Nokia Here Drive, Apple Karten und Google Maps im Vergleich
Mehr zum Thema: Microsoft AppleNokia Here Drive, Apple Karten und Google Maps stehen als vorinstallierte Navi-Apps für je eine Smartphone-Plattform. Welche hat die Beste: Windows Phone, iOS oder Android? Und können die Werkslotsen Tomtom, Navigon und Co wirklich das Wasser reichen?

Wir haben die vorinstallierten Navi-Apps Nokia Here Drive (Windows Phone), Apple Karten (iOS) und Google Maps (Android) im Vergleichstest. Alles deutet auf einen zukünftigen Dreikampf hin: Apple Karten, Google Maps und Nokia Here Drive machen etablierten Anbietern wie Garmin und Tomtom, aber auch...
Wir haben die vorinstallierten Navi-Apps Nokia Here Drive (Windows Phone), Apple Karten (iOS) und Google Maps (Android) im Vergleichstest.
Alles deutet auf einen zukünftigen Dreikampf hin: Apple Karten, Google Maps und Nokia Here Drive machen etablierten Anbietern wie Garmin und Tomtom, aber auch den Autoherstellern gehörig Konkurrenz - von den Verkaufszahlen her beherrschen sie bereits den Markt.
Das kommt nicht von ungefähr: Nokia hat sich bereits vor Jahren mit der Übernahme des Kartenherstellers Navteq eine herausragende Stellung im Navimarkt gesichert, hinter Apples Lösung steht Tomtom, der seine einst von Tele Atlas übernommenen Karten und die Staumeldungen beisteuert.
Und Google mausert sich dank der riesigen Absatzzahlen und immer besserer Qualität ebenfalls zum ernst zu nehmenden Gegner. Braucht man da überhaupt noch ein anderes Navisystem?
Apple Karten: schickes Design, stark im Auto
Ein klassischer Fehlstart brachte Apples Navi- App letztes Jahr in die Schlagzeilen - doch es hat sich vieles zum Guten gewendet, vor allem bei der Zielführung. Apple "Karten" ist eine reinrassige Off-Board-Navigations- App: Zum Navigieren muss das iPhone mit dem Internet verbunden sein, die Kartendaten werden quasi live in das Gerät gestreamt.
Die App nimmt damit keinen zusätzlichen Speicherplatz weg, stellt ihre Kartendienste auch allen anderen Anwendungen auf dem Gerät zur Verfügung und kann überall auf der Welt kostenlos eingesetzt werden, sofern Kartendaten vorhanden sind. Ohne Internet geht allerdings gar nichts - im Ausland können damit teure Roamingkosten anfallen.
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Viele der anfangs bemängelten Fehler hat Apple konsequent ausgemerzt: Vor allem die Satellitenansichten und 3-DÜberflüge sind eine echte Augenweide und weitgehend frei von Fehldarstellungen, alle Funktionen lassen sich flüssig bedienen, und mit dem neuen Betriebssystem iOS7 hat auch die Karte einen schicken Anstrich bekommen - hier löst Apple seinen hohen grafischen Anspruch ein.
Weniger gut sieht es nach wie vor bei den in der Karte verzeichneten Sonderzielen wie Supermärkten oder Tankstellen aus: Hier gibt es vor allem auf dem Land viele veraltete oder falsche Angaben, auch die Adressübernahme aus anderen Apps oder die Suchfunktion produzieren mitunter Fehler oder sind verbesserungswürdig. Dafür hilft "Karten" mit Touristik- Empfehlungen von Yelp und schlägt passende Nahverkehrs- Apps vor - ÖPNV-Verbindungen selbst sind noch nicht integriert.
Apple hat sich für die Staumeldungen die Dienste von Tomtom-Traffic gesichert - und verwendet damit die wohl derzeit genauesten Staumeldungen ohne Mehrpreis. Die farbige Markierung der Behinderungen ist im Gegensatz zur Konkurrenz dezenter gehalten und manchmal weniger ausführlich - was man der App aber getrost verzeihen kann.

