TCL 75C855 im Test: Das nächste Level an HDR-Brillanz
TCL hatte als erster Fernsehhersteller Tausende Mini-LEDs als Hintergrundbeleuchtung eines LCD-Geräts eingesetzt und damit Local Dimming auf die Spitze getrieben. Mit dem neuen QLED- Modell 75C855 peilt er nun weitere Kontrastrekorde an. Lesen Sie hierzu unseren Test.

Die chinesische Firma TCL ist international einer der bedeutendsten TV-Hersteller überhaupt. In Deutschland ist die Marke dafür bekannt, riesige Bilddiagonalen zu besonders attraktiven Preisen anzubieten. Der Wunsch nach immer größeren Bildern kommt nicht von ungefähr. TCL besitzt mit CSOT eine...
Die chinesische Firma TCL ist international einer der bedeutendsten TV-Hersteller überhaupt. In Deutschland ist die Marke dafür bekannt, riesige Bilddiagonalen zu besonders attraktiven Preisen anzubieten. Der Wunsch nach immer größeren Bildern kommt nicht von ungefähr.
TCL besitzt mit CSOT eine der modernsten Panelfabriken der Welt, wo jetzt schon Displays mit sagenhaften Diagonalen von bis zu 130 Zoll gefertigt werden können. Und es sind nicht nur die Prototypen, die Potenzial beweisen: TCL beginnt tatsächlich schon, TV-Geräte mit 115-Zoll-Diagonale (2,92 Meter!) zu vermarkten.
Für TCL sind dann auch 75 Zoll die „neuen 65“, sodass der hier getestete C855 uns erst gar nicht kleiner zum Test angeboten wurde. Und tatsächlich ist seine Bildkraft, was Farben und Kontrast angeht, derart überwältigend, dass man das alles möglichst groß erleben will.
Wer ein kleines Wohnzimmer hat, bekommt das Modell auch mit 65 Zoll, aber erst 85 oder gar 98 Zoll in Ultra-HD-HDR bescheren den reinen Kinospaß. Wer das hier getestete Modell 75C855X1 im Fachhandel sucht, könnte es übrigens auch unter den Namen 75Q10B oder 75C81B finden. Das sind spezielle Varianten, die technisch völlig identisch sein sollen.

Mini-LED-Backlight
Die „C8“-Reihe enthält nicht einmal TCLs hochwertigste QLED-Fernseher, sie bieten jedoch besonders ausgereifte Bildattribute zu moderaten Marktpreisen. Kenner der TV-Technik wissen, was sie erwarten dürfen, wenn TCL über ein Mini-LED-Backlight mit 2160 Zonen spricht: phänomenale Kontraste mit fein abgegrenzten, hell strahlenden Bildobjekten vor dunkelschwarzen Hintergründen.
Und tatsächlich konnte unser Labor 60 horizontale Lichtcluster ausmachen, die mit 36 vertikalen Positionen zu multiplizieren sind – ein deutlicher Gewinn gegenüber seinen Vorgängern und eine exzellente Aufstellung im Feld aller Mitbewerber. Anmerkung am Rande: Das 65-Zoll-Exemplar des C855 soll laut Datenblatt „nur“ 1344 Dimmingzonen haben.
Um das Wichtigste vorweg zu nehmen: In Kombination mit dem kontraststarken VA-LCD-Panel, das gut gegen Reflexionen geschwärzt wurde, und Quantum-Dot-Filtern für reinste Farben erzeugen die zügellosen Dimming-Algorithmen durch Spitzlichter von bis zu 4000 Candela eine Farbbrillanz, die in vielen Aspekten den Direktvergleich zu OLED nicht scheuen muss oder diese Technik sogar aussticht.

Alles in allem ein rundum gelungenes Konzept
Aber fangen wir beim Auspacken an und betrachten die Gesamtheit des Produkts. Der TCL 75C855 ist schön schwer, also massiv verarbeitet – beim Aufstellen knarzt oder verwindet sich nichts. Das Gerät ist wunderbar schlank, jedoch nicht übertrieben flach, die Ränder am Displayrahmen sind schön dünn.
Hinten finden wir einen Woofer mit der Aufschrift „Onkyo Ultra-Bass“ und sogar Upfiring-Speaker für Dolby Atmos und DTS:X. Während vorn und am Rahmen elegante dunkle Metalleinlagen die Erscheinung dominieren, besteht die Rückwand selbstverständlich aus Kunststoff, der jedoch hübsch kariert ist.
Bei den Anschlüssen gibt es wenig Überraschendes. Von den vier HDMI-Buchsen sind zwei auf 60 Hertz limitiert, eine bietet 120, die beste 144 fps. Aus den EDID-Daten lesen wir, dass Bildkompression nicht unterstützt wird, die beiden 2.1er-HDMIs aber bis 48 Gbit/s arbeiten. Die Rate der variablen Bildwiederholungen liegt zwischen 48 und 240 fps.

