörkellos gestaltet sind, dass sie wirken wie aus einem Block gefräst. Das Xperia 10 VI macht hier keine Ausnahme, unser Testmodell kommt in schwarzgrau, mit einer Rückseite aus mattem Kunststoff, die fließend in den kantigen Kunststoffrahmen übergeht. Wenn man das Phone in die Hand nimmt, vergisst man fast, dass es nur aus Kunststoff besteht. Andere Hersteller verwenden in dieser Preisklasse bereits Glas und Metall, die eine höhere Anfassqualität bieten.

Dem Kunststoff verdanken wir eine große Stärke des Xperia 10 VI: Es gehört mit nur 164 Gramm zu den leichtesten Smartphones auf dem Markt. Das liegt natürlich auch daran, dass Sony ein relativ kleines Display im gestreckten 16:9-Format einbaut, das für eine besonders schlanke Linie (155 x 68 x 8 Millimeter) sorgt. Wer ein sehr kompaktes und leichtes Smartphone sucht, ist hier richtig.

Sehr selten in der Preisklasse ist der Staub und Wasserschutz nach IP68, den Sony dem Xperia 10 VI verpasst. Nur Samsung bietet ähnliches bei der A-Klasse (Galaxy A35 und A55 mit IP67).

OLED leuchtstark, aber nur mit 60 Hertz

Die Displayränder sind unsymmetrisch und fallen relativ breit aus, vor allem chinesische Hersteller bauen bei ihren 400-Euro-Smartphones enger an der Kante. Bei denen ist auch eine Bildwiederholrate von 120 Hertz Standard, die für ein besonders weiches Scrolling wichtig ist. Sony verzichtet darauf und setzt weiter auf 60 Hertz. Das ist eigentlich ein No-Go. Die Auflösung bewegt sich mit 2.520 x 1.080 Pixel im Normalbereich, auch bei Leuchtkraft und Kontrastausbeute zeigt der Daumen nach oben. In der Summe hinterlässt das OLED also einen durchwachsenen Eindruck.

Frontseitig abstrahlende Lautsprecher

Die Displayränder fallen oben und unten besonders breit aus, weil Sony hier Stereo-Lautsprecher platziert, die frontseitig und somit direkt auf den Betrachter abstrahlen. Der Sound ist denn auch druckvoll und sehr klar. Aber Sony kann sich hier nicht von der Konkurrenz absetzen, ein Galaxy A55 schafft eine höhere Lautstärke.

Das SoC ist ebenfalls oldschool

Passend zum 60-Hertz-Display gesellt sich ein betagtes SoC: Qualcomms Snapdragon 6 Gen 1 wurde im September 2022 vorgestellt, hat also schon zwei Jahre auf dem Buckel. Für den Alltag mit Chatten, Videos und Social Media ist das ausreichend, für anspruchsvolle Games aber zu wenig. Auch Power-User werden das Xperia 10 VI schnell an Grenzen bringen.

Der interne Speicher fasst 128 GB wovon 103 GB ab Werk zur Verfügung stehen. Wenn es knapp wird, kann man per MicroSD aufrüsten. Dual-SIM ist möglich, erfreulicherweise per eSIM. Man ist beim Xperia 10 VI also flexibel bei der Nutzung von eSIM und Nano-SIM. Die WiFi-Connectivity überzeugt dagegen weniger, denn Sony verzichtet auf WiFi 6. Der Durchsatz per WiFi 5 ist durchschnittlich.

Die USB-C-Buchse überträgt Daten über den veralteten 2.0-Standard, was in dieser Preisklasse leider immer noch Standard ist. Ein Alleinstellungsmerkmal ist dagegen die Klinkenbuchse auf der Oberseite des Smartphones, man kann also kabelgebundene Kopfhörer direkt anstecken.

Kamerasystem mit Licht und Schatten

Das Kamerasystem hat Sony im Vergleich mit dem Xperia 10 V abgespeckt, statt 3 Brennweiten müssen nun zwei reichen, ein Ultraweitwinkel und ein Weitwinkel. Einen Telezoom gibt es nicht mehr. Hier die technischen Eckdaten:

• Ultraweitwinkel: 16 mm; f/1.8, 8 Megapixel
• Weitwinkel: 24 mm; 48 Megapixel (effektiv), Fotos mit 12 Megapixel; f/1.8; OIS

Die Fotoqualität hängt davon ab, welches Objektiv man betrachtet. Das Ultraweitwinkel kann man bestenfalls für Schnappschüsse bei gutem Licht verwenden. Die Hauptkamera macht es deutlich besser, hier erwartet den Nutzer eine preisgerechte Qualität. Das gilt auch für den Zweifachzoom, der laut Sony optisch über Cropping auf dem Sensor realisiert wird und bei gutem Licht sehr überzeugend auftritt. Aber in der Summe bietet Japan hier allenfalls Durchschnittskost, vor allem das Ultraweitwinkel zieht die Gesamtwertung nach unten, wie ein Vergleich mit Samsungs Galaxy A55 zeigt. Das Kamerasystem ist jedenfalls kein starkes Kaufargument beim Xperia 10 VI.

