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Testbericht

Test: Vollverstärker NAD C 316 BEE

Der NAD C-316 BEE sieht nicht nur seinem Vorgänger 315 BEE zum Verwechseln ähnlich, sondern weckt auch Erinnerungen an den Vater aller Budget-High-End-Verstärker, den NAD 3020.

Autor: Bernhard Rietschel • 1.2.2011 • ca. 1:55 Min

NAD C 316 BEE
NAD C 316 BEE
© Archiv
Inhalt
  1. Test: Vollverstärker NAD C 316 BEE
  2. Datenblatt

Inflationsbereinigt steht er auch preislich ungefähr da, wo sein berühmter Vorgänger schon 1979 stand: mit 350 Euro (ehedem waren es knapp 300 Mark) ganz unten in der Preisliste - und ganz oben in der Wertschätzung all jener Audiophilen, die sich noch nicht zur FDP-Klientel zählen. Dass nicht...

NAD C 316 BEE
Der C-316BEE erzeugt mit dem NAD-typischen "PowerDrive"-Schaltungstrick kurzzeitig mehr Leistung, als man der kleinen Endstufe dauerhaft zumuten dürfte. Der deutlich überdimensionierte Ringkerntrafo liefert dazu über separate Sekundärwicklungen eine zweite, deutlich höhere Versorgungsspannung, die den Endstufen aber nicht direkt zugeht, sondern zunächst über ein Paar Glühlampen fließen muss. Für kurze, musiktypische Impuls-Stromportionen sind deren Glühfäden niederohmig, sprich durchlässig. Übermäßiger Dauer-Stromdurst lässt sie dagegen heiß werden - der Widerstand steigt dadurch an und koppelt die höhere Versorgungsspannung sanft von der Endstufe ab. Sinkt die Nachfrage, flutet die Turbo-Spannung wieder ungebremst zu den Endtransistoren.
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Inflationsbereinigt steht er auch preislich ungefähr da, wo sein berühmter Vorgänger schon 1979 stand: mit 350 Euro (ehedem waren es knapp 300 Mark) ganz unten in der Preisliste - und ganz oben in der Wertschätzung all jener Audiophilen, die sich noch nicht zur FDP-Klientel zählen.

Dass nicht alles früher besser war, zeigt ein Blick auf die Verarbeitung: Außen im unscheinbaren Plastik-Look, zeigt der C 316 BEE hinter den Kulissen durchweg bestes Material, vom massiven Ringkerntrafo (mehr dazu im Bildtext) über den Guss-Kühlkörper bis hin zum gekapselten ALPS-Lautstärkepoti, das nicht nur exzellenten Gleichlauf bietet, sondern auch eine sehr hohe Lebenserwartung. Die Schaltung selbst sieht einfach aus, ist aber raffiniert ausgetüftelt und beschert dem kleinen Amp eine verblüffend große Leistungs-Bandbreite bei gleichzeitig sehr günstigen Rausch- und Verzerrungswerten.

NAD C 515 BEE
Passt zu: Der optimale CD-Player für den C-316BEE ist der C 515 BEE und stammt noch aus der vorhergehenden Serie. Eine Überarbeitung des 515er (AUDIO 4/08) hielt NAD zu Recht für unnötig, ist an seinem präzise-kernigen, zugleich voluminösen Klang zu diesem Preis beim besten Willen nichts zu verbessern.
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Mechanisch wie messtechnisch ist der NAD C 316 BEE seinem Urahnen also weit überlegen. Und er klingt auch besser, sofern man nicht versucht, die Unvollkommenheiten des alten Klassikers nachträglich in Stärken umzudichten. Das sanfte Eintrüben im Orchestertutti oder der mitunter etwas quallige Bass - damit konnte man anfangs prima leben, und irgendwann war man überzeugt, das gehört so. Nostalgiefrei betrachtet vermittelt der C 316 aber ungleich tiefere Einblicke ins musikalische Geschehen.

NAD C 316 BEE
Die relativ hohe, mustergültig stabile Leistung ergibt eine AK von 56.
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Als passende Testmusik für die NAD-Zeitmaschine schob der Autor eine virtuelle LP in die Playlist des Linn Akurate DS: "Axxess & Ace" von Songs: Ohia (Cargo) in einem selbstgemachten 24bit/48kHz-Vinyltransfer, der tatsächlich (was keinesfalls immer gelingt) noch schöner und reichhaltiger klingt als ebenfalls hervorragende CD-Version.

NAD C 316 BEE
Im Klirr dominieren ungeradzahlige Komponenten (die den Klang subjektiv aufhellen), deren Verlauf bei zu- und abnehmender Leistung divergiert.
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Am Anfang von "Love And Work" war es dann via NAD keine Frage, wer wo welches Instrument spielt: klar definiert vorn in der Mitte der Korpus und die schwingenden Saiten der Akustikgitarre, ganz hinten rechts und links ein Schellenkranz und ein Hi-Hat, die mal perfekt synchron, mal mit minimalem Versatz den Takt schlagen. Ein winziges bisschen Nachlässigkeit, wie sie sich etwa der Marantz PM-5400 leistete, ließ die beiden Percussion-Instrumente einander so ähneln, dass eine Unterscheidung schwer fiel.

Das oben Beschriebene mag akademisch klingen, aber mit der Mühelosigkeit, mit der das geistige Auge sich im Klang zurechtfindet, steigt die Suggestivkraft der Musik: Man spürt die gespannte Ruhe während der ersten Takte, lässt sich gefangen nehmen statt schlimmstenfalls das Interesse zu verlieren und "skip" zu drücken.

Der Direktvergleich mit dem technisch nahezu identischen Vorgänger NAD C 315 BEE ergab auch nach großzügiger Einspielzeit keinen Gleichklang, sondern - als Resultat nur weniger geringfügiger Bauteiländerungen - eine nachvollziehbare Entwicklung hin zu noch mehr Feinauflösung und Transparenz beim Neuen. Groß genug für den Sprung auf die nächsthöhere 5er-Stufe waren die Differenzen dann allerdings nicht.

NAD C 316 BEE

Vollbild an/aus
NAD C 316 BEE
NAD C 316 BEE
HerstellerNAD
Preis350.00 €
Wertung70.0 Punkte
Testverfahren1.0