Praxistest
5 Kompaktlautsprecher im Vergleich
High End nennt man einen Lautsprecher, der groß, schwer und teuer ist. Falsch: Auch für die Drittanlage oder den Schreibtisch gibt es passende High-End-Boxen, die kaum mehr als 20 Zentimeter messen und im Nahfeld sogar XXL-Boxen überlegen sind.

Der Lautsprecher ist der Teil einer HiFi-Anlage, der sich am wenigsten miniaturisieren lässt. Die Physik schenkt einem bekanntlich nichts, und für satte Bässe braucht es Membranfläche und Volumen. Doch nicht in jeder Hörsituation sind derartige Luftbewegungen absolut notwendig - immer wieder werden AUDIO Boxen zum Test geschickt, die zwar im großen, trockenen Hörraum pegelmäßig buchstäblich "verhungern", in kleineren Räumen oder auf dem Schreibtisch aber zu wahrhaft audiophilen Überfliegern werden. Ein Grund für AUDIO, bereits 2008 eine zusätzliche Bestenliste für Nahfeldlautsprecher einzuführen, in der sich bis dahin hauptsächlich aktive Monitore und PC-Lautsprecher tummelten. Doch auch die Passivhersteller haben audiophile Töchter - mit Quad, Sonus Faber und Nubert schickten drei sehr renommierte Spezialisten nun ihre kleinsten 2-Wege-Lautsprecher.
Fullrange-Surprise

Doch zuerst zu einem anderen Konzept: dem Breitbänder. Fullrange-Chassis bei Schreibtischlautsprechern wecken ungute Assoziationen an quäkende PC-Lautsprecher aus dem Elektromarkt. Dabei macht die Verwendung eines einzelnen Treibers gerade bei Desktop-Speakern (wie im übrigen auch bei Kopfhörern) durchaus Sinn, sind doch hier wie dort keine großen Hübe und Membranflächen gefordert. Zugleich können die Punktschallquellen im Nahfeld unter einem Meter Hörabstand ihre Abbildungs-Vorteile voll ausspielen, weil es per Definition keine Probleme mit Interferenzen geben kann. Die kaum bekannte Marke John Blue wagt sich nun an eine passive Nahfeld-Box mit einem bassreflex-unterstützten Dreizoll-System. Im Prinzip ist das kein Risiko, denn hinter JB steckt der für audiophile Kostbarkeiten bekannte Vertrieb Reson, der unter anderem mit seiner gigantischen Rhethm-Serie in der Breitband-Szene sehr aktiv ist. Und auch in diesem Fall lässt man highendig betrachtet nichts anbrennen: Das Breitband-Chassis mit seinem charakteristischen Hochton-Kegel spielt in einer hochglanzlackierten, großzügig verrundeten Box, wobei die Liebe zum Detail bei den vergoldeten Klemmen und den reson-typischen Solidcore-Kabeln längst nicht endet.
Johnny spielt auf
Die JB3 überraschte bereits nach wenigen Tönen auf der ganzen Linie: Zum einen spielte sie auf dem ausladenden Schreibtisch völlig sauber und ausgewogen auf, ohne einen Anflug von Nasalität, zum anderen fuhr sie einen nicht unendlich tiefen, aber vorhandenen und rhythmisch sauber konturierten Bass auf. Wo kommt nun der her? Aus der wirklich exzellent gemachten Breitbandabstimmung nebst Reflex natürlich! Dass sie bei Kreneks Oper "Jonny spielt auf" (Zagrosek, Decca) relativ unabhängig von der Hörposition eine weit hinter den Monitor gestaffelte Bühne mit traumhaft positionierten Stimmen projizierte, war indes keine Überraschung. Ihre Fähigkeit, auch bei Pegeln kaum über der Hörschwelle die volle Bandbreite und die volle Detailauflösung zu bieten, grenzte dafür schon fast an Zauberei. Allerdings lohnt es sich, mit dem Aufstellwinkel zu experimentieren und die Box im Zweifelsfall leicht nach oben anzuwinkeln, sie jedoch nicht zu stark horizontal zu drehen. Dann spielt sie am ausgewogensten, während sich direkt auf der Achse des Breitbänders eine minimale Harschheit nicht vertuschen lässt. Allenfalls pegelhungrige Computerspieler und HipHop-Fans werden bemerken, dass die JB3 auch auf dem Desktop Dynamikgrenzen kennt.
Kleine Schwäbin

