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Mini QLED-TV

TCL 65C935 im Test: Mini QLEDs, maxi Brillanz

Wenn besonders viele Mini-LEDs einen LCD-TV antreiben und zudem noch die Reinheit der Farben durch Quantum-Dot Kristalle maximieren, sind höchste HDR-Genüsse zu erwarten. In vierter Generation drängt der TCL 65C935 an die Spitze der TV-Evolution. Wir haben ihn getestet.

Autor: Roland Seibt • 13.1.2023 • ca. 5:05 Min

TCL 65C935 im Test
TCL 65C935 im Test: Mini QLEDs, maxi Brillanz
© TCL

Die Firma TCL ist einer der größten TV-Hersteller der Welt, besitzt eigene Panelfabriken und war der Erste, der ein QLED TV-Gerät auf dem Markt brachte, das seine Kontraste durch Zigtausende Mini-LEDs im Backlight perfektionierte. Hardware und Ansteuerung wurden nun in der vierten Generation wied...

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Pro

  • Mini-QLED mit sensationellem Kontrast, echter 3D-Sound, Android 11 mit viel ROM, Gamingfeatures

Contra

  • wenig feinfühlige Bildverarbeitung, kein USB-Recording, Singletuner

Fazit

connect-HOME-Urteil: überragend (902 von 1005 Punkten)

90,0%

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Die Firma TCL ist einer der größten TV-Hersteller der Welt, besitzt eigene Panelfabriken und war der Erste, der ein QLED TV-Gerät auf dem Markt brachte, das seine Kontraste durch Zigtausende Mini-LEDs im Backlight perfektionierte. Hardware und Ansteuerung wurden nun in der vierten Generation wieder weiter verbessert und sollen noch klarere, megabrillante Spitzlichter vor tiefschwarze Hintergründe zaubern.

In der Tat gelingen dem TCL 65C935 mit die höchsten lokalen Kontraste aller LCD-Fernseher, was in der hohen Anzahl an Clustern, also Zonen, in denen die Hintergrundbeleuchtung sich anpasst, begründet liegt. Wie viele Zonen es genau sind, verrät das Marketing wie üblich nicht.

Wir haben nachgezählt und sind auf überragende 1080 Dimmingzonen gekommen, verteilt auf 36 Spalten in 30 Zeilen. Jedes Cluster besteht dabei aus Dutzenden Miniatur- LEDs, die ihr Licht laut Hersteller nun kreisförmiger abstrahlen als früher, also die eh kaum sichtbaren Lichtkränze um Objekte zusätzlich noch von ihrer Kantigkeit befreien.

Dabei rücken Backlight und LCD-Panel noch näher zusammen, sodass die Dicke des Displays nochmals verringert werden konnte. Mit nur 4,5 cm Tiefe ist der TCL schlanker als die meisten OLEDs. Und bei unseren HDR-Messungen stellte sich heraus, dass er auch doppelt bis viermal so brillant sein kann.

TCL 65C935 im Test: Fernbedienungen, TV Seiten-Ansicht
(links) TCLs schlanke Fernbedienung (rechts) befriedigt mit Zahlen- und Farbtasten alle klassischen TV-Belange. Die smartere Alternative (links) nimmt Sprachbefehle entgegen und besitzt mehr Direkttasten für Apps und Portale. (rechts) Das Mini-LED Backlight besitzt eine Zero-Gap Technologie. Damit kann der Körper des 65C935 faszinierend schlank bleiben.
© TCL / Montage: connect HOME

Großer kleiner Bruder

Den C935 gibt es in 75 und 65 Zoll, und der hier angegebene Einführungspreis von 4000 Euro scheint in der harten Realität nicht haltbar zu sein. Zum Testzeitpunkt im Dezember 2022 wird der TCL bei Fachhändlern bereits für knapp die Hälfte gelistet, was ihn zu einem überaus interessanten Angebot macht.

Zu seinem größten Problem könnte die lästige Verwandtschaft werden. Erst kürzlich haben wir den kleinen Bruder 65C835 getestet (hier unser Test), und er hatte Großes geleistet.

Obwohl er nur auf 288 Dimmingzonen zurückgreifen konnte, brillierte er mit 1300 Nits brachialer HD-TV-Leuchtkraft. Leider ist der 65C935 bei standardisierten Messungen auch nicht viel heller, sondern erzielt seinen Kontrastgewinn durch den optimierten lokalen Schwarzwert.

Nebenbei wurde der kleine Bruder in puncto Klangqualität abgespeckt. Hier zeigen sich ebenfalls klare Vorteile des TCL 65C935. Ob das die geplante Preisdifferenz von 1000 Euro wert ist, kann man diskutieren. Aktuell liegt der Aufpreis aber nur bei 400 Euro, wo Qualitätsbewusste doch schwach werden könnten.

TCL C835 im Test
65-Zoll-Mini-LED-TV TCL 65C835 im Test
82,0%

Verarbeitung, Betriebssystem & Speicherplatz

Schon beim Aufstellen des Gerätes wurde klar, dass es weitere Vorteile in Form massiver Verarbeitungsqualität und edleren Designs gibt. Der C935 ist deutlich schlanker geraten als der C835, wiegt aber das Doppelte. Schützenhilfe beim Sound gibt es auch hier von Onkyo, und die Frontboxen des 2.1.2-Systems (180 W Musikleistung) strahlen durch ein Alu-Lochgitter sogar nach vorn ab. Und wie die Kanalkonfiguration schon durchblicken lässt, gibt es nach oben strahlende Wandler für 3D-Effekte, die sich aber natürlich an der Rückwand befinden.

