Wadia di322 im Test
Das ganz große Klangkino bringt der Wandler Wadia di322 auf die akustische Leinwand. Die Ausbeute stellt das aktuell maximale Maß dar: Bis 32 Bit und 384 Kilohertz geht es hinauf. In der Kür gibt es noch feinstes DSD256 hinzu.

Ein Bit ist ein wertvolles Gut. Geht es verloren, lässt es sich nicht wiederbeschaffen. Vielleicht liegt es daran, dass moderne externe D/A-Wandler immer mehr Tresoren gleichen: nur kein Bit abhanden kommen lassen. Der neue Wandler di322 von Wadia macht da keine Ausnahme, aber eine perfekte Fig...
Ein Bit ist ein wertvolles Gut. Geht es verloren, lässt es sich nicht wiederbeschaffen. Vielleicht liegt es daran, dass moderne externe D/A-Wandler immer mehr Tresoren gleichen: nur kein Bit abhanden kommen lassen. Der neue Wandler di322 von Wadia macht da keine Ausnahme, aber eine perfekte Figur. Auch er ist ein Tresor, aber äußerst elegant eingekleidet. Er punktet mit gebürstetem Aluminium und einer Topplatte aus Mineralglas. Wer den Formfaktor etwas süffisant umschreiben will, könnte das Design auch Pizzaschachtel nennen, sieht man vom Preis - 4400 Euro - ab.
Aber hatten wir genau diesen Wandler nicht schon vor ein paar Monaten als Neuheit präsentiert bekommen? Fast richtig. Hier spielt eine runderneuerte Version auf. Der Vorgänger war ähnlich potent auf PCM-Ebene, beherrschte aber die Ausbeute von DSD nicht. Nun also in der Version di322 die Einkehr von DSD, hinauf bis zu DSD256.
Ein neuer Prozessor
Das ist ebenso stolz wie die PCM-Sektion, die bis 32 Bit und 384 Kilohertz hinaufreicht. Für dieses Upgrade an neuen Optionen musste ein neuer Prozessor her. Wadia kauft ihn beim Halbleiterhersteller ESS: ein Modell aus der Topserie Sabre mit dem Kürzel ES9018S. Das ist nicht nur ein Wandler, sondern stellt acht D/A-Konverter auf einem Chip dar. In der Kür generiert er auch den Takt neu und agiert unabhängig von der Clock der angeschlossenen Quelle.
Hier deutet sich die Option eines perfekten Zusammenspiels an: Auf der diesjährigen HIGH-END-Messe in München will Wadia einen passgenauen Player vorstellen, der dann maximal mit der Clock des di322 harmoniert. Ein passgenauer Anschluss auf der Rückseite wurde schon freigehalten.
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger hat der di322 noch einen Kopfhöreranschluss an Bord. Vor allem kann der di322 laut und leise: Er verfügt über eine digitale Lautstärkeregelung, die eine Vorstufe verzichtbar macht. Wer möchte, kann die Endstufen vor den Membranen direkt ansteuern.

Wer aufmerksam die Aufzählung aller dieser Stärken gelesen hat, muss zweifeln: Gibt es etwas, das dieser Wunderwandler nicht kann? Hier wird jedes Bit mit der Goldwaage aufgewogen und weitergereicht. Nirgends ein Kompromiss. Und genauso klingt der di322 auch: kompromisslos, gut, herausragend. Das zeigt sich beispielsweise daran, wie viel mehr sich im Vergleich zu einem guten CD-Player herausholen lässt.
Hörtest
Wir haben ein Topmodell von Musical Fidelity bemüht und zum Zuspieler für den di322 degradiert. Es war wundersam, wie hart und vage uns die Ausbeute der internen Wandlerstufe vorkam. Dann überantworteten wir den simplen 16-Bit-Stream dem di322. Eigentlich eine kleine Übung, eigentlich ein Fall, in dem man der kleinen CD-Auflösung die Verantwortung für die Klanggrenzen gegeben hätte.
Doch der Wadia machte ein Fest aus den kleinen Daten und war haushoch dem internen Wandler überlegen. Als ob sich die Datenrate und die Abbildungsschärfe verdoppelt hätten.
Brillante Dynamik
Als Testmusik ließen wir den brandneuen Schostakowitsch-Zyklus des Dirigenten Vasily Petrenko mit dem Royal Liverpool Philharmonic Orchestra (Naxos) rotieren. Das sind Prachtaufnahmen für kleines Geld, die am Image so manch anderer großer Labels kratzen. Vor allem die Dynamik ist brillant - der volle Umfang wie aus dem Konzertsaal. Über den Musical-Fidelity-Wandler war das schon eindrucksvoll, druckvoll, weit gestaffelt.

Der di322 zeigte das wahre Ausmaß: etwa in der siebten Sinfonie, in der sich eine Bolero-Melodie im Pianissimo anpirscht und zu gewaltiger Hochdynamik steigert. Oder in der neunten Sinfonie, die sich wie eine überdrehte Sinfonietta aufschraubt. Da hatte jedes Instrument mehr Definition, mehr räumliche Präsenz. Wer es gehört hat, hätte nie und nimmer auf eine 16-Bit/44,1-Kilohertz-Auflösung getippt. Der Wadia hatte die Aura des Es-geht-nicht-besser. Doch um wie viel besser müsste dann ein DSD-Hochbit-Stream klingen?
In stereoplay 2/16 haben wir Tracks in DSD per Download-Code mitgeliefert. Drei Jazz-Titel stammten dabei von Masterbändern der Firma MPS, das ist Feinkost im Musikalischen sowie Technischen. Darunter: Oscar Petersons Interpretation von George Gershwins "Summertime" in DSD96, eine Live-Aufnahme mit viel Atmosphäre und Drive.
Fazit: Ganz großes Klangkino
Großartig, wie der Wadia mit den Details umging, wie viel Tempo und Sogkraft dieser Track entfaltete. Wieder dieser positive Es-geht-nicht-besser- Effekt. Das ganz große Klangkino aus der Pizzaschachtel.