Die NuBox 101 ist die preiswerteste Box im Portfolio des schwäbischen Versenders - und zugleich die kleinste. Gespart wurde in Schwäbisch Gmünd aber allenfalls an der Zierfolie, das Innenleben ist ohne Abstriche auf Nubert-Niveau: ein 10-Zentimeter-Tiefmitteltöner mit Polypropylen-Membran, eine Seidenkalotte und, nicht zu vergessen, das Herzstück - eine wirklich sensationell aufwändige Frequenzweiche. Die bietet nicht nur einen per Schalter anhebbaren Hochtonpegel, sie beinhaltet auch eine Schutzschaltung für die Kalotte, falls es der Besitzer mal mit dem Eingangspegel übertreibt. Obwohl der Hersteller die mit einem rückwärtigen Bassreflexrohr versehene 101 schlicht als "Kompaktbox" im Sortiment hat, eignet sie sich doch eher für Nahfeldanwendungen oder als Satellit in kleinen Surround-Sets - wo dann auch unterhalb 70 Hz ein Subwoofer helfen darf, denn dort blendet sich die NuBox aus dem Geschehen aus.
Die, die Raum braucht
AUDIO testete die NuBox zunächst auf dem Schreibtisch ohne Bassunterstützung - und kann nur gutes vermelden: Ihre ausgewogene Klangfarbendarstellung bei Beethovens Tripelkonzert (Haitink, LSO) brachte ihr ebenso Freunde wie die wahrhaft audiophile Durchzeichnung der komplexen Musik. Tiefbass war naturgemäß nicht ihr Metier, doch konnte sie genug Schub aktivieren, um untenrum nicht "dünn" zu klingen. Erst der Direktvergleich mit der John Blue offenbarte ein doch etwas zu gering ausgeprägtes Fundament; zum anderen spielte der Breitbänder im Nahfeld einfach noch lockerer. Das legte sich, wenn die Nubert auf dem Sideboard oder auf einem Boxenständer plaziert wurde: Deutlich aufgeräumter und großzügiger gab sie sich nun, spielte ihre Vorteile in punkto Neutralität und Auflösung gegenüber der John Blue klar aus und empfahl sich durchaus auch als kleiner Studiomonitor. Die schaltbare Höhenanhebung bleibt im Normalfall aus, konnte der Box aber Pluspunkte bringen, wenn sie sich nicht auf den Hörplatz ausrichten ließ und "unter Winkeln" gehört werden muss.
Quad-O-Fonic

Für seine audiophilen Kleinmonitore ist der englische Traditionshersteller Quad (seit einigen Jahren unter dem Dach der International Audio Group) bekannt - und spätestens seit der aktiven 12L2 auch bei AUDIO geschätzt. Bei der Kombination "englische Traditionsmarke" und "Kleinmonitor" denken die meisten HiFiisten wohl an die legendäre LS 3/5a, doch das führt hier in die Irre: Die 9L2, die kleinste Passivbox der Range für 450 Euro Paarpreis, geht mit ihrer Bassreflexabstimmung und der verhältnismäßig großen Kalotte andere Wege als die traditionellen BBC-Monitore. Dafür werden vor allem dem Auge unglaubliche Leckerbissen geboten: Echtholzfurnier mit sauberem Hochglanzlack, der das Etikett "Piano Finish" zurecht trägt, vergoldete Klemmen, in Metallverkleidungen eingefasste Töner. Wobei die Schallführung um den Gewebehochtöner keine Zierde ist, sondern das Abstrahlverhalten moderat an das des Konustöners anpasst und die Box damit insgesamt homogener abstimmen soll.
Gute alte Zeiten
Homogenität war denn auch die herausragende klangliche Eigenschaft der kleinen Quad: Geschlossen und warm, mit einem kleinen Hang zur guten alten englischen Abstimmung, hauchte sie sogar der volldigitalen Aufnahme von Beethoven 7. Sinfonie (Barenboim, Teldec), analoge Wärme ein. Im Nahfeld ein klarer Vorteil, konnte man mit ihr doch stundenlang ermüdungsfrei hören und sich am tendenziell fast zu voluminösen Oberbass und dem weit in die Tiefe gezogenen Raum erfreuen. Um einer Aufnahme wirklich klangfarblich auf den Zahn zu fühlen, eignete sie sich weniger, da schälte die Nubert NuBox doch erheblich mehr Details aus den virtuellen Rillen. Die Quad ist weniger für hart arbeitende Toningenieure gemacht als vielmehr für Genießer, die sich zurücklehnen und entspannende Scheiben wie Olafur Arnalds "And They Have Escaped ..." (Erased Tapes) ohne Unterbrechung aufsaugen möchten.
Audio Pro