Der 75C855 versteht sich auf DolbyVision IQ ebenso wie auf HDR10+ adaptive und IMAX Enhanced, im Tonbereich akzeptiert er DTS-HD bis 192 kHz 7.1-kanalig und dazu Dolby Atmos. Hier bleiben keine Wünsche unerfüllt. Wir hätten uns nur mehr USB-Anschlüsse gewünscht, an die man für den linearen Konsum externe Festplatten für TV-Aufnahmen anschließen könnte.
Allerdings ist nicht einmal ein zweiter Tunerzug vorgesehen. Aufnehmen ist ja „so 90er“ – wie eigentlich auch der FBAS-Videoanschluss, den es bei TCL aber noch gibt. Heute wird stattdessen gestreamt und Mediatheken genutzt, wobei TCL dazu wirklich viele Möglichkeiten bietet. Wahrscheinlich haben wir eine zweite USB-Buchse übersehen, an die man eine Kamera für Videochats anschließen soll. Damit wäre unser TCL 85C855 sogar für die Gestensteuerung vorbereitet.
Überhaupt macht das Gerät, was seine smarte Soft- und Hardware betrifft, eine außerordentlich gute Figur. Der Prozessor entpuppt sich mit Mediatek 5896 als Quadcore A73, greift auf 2,5 GB RAM zu und stellt stolze 48 GB ROM zur freien Verfügung. Auf dem System läuft GoogleTV 12 schön flüssig und überaus reaktionsschnell – zumindest die meiste Zeit, denn wir hatten einige Aussetzer und Hänger vor allem im Tunermodus zu beklagen.
Das mag wohl daran liegen, dass das Testmodell erst Wochen nach unseren Tests auf den Markt kommt, und einige Server noch nicht vorbereitet waren. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass solche Fehler sich sogar ohne Firmwareupdate später nicht wiederholen lassen, also gehen wir mal vom Best Case aus.

Was wir als gegeben hinnehmen, ist die ziemlich lieblose Umsetzung des linearen TV-Empfangs. Wir mussten unsere Sat-Anlage dreimal identifizieren, durchsuchen und sortieren, bis wir eine perfekte Senderliste hatten. Natürlich sind alle Standardfunktionen wie Programmführer und Videotext vorhanden, aber eben nicht so hübsch umgesetzt wie moderne Funktionen à la Smartphone-Spiegelung mit Multiview, Klangeinmessung oder der Spielmeister.
Ja, TCL hat den Game Master, also das Bildschirmmenü zur Steuerung der Spielefunktionen, eingedeutscht, genauso wie einige Einstellungen und Funktionen der Bildverarbeitung, deren Wert wir erst richtig deuten konnten, nachdem wir die OSD-Sprache auf Englisch umgestellt hatten.
Der TCL bietet nämlich viel mehr Optionen und Feinheiten als Mitbewerber, sodass wir viele deutsche Bezeichnungen nirgendwo anders ableiten konnten. Darunter sind zum Beispiel viele Spielarten der Bewegungsglättung (Aktualisierungsrate) oder die Kalibration mittels DDC und externer Lookup-Daten. Für Letztere ist TCL eine gute Weiterentwicklung gelungen: Die beliebte Messsoftware Calman, deren Profiversion auch wir für unsere Bildanalysen einsetzen, ist nun für Autocal nutzbar.
Solch ein Laborsystem gleicht Mehrpunkt-Gamma, Farbbalance sowie Farbraum samt -Pegeln vollautomatisch ab und greift dazu sogar auf den 3D-Lookuptable zu – für HDTV und HDR getrennt. Für klassische Quellen bekommt man den TCL auf erstklassiges Studioniveau, in HDR wird aber gewaltig an der Kontrastschraube gedreht.
Voreinstellungen und Ergebnisse einer HDR-Kalibration funktionieren super bei vorgeschriebenen Fenstern mit 10 Prozent Bildschirmfläche. Ändert sich am Inhaltsverhältnis etwas, greifen die lokalen Dimmingfunktionen und maximieren die Brillanz.
Das Potenzial der maximal 4000 Nits soll nicht verschwendet werden, und so verstärkt der TCL Inhalte im Standard- und Dynamikmodus gnadenlos. Das Ergebnis ist aber auf den ersten Blick atemberaubend leuchtstark und farbsatt, wird also von vielen als perfekte Bildqualität wahrgenommen.
Im Kinomodus oder IMAX Enhanced stimmt die Farbtemperatur, und bis 2000 Nits wird ein wunderbar natürliches HDR-Bild dargestellt. Wie stark die vielen Mini-QLEDs im Backlight den Kontrast optimieren, sieht man, wenn man das lokale Dimmen deaktiviert. Dann wird das vormals fette Schwarz zu Dunkelgrau.
Jedoch reicht schon die Stellung „Niedrig“ für allerbeste Kontraste völlig aus, „Mittel“ und „Hoch“ knallen ungemein. Bei Skalierung und Nachbearbeitung aller Quellen leistet der Pentonic-Prozessor gute Arbeit, nur im Tuner glättet er deutlich mehr, als uns lieb war.
Fazit
Der 75C855 liefert supersatte, sehr natürliche Farben und dank seines Mini-QLED-Backlights einen absolut überragenden Kontrast. Das moderne Google-Betriebssystem, die solide Verarbeitung und die gute Gamingtauglichkeit runden das Konzept ab.
Aus dem Messlabor
Bildmessung Ultra-HD HDR BT.2100 12 Bit
In Spitzen pumpen die Mini-QLEDs das Panel auf mehr als 4000 Nits, bei 2000 sitzen die Farben perfekt. Die Lichtstärke ist jedoch stark von der Gesamtfüllung des Bildinhalts abhängig.

