Testbericht

Wadia 581i SE

13.5.2008 von Redaktion connect und Bernhard Rietschel

Ist die CD-Wiedergabe technisch ausgereizt? Mogeln "analog" klingende Wandler? Ein ungewöhnlich aufwendiger Hörtest liefert Antworten.

ca. 4:00 Min
Testbericht
  1. Wadia 581i SE
  2. Datenblatt
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© Archiv
Der ideale Player soll einer CD nur exakt das entlocken, was im Mastering draufgeschrieben wurde. Zumindest ab einem bestimmten Qualitätsniveau ist daher der einzig verlässliche Test für die Wahrheitsliebe eines Players der Vergleich mit dem Masterband. 
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So wurde dert AUDIO-Hörraum zum Studio
© Foto: M.Wehner

Andreas Spreer mit seinem puristischen Plattenlabel Tacet machte diesen Vergleich möglich, indem er einen Lieferwagen voller Studio-Equipment in den AUDIO-Hörraum verfrachtete. Dafür wartete AUDIO auf gerne auf die 12 000 Euro teure "i"-Variante des Wadia 581, die im Gegensatz zum Standardmodell über digitale Eingänge verfügt. Aktive Audiophile wissen die vier Daten-Inputs (ST-Glasfaser, BNC-Koax, TOSLink und AES-EBU) zu schätzen: Neben CDs und SACDs, die das Wadia-Bordlaufwerk betreut, haben ja auch beispielsweise das digitale Satellitenradio oder der Netzwerk-Player höchstwertige Wandlung verdient, bekommen diese aber nur in den seltensten Fällen von Haus aus mit. 

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Alles dran am Wadia
© Foto: H.Härle

Direkt ist besser

Mit der Vielzahl an digitalen Zuspiel-Möglichkeiten ist auch der von Wadia seit jeher bevorzugte Betrieb direkt an der Endstufe heute wesentlich praktikabler als noch vor einigen Jahren. Sind Quellenwahl, Lautstärke- und gegebenenfalls Balance-Regelung bereits in der digitalen Domäne erledigt, kann ein zusätzlicher Vorverstärker tatsächlich kaum mehr tun als dem Signal etwas Klirr, Rauschen oder anderen "Charakter" hinzufügen - Dreingaben, auf die der überzeugte Wadianer gerne verzichtet. Am liebsten würde Wadia auch mit den Endstufen kurzen Prozess machen und diese in den Wandler integrieren - oder, genauer gesagt, die Wandler-Ausgangsstufen derart kolossal vergrößern, dass sie den Lautsprecher direkt antreiben können.

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Speicher- und Logikbausteine fürs Digitalfilter; zwei Burr-Brown PCM-1704 pro Kanal als Wandler; riesige, Wadia-eigene Strom/Spannungs-Wandlerstufen; Pegelanpassungs-Schalter.
© Foto: H.Härle

Dabei ist schon die streng genommen nur halbkonsequente Lösung des "CD-Spieler-Vorverstärkers mit rein digitaler Pegelkontrolle" für Traditionalisten starker Tobak. Verdächtig ist vor allem, dass ab einer bestimmten Pegelabsenkung tatsächlich signalrelevante Bits abhanden kommen können. Wadia arbeitet aber intern mit derart großen digitalen Wortlängen, dass die ersten 18 dB garantiert verlustfrei eingedampft werden - früher gab es Mute-Tasten mit nur geringfügig höherer Dämpfung. Sollte wirklich einmal eine ungewöhnlich effiziente Endstufen/Boxen-Kombi daran hängen, lässt sich der Ausgangspegel auch noch intern über Mäuseklaviere anpassen. "Passt nicht" gibt's also nicht.

Recht kompliziert

So schlicht und geradlinig die Wadia-Welt außerhalb des Players ist, so kompliziert ist sie innen. Die Firma darf für sich beanspruchen, mit als erster HiFi-Hersteller die Rechenvorschriften für das Digitalfilter selbst programmiert zu haben. Entgegen damaliger Lehrmeinung nahmen die Wadia-Entwickler minimale Frequenzgangschwächen in Kauf, um im Gegenzug ein perfektes Impulsverhalten zu erzielen. Andere Digitalpioniere wie Sony und T+A adaptierten und modifizierten den Wadia-Ansatz später, auch Linn braut eigene DSP-Rezepte, aber insgesamt hält sich die Zahl der Digital-Schwarzgurte in engen Grenzen - mit Wadia als edlem Senior-Samurai.