Der letzte Lautsprecher des schwedischen Herstellers Audio Pro, der bei AUDIO auftrumpfte, war die funkgesteuerte Aktivbox LV2 in edlem Lederfinish. Mit der noch kleineren, aber passiven Black Ruby geht es nun äußerlich etwas alltagstauglicher zu, besteht ihr Gehäuse doch aus hochglänzendem, etwas scharfkantigem Acryl. Ein Bassreflexrohr sucht man vergeblich - auf der Gehäuserückseite findet sich nur eine Öse zur Wandaufhängung. Beides deutet auf die Abstimmung hin: Die pro Paar 600 Euro teure Black Ruby ist ein reiner Satellit, der unter 120 Hz auf einen Subwoofer vertrauen muss. Praktisch dabei: Die Box ist automatisch so abgestimmt, dass sie im Bass keinen unnötigen Strom zieht und deshalb auch weder Hochpassweiche noch allzu kräftige Verstärker benötigt. Dafür sind die beiden Töner (ein 10er Polyprop-Mitteltöner und eine Seidenkalotte mit Schallführung) kompromisslos auf Dynamik gezüchtet.
Unten nicht ohne
Den Versuch, die hochglänzende Black Ruby ohne Bassunterstützung zu betreiben, brachen die AUDIO-Redakteure nach wenigen Minuten ab. Den Auflösungs- und Dynamiktalenten der Mini-Box gerade im Hochton fehlte einfach komplett ein adäquates Gegengewicht in Form von Bass. Mit dem passenden Woofer B1.19 veränderte sich das Bild aber in Sekundenschnelle: Völlig ohne großes Einpegeln, Umrücken oder Einstellen der Trennfrequenz spielten die beiden zusammen und ergänzten sich zu einem selten harmonischen Team. Antrittsschnell, präsent und spritzig der Satellit bei Miles Davis' "Tutu" (Warner), ebenso schnell und trocken gerierte sich der kleine Bass. Zwar überzeugte das Team auch im Nahfeld, spielte dort aber explizit etwas zu präsent und direkt. Akustisch größer und deutlich räumlicher aber tönte es in mittleren Räumen auf einem Sideboard oder im Regal positioniert; dank der Abstimmung eignet sie sich auch ideal zur Wandaufhängung. Der erwachsene, livehafte Klang ist dabei enorm - wenn nicht gerade Kino- oder Konzertpegel gefragt sind.
Feinstes in Leder

Die Sonus Faber Toy ist mit 650 Euro Paarpreis die preiswerteste Box im Portfolio des italienischen Nobelherstellers, und für AUDIO-Leser ein alter Bekannter: Im Surround-Set der Italiener in Ausgabe 3/09 übernahm sie den Rear-Part. Weder an der Verarbeitung noch am Chassis-Material scheinen die Sonus-Entwickler in irgendeiner Weise gespart zu haben: Die Toy sieht aus wie eine lupenreine High-End-Box in edelstem Gewand und würde mit ihrer abgeschrägter Schallwand, dem Ringradiator, den edlen Klemmen und den schwungvoll verrundeten Seitenwänden wohl locker auch für den doppelten oder dreifachen Preis über den Ladentisch gehen. Einziger Wermutstropfen in dem Konzept: Einen Subwoofer im edlen Lederkleid gibt es von den Italienern nicht.
Feinkost für die Ohren
Vom Einsatzzweck her erwies sich die Toy als eine Art Zwitter: Im festen Bücherregal eingesperrt (etwas Luft nach hinten für das Bassreflexrohr muss sein!) oder auf dem Schreibtisch direkt an der Wand klang sie zwar betont schlank, vermittelte aber noch einen Ansatz von Bassvolumen, der für eine Zweitanlage oder das entspannte Musikhören am Rechner durchaus genügte. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass man auf diese Weise viel von ihrem klangliches Talent verschenkt. Wer der Toy dafür etwas Luft herum gönnt, sollte aber den Betrieb mit Subwoofer einplanen. Der muss weder groß noch teuer sein - bereits der kleine Velodyne Impact 10 lieferte mit seiner stämmigen Art ein hervorragendes Fundament, das gut zur betont entspannten und seidigen Gangart der Sonus Faber Toy passte.
Nicht ganz trivial ist allerdings die Einstellung der beiden Kandidaten aufeinander: Trennfrequenz , Phasenumkehr und Aufstellung wollen genau harmonieren, sonst spielen Woofer und Satellit aneinander vorbei. Eine besondere Vorliebe hatte sie für leichte Klassik: Johann Strauss' "An der schönen blauen Donau" (Karajan, EMI) tönte selten so schwungvoll, so schön in den Klangfarben, ja sogar so "wienerisch" wie bei dem Duo Toy & Impact 10.
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