Bildmessung HDTV Full-HD, BT.709, 8 Bit
Frontal misst sich der TCL wie aus dem Lehrbuch. Ohne Justage werden Deltawerte unter 2 erzielt, selbst wenn man das Backlight hochfährt und bei 750 Nits ankommt.

Wir nutzen im Labor die Farbmesssoftware Calman Ultimate von Portrait Displays, siehe www.portrait.com
Display-Mikroskop
TCL setzt auf höchste Kontraste der VA-Technik, zur Verbesserung der Reaktion sind die Subpixel weiter unterteilt. Schwach ist hingegen der Blickwinkel. Helligkeit und Farbtreue nehmen schnell (ab 30°) ab.

Einstellungen: TCL 75C855
Vollbild an/ausKategorie | Wert |
---|---|
Bildmodus | Kino |
Lichtsensor | ein |
Lokal Dimmen | niedrig |
Helligkeit | 100 |
Farbsättigung | 50 |
Kontrast | 90 |
Schwarzstufe | 50 |
Bildschärfe | 0 |
Gamma | 2 |
Farbtemperatur | -5 |
EMPFOHLENER SEHABSTAND | |
TV 4,5 m | DVD: 4,0 m |
HD 2,7 m | UHD: 1,4 m |
GAMING | TCL lässt beim Gaming nichts anbrennen. Von ALLM über VRR (Freesync Premium Pro), Ultra-Widescreen bis HGIG geht alles. 4k@120fps wird mit 11 ms Latenz dargestellt, es gibt sogar 2k@240. |
Daten und Messwerte: TCL 75C855
Vollbild an/ausDaten und Messwerte | |
---|---|
Hersteller | TCL |
Modell | 75C855X1 |
Preis | 3300 Euro |
Klasse | www.tcl.eu |
MESSWERTE | |
Abmessungen in cm (B × H × T) | 167 × 96 × 30 (5,6) |
Bilddiagonale / Gewicht | 189 cm / 36 kg |
Kontrast ISO / in-Bild / dynamisch | 1411 / 12613 / >1 Mio |
Flächen- / Spitzenweiß / HDR | 763 / 754 / 4088 cd |
Gamma / Abweichung von BT.1886 | 2,4 / 2 % |
Farbtemperatur / Abweichung | 7054 K / 1 % |
Farbraum HDTV / HDR BT.2100 | 100 % / 79 % |
Ausleuchtung / Farbverteilung | 96 % / 98 % |
Latenz Film- / Game-Modus | 119 / 19 ms |
Einschalt- / Umschaltzeit | 5 / 2,6 s |
Verbrauch Max. / Film / Standby | 324 / 75 / 0,4 W |
ANSCHLÜSSE | |
Tuner: analog / DVB-T / -C / -S | 1 / 1 / 1 / 1 |
IP-Tuner / CI-plus | - / 1 |
HDMI / Komponente / AV-in | 4 / 0 / 1 |
USB (davon 3.0) / Netzwerk / WLAN | 1 (0) / 1 / ax |
Audioausgang | optisch, Kopfhörer, Bluetooth 5.2 |
Besonderheiten | – |
AUSSTATTUNG | |
Hintergrundbeleuchtung / regelbar | Mini-QLED / + |
… via Lichtsensor / via Bildinhalt | + / + |
100-Hz / 200-Hz / Backlight-Blinking | + / + / + |
High Dynamic Range (HDR) | DVIQ, HDR10+ad, HLG |
Filmmaker-Mode / ALLM / HGIG | - / + / + |
G-Sync / FreeSync / VRR | - / Premium Pro / 48-240 |
FPS 2k / 4k / 8k | 240 / 144 / - |
Farbtemperatur / Farbraum | Kalibr. / Kalibr. |
… RGB Gain+Offset / 10p / 20p | + / - / + |
Gamma / Rausch- / Artefaktfilter | +/ +/ + |