Grundsätzlich handelt es sich bei TCLs Topmodellen um Android-TVs, hier in der aktuellen Version 11 und mit Updateversprechen. Angetrieben wird das System durch einen vierkernigen ARM A73 mit 1,3 GHz Takt und Zugriff auf 3 GB Ram. Sehr lobenswert ist, dass TCL den TV mit großzügigen 22 GB nutzbarem Massenspeicher ausstattet.

Die knapp 4 GB, die man bei einem Spitzen-TV von Sony übrig hat, sind dagegen ein Witz. Auch wenn die Rechenpower dieses TCL-Fernsehers als hochwertig anzusehen ist, war das Google-TV-Hauptmenü mit seinen Filmvorschauen nicht immer perfekt schnell geladen. Hier kann man aber wohl weniger TCL einen Vorwurf machen, als den Servern von Google.

Smart-TV Features & Extras

Überhaupt ist beim Thema Smart-TV alles im Lot. Die wichtigen Streamingportale sind am Start, und das Android-Universum wird in Gänze abgebildet. Was Einstellungsmöglichkeiten von System, Bild und Ton betrifft, kocht TCL keine eigenen Süppchen, sondern programmiert den Look der Menüs einheitlich analog zum Betriebssystem.

Allein Extras wie der „Spielleiter“ (Game Master), Medienplayer oder der Hörtest bekamen ein individuelles Design. Richtig gelesen: In diesem TCL-TV kann man sich einem Hörtest unterziehen. Dabei wird nicht die Raumakustik eingemessen, sondern das Hörpotenzial des Nutzers bei unterschiedlichen Frequenzen ermittelt. Der Ausgleich von Schwachstellen kann für eingeschränkte Menschen durchaus förderlich bei Sprachverständlichkeit oder Höhenwiedergabe sein– eine gute Idee!

In fast die gleiche Kerbe schlägt die Nutzung des Fernfeldmikrofons zur Bestimmung der Klangsituation im Wohnzimmer. Bei lauten Fremdgeräuschen werden leise Filmtöne verstärkt, damit man sie besser wahrnimmt. Ähnlich klappt das ja auch mit der Bildqualität. Ein Sensor überwacht das Raumlicht und optimiert Lichtstärke sowie Durchzeichnung von Dunklem.

TCL 65C935 im Test: Screenshot Menü Gaming
Das Steuerungsmenü fürs Gaming verschafft einen Überblick über die vielen tollen Zusatzoptionen, wurde aber holprig ins Deutsche übersetzt.
© connect HOME

Weitere Ausstattungsmerkmale

Bevor wir zu dieser Lichtstärke kommen, noch ein paar Worte zur Ausstattung: Der Android-TV kann wunderbar Smart-TV, doch speziell bei Tuneroptionen macht er Zugeständnisse. Es gibt nur einen Vierwege-Empfänger, von Aufnahmefunktionen keine Spur.

Das hätten wir uns von TCLs Spitzenmodell anders gewünscht, denn auch wenn lineares Fernsehen an Bedeutungt verliert, ist es lange noch nicht tot. Und so schön die Integration vieler deutscher Streamingdienste auch ist, steht TCL fast allein da, wenn es um die noch ausstehende Integration einer Dekodierung von HD+ geht. Der Anbieter hat ja mitttlerweile fast alle Marken im Boot.

Wegweisend will TCL bei den Anschlüssen sein. Zwar bieten zwei der vier HDMI-Buchsen nur 18 Gbit/s also die maximale Leistung für Ultra-HD Blu-ray, doch sind die anderen beschriftet mit „4k@120 Hz“ und „4k@144 Hz“. Für Gamer gibt es 48 Gbit/s mit Freesync Premium, also variablen Bildraten (48–120 Hz).

Kein Topgerät kann heuzutage mehr ohne. Die Latenz haben wir in der Bildmitte bei 60 fps mit 16 Millisekunden gemessen, am oberen Bildrand bei 120 Hz liegt sie gar unter 5 ms. Leider gibt es noch Probleme mit einigen Grafikkarten, sodass die noch höhere Bildfrequenz von 144 Hz erst später freigeschaltet werden soll.

Bei den finalen Bildtests fiel im Tunermodus ab Werk dieselbe Grobschlächtigkeit auf, mit der schon der kleine Bruder Tunersignale aufgehübscht hatte. Im Kinomodus wird das erst offensichtlich, wenn man die gnadenlose Lichtstärke nutzt, die TCL zur Verfügung stellt.

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Hier sieht man, warum man HDR braucht, denn klassisches HDTV ist für solche Brillanzen einfach nicht geeignet. Insgesamt ist die Kompetenz von TCL, was die Aufbereitung von Farben betrifft, sehr hoch. An der Natürlichkeit des Bildes kann absolut keine Kritik geübt werden. In HDR geht der C935 richtig zur Sache und nutzt den überlegenen Farbraum der Quantum-Dot-Technik bei bis zu 2500 Nits.

Zum intelligenten Tonemapping gesellen sich Quellalgorithmen für DolbyVision-IQ und HDR10+. Durch die besonders kleinen Dimmingzonen können Spitzlichter deutlich heller strahlen als bei anderen Fernsehern, während es im Hintergrund hübsch dunkel bleibt. Bei Aspekten wie Blickwinkel, Raumlichtreflexion (1,34 %) oder leichtem statischen Rauschen bei dunklen Flächen reiht sich der TCL in der Spitzenklasse der LCD-Geräte ein, jedoch nicht an Referenzposition. Hier glänzt aber sein überragender Lokalkontrast.

Fazit

Durch das perfektionierte Backlight mit Mini-QLEDs wird die LCDTechnik auf die Qualitätsspitze getrieben und ist in einigen Belangen OLED überlegen. TCL hat diese Tugenden beim 65C935 dazu noch in ein smartes, massiv verarbeitetes Gesamtkonzept verpackt.