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Muting, Lautstärke, Phasen-, Filter- und Eingangsumschaltung, sogar Balance.
© Archiv

Das Rechenhirn des 581i beherrscht neben dem klassischen "Digimaster"-Algorithmus noch zwei weitere, konventioneller klingende Charakteristika. Falls einer Scheibe mal der gewohnte, CD-typische Biss fehlen sollte, kann der Hörer also per Fernbedienung subtile Klangkosmetik betreiben, indem er von Filter "A" (Digimaster) auf "B" oder "C" wechselt. Wohlgemerkt: Hier ist nicht von Effekten die Rede, sondern von minimalen, fast homöopathischen Verschiebungen in der Balance zwischen Tonalität und Timing. Unterm Strich bleibt der Player stets ein Wadia, und das ist gut so.

Der Wadia-Klang

Ein Wadia klingt wie kein anderer CD-Spieler. Auch wenn seine Messwerte bei schulmäßiger Interpretation keinerlei hörbare Auffälligkeiten zeigen, wäre der 581 einer der wenigen Player, die der Autor in einem beliebigen Umfeld von Konkurrenten spontan identifizieren könnte. Beim ersten Reinhören in den 581i nach jahrelanger Marken-Abstinenz schien es, als sei in Wadialand die Zeit stehen geblieben: die gleichen Stärken, die gleichen Schwächen im Vergleich zum Mitbewerber. Erst die Gegenüberstellung mit dem Masterband zeigte, wie viel sich in den letzten zehn Jahren getan hat. 

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Die Frontplatten-Tasten rasten mit satt-metallischem "Klack" - wenn man sie denn trifft.
© Foto: H.Härle

Analog versus Digital

Schließt man eine spontane kollektive Vertaubung von Redaktion und Leserforum als Erklärung aus, müssen die heutigen Wandler dramatisch besser, sprich: neutraler arbeiten. Denn die Unterscheidung vom Masterband gelang nur noch mit größter Mühe, und auch dann nicht mehr zuverlässig - der minimal feinere und freiere Obertonbereich, etwa mit Violinen, diente als eine der wenigen sicheren Spuren.

Platz für Charakter bleibt trotzdem: Die undurchdringliche Schwärze, die via Wadia unter der Musik lag wie ein Ölsee, schien der Accuphase etwas aufzuhellen, wie übrigens auch den Mittelhochtonbereich, der dem Japaner fast hyperrealistisch intensiv gelang, damit aber schon jenseits der Vorgaben des Masterbands lag. Einen Hauch zu weit auf der anderen Seite der Ideallinie hielt sich der Wadia: Auch in dichtesten Chor- oder Orchestertutti perfekt transparent und zugleich vornehm mild, wahrte er im direkten Vergleich mit dem analogen Original vielleicht etwas zu viel Distanz, und er interpretierte den Aufnahmeraum minimal tiefer, als ihn Andreas Spreers Neumann-Röhrenmikros ursprünglich dem Magnetband überantwortet hatten.

Mit HD-Ton noch besser

Vollends akademisch wurde der Player-Vergleich, als die Tester den A/D-Wandler von CD-Auflösung auf 24 Bit/96 Kilohertz umschalteten - ein Format, das beide Spieler verstehen und das in der Praxis etwa über Edel-Netzwerkplayer zugelie-fert werden könnte. Unterschiede? Ganz schwer zu sagen - interessanterweise noch schwerer als mit SACDs, deren Auflösung ja durchaus mit 96/24-PCM vergleichbar ist. Die eingangs gestellte Frage, welcher Player der Wahrheit nun am nächsten kommt, lässt sich also nur mit einem "im Prinzip beide" beantworten. Die letzte Entscheidung muss jeder für sich mit seinen eigenen Ohren treffen - im AUDIO-Leserforum etwa fanden beide Player ihre Fürsprecher. Mögen andere noch wuchtiger aufspielen oder minimal breitere Bühnen zeichnen - dem 581i macht eines keiner nach: die Kunst, CDs abzuspielen, ohne dabei wie ein CD-Spieler zu klingen.

Wadia 581 iSE

Wadia 581 iSE
Hersteller Wadia
Preis 12000.00 €
Wertung 135.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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