Testbericht
Test: Creek Wyndsor Phono Preamp
Für seinen bisher mit Abstand teuersten Entzerrer, den Wyndsor Phono Preamp (1850 Euro) hat Michael Creek besonders tief in die Trick- und Bauteilkiste gegriffen.
- Test: Creek Wyndsor Phono Preamp
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Im Hauptgehäuse herrscht Doppel-Mono in Reinkultur. Zwei identische Verstärkerplatinen bilden einen Doppeldecker, der linke Kanal residiert oben, der rechte im Parterre. Versorgt werden die Schaltungen aus einem externen Netzteil, das über ein schickes Kabel mit einrastenden Steckern angeschlossen wird.

Die für diese Anwendung auffallend hohen Spannungen, die das Stromhäuschen liefert (20V), ermöglichen der Ausgangsstufe eine entsprechend ambitionierte Ausgangsspannung von bis zu 10 Volt, was für Dynamik und Übersteuerungsfestigkeit bereits Gutes ahnen lässt. Die dritte Versorgungsspannung (12V) stammt aus einem zweiten Trafo und speist ausschließlich Relais und digitale Verbraucher.
Während sich in den meisten Phono-Preamps weder das eine noch das andere findet, besitzt der Creek Wyndsor wegen seiner komfortablen, menügeführten Einstellung von beidem reichlich: Eingangsverstärkung, Abschlusskapazität und -Widerstand lassen sich jeweils vier- bis fünfstufig verstellen, hinzu kommt die Wahl zwischen RIAA- und IEC-Kennlinie, wobei letztere einem Subsonic-Filter entspricht.

Die resultierenden Kombinationen lassen sich speichern, mit dem Namen des zugehörigen Tonabnehmers taufen und später wieder abrufen. Da das fürs Menü nötige Vakuum-Fluoreszenzdisplay hochfrequent getaktet und damit störverdächtig ist, kann und sollte man es im normalen Hörbetrieb abschalten.
Eingangsseitig verfährt Creek ähnlich wie die deutschen Kollegen von Transrotor: Wenn es die Verkabelung des Plattenspielers ermöglicht - der Minuspol des Tonarmkabels also nicht irgendwo im Leitungsverlauf mit Masse in Verbindung steht - dürfen Musiksignale auch den Wyndsor genau so betreten, wie der Tonabnehmer sie schuf: als symmetrische Plus- und Minus-Paare, die dank eines darauf optimierten Verstärkerchips besonders großen Störabstand versprechen.
Löten ohne Furcht und Tadel
Die königlich-soliden XLR-Buchsen des Transrotor Phono 8 MC SYM kann der Creek Wyndsor aber wohl aus Platz- und Anordnungsgründen nicht bieten. Stattdessen empfängt er die zarten Ströme mit dreipoligen Mini-DINs, was an sich auch kein Problem wäre, wenn es brauchbare, von durchschnittlichen Hobbylötern ohne Tourette-Anfälle konfektionierbare Stecker dafür gäbe. Die mitgelieferten zählen nicht dazu. Wer plant, sie an seine Tonarmkabel zu bauen, sollte sich auf winzige Pins gefasst machen, die nur widerwillig Zinn annehmen, dafür aber blitzartig jeden Halt verlieren, weil das sie umgebende Billig-Plastik in der Löthitze schmilzt wie Butter.

Die Mühe (und eventuell ein bei Conrad für zwei Euro erhältliches Ersatzpärchen zum Üben) lohnt sich aber, weil der Creek symmetrisch angesteuert im oberen Bass zwar einen Hauch schlanker, dafür aber ingesamt deutlicher und feiner spielt als über die normalen Cincheingänge. Mit ganz großformatigen Musikereignissen wie der Platte von Trilok Gurtu und Simon Phillips ließ er den Vortritt dennoch dem Transrotor, der einfach mehr Übersicht wahrte, wenn es hektisch wurde, und auch die Blechbläser noch authentischer auftrumpfen ließ.
Andererseits ging die archaische, im Jahr 1993 schonungslos dynamisch mitgeschnittene Bluesnacht mit Taj Mahal auf "An Evening Of Acoustic Music" (Vinylausgabe: Tradition & Moderne, 2009) über den Creek Wyndsor fast noch mehr zu Herzen: Der britische Preamp wirkte räumlich zwar etwas enger, hatte aber auch den noch weicheren, entspannteren Ton, ließ den Menschen Taj Mahal noch wahrhaftiger in den Hörraum treten.
Zum Vorteil gereichte dem Creek Wyndsor diese Abstimmung immer dann, wenn der Transrotor Phono 8 MC Sym seine Stärken in Tiefbass, Größenmaßstab und Grobdynamik nicht richtig ausspielen konnte - typischerweise etwa in kleineren Ketten.
Creek Wyndsor
Creek Wyndsor | |
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Hersteller | Creek |
Preis | 1850.00 € |
Wertung | 120.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |