Drei Jahre Entwicklungs-Evolution: MSI MPG Z890 Carbon Wifi im Test
Das MPG Z890 Carbon Wifi Mainboard von MSI bietet viel Ausstattung und spannende Features, gleichsam für Gamer wie High-End-Anwender. Wir haben die Hauptplatine getestet.

Die Carbon-Serie von MSI dient in der schnelllebigen Welt der PC-Hardware seit ihrer Geburtsstunde als verlässlicher Gradmesser für das, was für Mainstream-Enthusiasten erstrebenswert ist. Schon das MSI MPG Z690 Carbon WIFI war im Herbst 2021 ein Eckpfeiler für die Einführung von DDR5-RAM u...
Die Carbon-Serie von MSI dient in der schnelllebigen Welt der PC-Hardware seit ihrer Geburtsstunde als verlässlicher Gradmesser für das, was für Mainstream-Enthusiasten erstrebenswert ist. Schon das MSI MPG Z690 Carbon WIFI war im Herbst 2021 ein Eckpfeiler für die Einführung von DDR5-RAM und der PCIe-5.0-Schnittstelle für Grafikkarten. Man könnte sagen: Es gestaltete den Beginn einer neuen Plattform-Ära mit.
Heute steht mit dem MPG Z890 Carbon WIFI eine technische Weiterentwicklung für Intels LGA 1851-CPUs bereit, die wir auf ihre technischen Fortschritte prüfen wollen. Lohnt sich ein Upgrade? Oder anders formuliert: Ist der technologische Zugewinn von der Z690- zur Z890-Variante nur inkrementell oder fundamental? Und was macht das neue Z890 Carbon besonders spannend oder auch nicht?

Der Sprung auf Sockel LGA 1851
Der Z890-Chipsatz kommt mit dem neuen Sockel LGA 1851. Diese Pille muss man schlucken. Die älteren Core-iX-Prozessoren finden keinen Platz auf der neuen Plattform. Die Erhöhung der Pin-Anzahl von 1700 auf 1851 ist notwendig, um die neuen Intel-Core-Ultra-Prozessoren zu unterstützen. Für Systembauer und Aufrüstwillige ist dabei zumindest eine Konstante von praktischem Wert: Die Befestigungslöcher für CPU-Kühler sind genauso wie beim LGA 1700 – vorhandene Kühllösungen können also bleiben.

Neuarchitektur der PCIe-Lanes
Während die direkte Verbindung zwischen CPU und Chipsatz, das Direct Media Interface (DMI), auf dem gleichen Niveau verbleibt, wurden die PCIe-Lanes, die direkt von der CPU bereitgestellt werden, neu gestaltet, dies ist der wahre Zugewinn. Bei der älteren Plattform stellte die CPU 16 PCIe-5.0-Lanes, üblicherweise für die Grafikkarte, und 4 PCIe-4.0-Lanes für eine primäre M.2-NVMe-SSD zur Verfügung. Wollte man eine PCIe-5.0-fähige M.2-SSD mit vollem Speed nutzen, kam man nicht umhin, die Lanes des Grafikkartenslots aufzuteilen, was die dedizierte Grafikkarte auf eine x8-Anbindung reduzierte – ein schmerzhafter Kompromiss zwischen Speicher- und Grafikleistung.
Nebenbei bemerkt: Dies ist der Grund, weshalb wir auf unserer Z690-Grafikkarten-Testplattform die Windows-Installation auf einer SSD vorgenommen haben, die über DMI angebunden ist, und der M.2-Slot mit PCIe 5.0 frei bleibt.
Die Z890-Plattform einem Core-Ultra-Prozessor löst diesen Konflikt auf elegante Weise. Die neue CPU-Architektur stellt 20 dedizierte PCIe-5.0-Lanes – 16 für die Grafikkarte und vier für eine der neuen, gigantisch schnellen M.2-SSDs – mit Transferraten von mehr als 14 000 MByte/s bereit. Dieser architektonische Wandel ist von enormer Bedeutung. Er erlaubt es dem Z890 Carbon WIFI, einen direkt an die CPU angebundenen M.2-Slot mit voller PCIe-5.0-x4-Geschwindigkeit anzubieten, ohne die primäre Grafikkarte in ihrem PCIe-5.0-x16-Slot zu beeinträchtigen. Dies ist nicht weniger als die Behebung eines fundamentalen architektonischen Engpasses, der die volle Leistungsfähigkeit der Einzelkomponenten unterstützt.
Darüber hinaus wurde auch der Z890-Chipsatz selbst modernisiert. Er bietet nun 24 native PCIe-4.0-Lanes und eliminiert die langsameren PCIe-3.0-Lanes komplett, während der Z690-Chipsatz noch auf eine Mischung aus Gen4- und Gen3-Lanes setzte. Das Resultat ist ein durchweg schnelleres und moderneres I/O-Subsystem für sekundäre M.2-Laufwerke, Netzwerkcontroller und andere Onboard-Komponenten, was Besitzern des MSI MPG Z890 Carbon natürlich zugutekommt.
RAM: DDR5 mit Turbo-Potenzial
Das MPG Z690 Carbon WIFI unterstützte DDR5-Module mit einer Übertaktungsgeschwindigkeit von bis zu 6666+ MT/s und einer maximalen Kapazität von 192 GByte – seinerzeit beeindruckend.
Das Z890 Carbon katapultiert die Speicherleistung in eine neue Dimension. Es unterstützt DDR5-Taktraten von bis zu 9200+ MT/s im übertakteten Zustand und eine maximale Speicherkapazität von 256 GByte. Dieser gewaltige Sprung ist wohl zurückzuführen auf den verbesserten Speichercontroller (IMC) und ein optimiertes Platinenlayout mit acht Lagen, was zu der verbesserten Signalintegrität führt, die für die Stabilisierung der extrem hohen Frequenzen notwendig ist.
In der Praxis verschaffen Geschwindigkeiten jenseits von 9000-MT/s einen spürbaren Leistungsschub. Am meisten profitieren speicherbandbreiten-kritische Anwendungen wie die Bearbeitung von hochauflösendem Videomaterial, wissenschaftliche Simulationen oder bestimmte Kompressionsalgorithmen direkt von der erhöhten Datenrate. Im Test haben wir auf dem Mainboard 5600-MHz- mit 8000-MHz-RAM verglichen und konnten die Transferrate von rund 96 auf über 150 GByte/s um mehr als 50 Prozent steigern – überaus beeindruckend, welches Leistungspotenzial in diesem Mainboard schlummert, wenn man nur ordentliche und adäquate RAM-Module einsetzt.

Konnektivität galoppiert voran
Beim Vergleich der beiden Platinen fällt auf: Beide haben zwei von der CPU gespeiste PCIe-5.0-x16-Slots, die sich im Modus x16/x0 oder x8/x8 betreiben lassen. Der Unterschied liegt im dritten vom Chipsatz angetriebenen Steckplatz. Beim Z690-Modell war er auf den veralteten PCIe-3.0-x4-Standard beschränkt. Das Z890 Carbon WIFI rüstet diesen Slot auf den deutlich schnelleren PCIe-4.0-x4-Standard auf. Dies ist ein signifikanter Vorteil für Anwender, die zusätzliche Hochleistungskomponenten wie Capture-Karten oder 10G-Netzwerkkarten installieren möchten.
Blickt man auf die weitere Konnektivität, entpuppt sich das MPG Z890 Carbon als viel mehr als ein Gaming-Mainboard. Das Z890 bietet ein Dual-LAN-Setup, das aus einem Intel-Killer-E5000B-5G-LAN-Port und einem Intel-I226V-2.5G-LAN-Port besteht. Hinzu kommen das hochmoderne Intel-Killer-BE1750x-Wi-Fi-7-Modul mit einer Kanalbreite von 320 MHz, effizienter Datenmodulation und die Multi-Link Operation (MLO). Das ermöglicht gleichzeitig die Nutzung mehrerer Frequenzbänder mit enorm hohen Transfergeschwindigkeiten, reduzierter Latenz und eine robustere Verbindung, was unter anderem kabelloses VR/AR-Streaming ermöglicht. Zudem hat das Mainboard zwei vollwertige Thunderbolt-4-Anschlüsse, die eine bidirektionale Bandbreite von 40 GBit/s garantieren.
Fazit:
Das MSI MPG Z890 Carbon WIFI bietet exquisite Features und in puncto Bandbreite enorm viel Potenzial. Wer das nutzen will, muss aber entsprechende Komponenten beisteuern. Ehrlicherweise muss man einräumen, dass dieses Mainboard eher etwas für Profis ist mit hohen Ansprüchen im Arbeitsalltag als für Casual-Gamer. Profi-Gamer sind natürlich begeistert von derart vielen Anschlüssen und der Bandbreite, die das Mainboard für Gen5 bietet.