Lautsprecher: Kompaktboxen
TOY von Sonus Faber im Test
Können diese preiswerten Kompaktlautsprecher den Traum einer Superbox ein Stück weit erfüllen?

TOY von Sonus Faber
Im Bereich unter 1.000 Euro gibt es wohl keine edlere Kompaktbox als die Toy von Sonus Faber. Das Auge erfreut sich im ersten Moment an den feinen Materialien: Ausgesuchtes Echtleder, ein massives, dickwandiges Gehäuse - all dies in Italien und in vielen Arbeitsstunden handgemacht. Gegen Aufpreis gibt es auch lackierte Echtholz- Seitenteile, doch komplett in Leder gehüllt sieht die Toy unbeschreiblich gut aus. Quanto costa? 650 Euro. Donnerwetter, denkt sich der Tester, wie machen das die Sonusler nur?
Egal, uns kann es freilich recht sein - und nochmals egal, dass die Toy nicht die tropfenförmige Gehäuseform wie die übrigen Lautsprecher von Sonus Faber besitzt. Edles, perfekt verarbeitetes Äußeres - ebenso Hochwertiges im Inneren: Der bei Scan Speak eingekaufte Hochtöner nutzt keine konventionelle gewölbte Kalotte, sondern einen flachen Ring mit 25 Millimetern im Durchmesser, der nicht nur außen, sondern auch innen über eine Aufhängung verfügt.

Das verspricht mehr Kontrolle und damit potentiell niedrigeren Klirr; auch die untypisch hohe Übergangsfrequenz von 4,5 Kiloherz begünstigt die Verzerrungsarmut im Hochton. In seiner Mitte trägt der Ringradiator einen feststehenden, vorwitzig herausragenden Streukegel, der notwendig ist, damit die Richtwirkung des Rings im Obertonbereich nicht überhand nimmt.
Gut, der Hochton wäre also versorgt - der Bass grundsätzlich auch. Doch anders als bei der Standbox Toy Tower, die zusätzlich einen vollwertigen 18er-Bass nutzt, muss sich die Kleine mit einem Papier-Konus im 11er-Format zufriedengeben. In Kombination mit dem stark begrenzten Gehäusevolumen ein Garant für Bassarmut, was auch das Messlabor bestätigt. In der Realität ist das aber kein Makel, sondern - wie schon bei der Rega - eine heimliche Stärke dieser Box.
Ich traute meinen Augen kaum: Da beugt sich ein Sonus-Faber-Arbeiter über eine Rinderhaut, mark ier t mit erfahrenem Blick Narben und andere Fehler, wählt die richtige Schnittführung - um mit den resultierenden L ederteilen dann keine teuren Schuhe zu bauen, sondern eine Box einzuhüllen, deren Preis selbst in Folien-Dekor noch voll in Ordnung gegangen wäre. Die Toy schaf ft man nich t an, um einen konkreten Bedar f zu befriedigen. Man sieht sie, fasst sie an - und beginnt fieberhaft zu überlegen, wo man sie zuhause noch unterbringen könnte.
Bernhard Rietschel
Denn der Bass verabschiedet sich nicht steilflankig wie bei normalen Reflex-Zweiwegerichen, sondern schleicht sich ab etwa 150 Hertz sanft mit etwa 6 dB pro Oktave aus dem Geschehen und reicht - bei entsprechend geringerem Pegel - erstaunlich tief. Dieser Verlauf ist ideal, wenn sich Aufstellungs- und/oder Hörplatz in Wandnähe befinden, denn dann beeinflusst die Raumakustik den Bass ganz ähnlich - nur mit umgekehrtem Vorzeichen.
Will man auf einen Subwoofer verzichten, muss unsere Bella also relativ nah vor einer Wand stehen - wo genau, sollte man einfach ausprobieren. Also, gesagt, getan, gestaunt: Selbst im AUDIO Hörraum, der für solch kleine Lautsprecher eigentlich viel zu groß ist, tönte die Sonus Faber eine Handbreite von der Wand entfernt herrlich ausgewogen, und - viel wichtiger - tonal vollständig. Klar, wer spektakuläre Bunga-Bunga-Partys im Subbass erwartet, wird enttäuscht.
Aber was die Italienerin im Hörraum ablieferte, bedeutete dennoch enormen Spaßfaktor: Bei Singer/Songwriter-Acts filigran, mit einer luftigen und feindynamisch eindrucksvollen Abbildung - bei etwas deftigeren Scheiben vom Schlage einer "Led Zeppelin II" (klar, Led Zeppelin, 1969) oder "Argus" (Wishbone Ash, 1972) spielfreudig und mit spritziger Attacke.

Beim aufgerufenen Paarpreis auch keine Selbstverständlichkeit: Die Kleine besaß jenen Schmelz im Präsenzbereich, den man mit den Lautsprechern von Sonus Faber assoziiert und schätzt: Stimmen strotzten vor Natürlichkeit, tönten plastisch und besaßen einen samtig-weichen Charakter, der aber wie ein guter italienischer Muskat-Wein nie klebrig wirkte.
Messlabor
Der Frequenzgang der Toy verläuft bis auf einen kleinen Peak um 1kHz und einen erwartungsgemäß frühen, aber sanften Bassabfall mustergültig linear. Die untere Grenzfrequenz beträgt 89 Hz bei -6 dB. Vorbildlich sauberes Wasserfallspektrum. Der Klirr hält sich bis 95 dB auf sehr niedrigem Niveau. Erst bei 100 dB steigt er leicht an, bleibt aber auch dann noch ausgewogen. AK=68.
Fazit
Rega RS 1 und Sonus Faber Toy verlangen indes nach einer bassbringenden Rückwand. Doch dann geht mit ihnen die berühmte Sonne auf. Die kleine Toy hat es mir besonders angetan. Sie spielte präzise und doch ausgelassen-locker mit einer facettenreichen Abbildung. Ihre edle Verarbeitung setzt dem Ganzen die highendige Krone auf.