Medienwiedergabe | USB, ChromeCast, Airplay2 |
DLNA-Heimnetz | Client |
HbbTV / Betriebssystem | + / Google-TV (12) |
Smart-TV-Apps* | A, Ap, D, Di, G, J, M, Mx, N, P, R, Ra, S, Sp, W, Y, Z |
Sprachsteuerung / Smartphone-App | Google+Alexa / + |
Festplatte für Aufnahmen / über USB | - / - |
Zubehör | - |
*Abkürzungen für Smart-TV-Dienste: A=Amazon Prime Video, Ap=Apple TV , D=DAZN, Di=Disney+, G=Google Play Movies, H=HD+, J=Joyn, M=Magenta-TV, Mx=Maxdome, N=Netflix, P=Paramount+, R=RTL+, Ra=Rakuten, S=Sky, Sp=Spotify, W=Webbrowser, Y=Youtube, Z=Zattoo
Testergebnisse: TCL 75C855
Vollbild an/ausKategorie | Wertung |
---|---|
BILDQUALITÄT max. 500 | 474 überragend |
TV-Empfang 50 | 43 |
High Definition 75 | 74 |
Ultra High Definition (+HDR) 85 | 83 |
Kontrast 90 | 88 |
Schärfe 60 | 55 |
Farbdarstellung 55 | 53 |
Ausleuchtung /Blickwinkel 40 | 35 |
Bildverbesserung 45 | 43 |
KLANGQUALITÄT max. 60 | 44 gut |
AUSSTATTUNG max. 260 | 225 sehr gut |
Tuner 65 | 54 |
Anschlüsse /Kommunikation 85 | 72 |
Medien /Smart-TV /Gaming 60 | 57 |
Sonstiges /Ökologie 50 | 42 |
BEDIENUNG max. 105 | 96 überragend |
Menügestaltung /Handling 25 | 21 |
Einstellungsmöglichkeiten 40 | 40 |
Installation 15 | 13 |
Fernbedienung 25 | 22 |
VERARBEITUNG max. 80 | 72 überragend |
Anmutung 25 | 22 |
Material 55 | 50 |
URTEILmax. 1005 | 911 überragend |
Info: Viele, viele, bunte Mini-LEDs
Sein Backlight verleiht einem LCD-TV Leuchtkraft und Farbvielfalt. Je mehr, desto besser.
Auch bei QLED-TVs werden die Bildpunkte von LCD-Panels erzeugt. Jedes Pixel ist ein Flüssigkristall- Lichtventil, das mehr oder weniger Energie vom Backlight durchlässt. So ganz und in jede Richtung wird das Licht jedoch nicht blockiert. So hellt Schwarz auf, und der native Kontrast wird auf 1:2000 bis 1:500 beschränkt – je nach Blickwinkel nochmal deutlich weniger.
Der Trick, mit dem sich der Kontrast immens steigern lässt, besteht in lokalem Dimmen. Das Backlight ist nicht wie früher überall gleich hell, sondern kann kleine Bereiche (Cluster) des Displays individuell hinterleuchten. Für dunkle Bildpartien liefert es nur genau die Menge an Licht, die das hellste Pixel dort benötigt, Schwarz wird satter.
Je mehr Zonen es gibt, desto präziser können Bildobjekte angestrahlt werden, ohne Lichtkränze im Umfeld zu bekommen. Primitive Local-Dimming- TVs haben ab 16 Zonen, ordentliche Ergebnisse erhält man ab 100. Im Topgeräten wie unserem TCL 75C855 werkeln Tausende Mini-QLEDs zum Einsatz, die in sage und schreibe 2160 Zonen angesteuert werden.