Die Kamera-App bietet zwar einige Einstellungen, aber es fehlen Features. Wir haben einen Makromodus und eine Zeitrafferfunktion vermisst, außerdem fehlt eine RAW-Option. Neu und sehr gelungen ist die App "Video Creator", mit der man Kurzvideos aus den selbst aufgenommenen Fotos und Videos erstellen kann. Dazu wählt man einfach die gewünschten Dateien aus, stellt die Wiedergabedauer ein und das Video wird automatisch erstellt.

Selfies knipst man mit 8 Megapixeln Auflösung. Das Ergebnis ist nicht sehr detailreich und etwas matschig, auch hier hinterlässt das Kamerasystem keinen bleibenden Eindruck.

Schlankes System mit wenigen Extras

Das Xperia 10 VI kommt mit Android 14 zum Kunden, wie bei Sony üblich in seiner unverbastelten nativen Form ohne große Herstelleranpassungen. Die schnörkellose Oberfläche ist Geschmackssache, uns ist sie zu schlicht, auch weil Software-Features fehlen, die bei Xiaomi & Co seit Jahren Standard sind. Warum gibt es kein Always-on-Display? Warum gibt es keine Gesichtsentsperrung? Sony lässt einiges weg und vor diesem Hintergrund hätte zumindest der Software-Support noch länger ausfallen können. Der Hersteller verspricht "3+4", also drei neue Android-Versionen und vier Jahre Sicherheitspatches. Das sind keine schlechten Werte, aber es geht noch länger, Google und Samsung machen es vor.

Praktisch: Die Side Sense genannte Seitenleiste. Damit kann man auf häufig genutzte Apps und Funktionen zugreifen, indem man einfach doppelt auf den Bildschirmrand tippt. Außerdem lassen sich über die Leiste zwei Apps gleichzeitig öffnen, um besseres Multitasking zu ermöglichen.

Akku mit neuen Rekordwerten

Das Xperia 10 V hat bei uns im Testlab mit seiner rekordverdächtigen Ausdauer für Aufsehen gesorgt und die Frage lautet natürlich, ob der Nachfolger noch einen draufsetzen kann. Und tatsächlich: Mit 19:51 Stunden in unserem genormten Testverfahren kann Sony noch vier Minuten mehr herauskitzeln. Der Unterschied ist aber so gering, dass er im Alltag kaum ins Gewicht fällt. Das Xperia 10 VI gehört wie der Vorgänger zu den Smartphones mit der besten Akkulaufzeit. Zwei Tage ohne Steckdose sind überhaupt kein Problem.

Sony verzichtet nicht nur auf ein Netzteil, sondern auch auf alle anderen Beigaben, nicht einmal ein USB-Kabel ist dabei. Mit unserem Labornetzteil lädt das Xperia 10 VI fast genauso träge wie der Vorgänger, man ist nur einen Tick schneller unterwegs. In 37 Minuten sind 50 Prozent erreicht, nach 116 Minuten ist das Smartphone bei 100 Prozent. Kabelloses Aufladen wird nicht unterstützt

Funkeigenschaften und Akustik gut

Die Akustik beim Telefonieren ist im positiven Sinne unauffällig, gegenüber dem Vorgänger hat Sony die Geräuschunterdrückung verbessert und die Lautstärke in Senderichtung erhöht. Auch bei den Funkeigenschaften zeigt der Daumen nach oben.

Einziger Wermutstropfen: Wir können kein lowband 5G NSA messen, die technisch anspruchsvolle Kombination aus LTE 800 und 5G 700 MHz wird nicht unterstützt. Das Xperia 10 VI lässt hier ein paar Punkte liegen. Für ein sehr gutes Ergebnis müsste Sony zudem die Sendeleistung noch etwas weiter aufdrehen.

Fazit: Kompakter und leichter Allrounder mit Schwächen

Das Xperia 10 VI ist eine gute Wahl für alle, die ein kompaktes und top verarbeitetes Smartphone mit langer Akkulaufzeit suchen. Neben diesen Stärken gibt es aber auch einige Schwächen. Ein 60 Hertz-Display ist in dieser Preisklasse nicht mehr zeitgemäß, das gilt auch für das betagte SoC und die lückenhafte Connectivity.