Schlimmer ist, dass die Staumeldungen nicht in die Routenplanung einfließen. Das ist besonders deswegen schade, weil die Zielführung der Apple-Navigation ihre Sache ansonsten sehr gut macht: Das auf das Wesentliche reduzierte Design lenkt kaum ab und lässt wenig Zweifel an der Fahrtrichtung, die Sprachausgaben sind klar und deutlich, und auch die Ankunftszeit wird nun direkt angezeigt.
Google Maps: Pionier unter den kostenlosen Navi-Apps
Eine wirkliche Macht: Google Maps brachte die kostenlosen Kartendienste erst so richtig nach vorn - und wird auch bei der Navigation immer besser.
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Google hat mit seinen Gratis-Angeboten schon so manchen Markt umgekrempelt - und auch mit dem zunächst nur im Internet verfügbaren Google Maps hat sich der Konzern eine beherrschende Stellung verschafft.
Dabei musste Google zunächst alles zukaufen, etwa die Karten bei Tele Atlas (heute Tomtom), hat über die Jahre aber alles so verfeinert, dass die Maps- und Earth-Anwendungen tatsächlich so etwas wie ein Branchenstandard geworden sind - und selbst den Weg in die Systeme der Automobilhersteller gefunden haben. Sogar eigene Staumeldungen erfasst Google heute.
Maps ist auf fast jedem Android-Gerät mit dabei und bietet weltweit kostenlose Navigation - allerdings nur im Online-Modus mit laufender Internetverbindung. Zwar kann man auch kleine Kartenausschnitte auf dem Gerät speichern, aber das ist umständlich gelöst und zur Zieleingabe muss man trotzdem online sein.
Vorsicht: Wer auf den Satellitenbildern navigiert - was außer der tollen Optik eher Nachteile als Vorteile bringt - muss mit einem Datenaufkommen von mehreren Megabyte pro Route rechnen. Mit der Standardkarte beschränkte sich Google Maps inunserem Test auf etwas mehr als 1 MB auf 30 Kilometer.

Über die Jahre hat Google die App immer weiter verfeinert und verbessert. Die Unart, lange eingeführte Anwendungen als "Beta"-Version zu bezeichnen, setzt Google bei der Fußgänger- Navigation aber immer noch fort - obwohl die seit Anbeginn recht gut funktioniert. Relativ neu ist die Anzeige der Staumeldungen, die meist genau sind, aber während der Navigation nicht zu einer Neuberechnung der Strecke führen.
Bei der ersten Berechnung berücksichtigt die App immerhin die Verkehrslage und zeigt aktuelle Fahrzeiten sowie mehrere Routen zur Wahl an. Auch die sonstigen Optionen - vom Fahrrad- bis zum ÖPNV- Modus - sind umfangreich, für die Route gibt es aber nur rudimentäre Einstellmöglichkeiten wie "Autobahn vermeiden", Zwischenziele eingeben klappt nicht.
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Unterwegs merkt man dem Programm die Reife an, grobe Fehler gehören der Vergangenheit an. Die Sprachausgabequalität hängt jedoch etwas zurück, auch könnten mehr Fahranweisungen kommen - da heißt es, immer gut aufpassen, dass man keine Abbiegung verpasst.
Nokia Here Drive: Auch ohne Internetverbindung verwendbar
Die hauseigene Navigationslösung "Here Drive" ist ein echtes Argument für Windows Phone und geeignet, den anderen Smartphone-Plattformen Kunden abspenstig zu machen. "Nokia Maps", "OVI Maps", "Nokia Karten" - der kostenlose Lotsendienst hat schon ein bewegtes Leben hinter sich, inklusive seiner Geburt auf der Symbian-Plattform und der immer noch andauernden Übertragung auf Windows Phone. Nun heißt die App also "Nokia Here Drive", und dabei bleibt es wohl auch erstmal: Nokia Here wurde nicht mit an Microsoft verkauft, sondern verbleibt in der Nokia-Dependance in Berlin.
Von allen vorinstallierten Navi-Apps fühlt sich Here Drive am ehesten wie eine Drittanbieter-App an: Zahlreiche Konfigurationsmöglichkeiten bieten umfangreiche Routenoptionen und Kartendetails, die Menüs sind umfangreich und klassisch aufgebaut - und es gibt sogar eine konfigurierbare Tempolimit-Warnung.
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Das Beste an Here Drive ist aber die Option, die Karten auch daheim im WLAN auf das Gerät zu laden und unterwegs ohne Internetverbindung zu navigieren. Deutschland benötigt hierzu schlanke 605 Megabyte Speicher - und sollte auf allen Geräten noch Platz finden. Wer offline navigiert, muss allerdings auf die ebenfalls enthaltenen Staumeldungen verzichten.

Wie bei den Konkurrenten werden die Staus zwar in der Karte angezeigt, jedoch noch nicht in der Navigation verwendet oder automatisch umfahren - aber dieses Feature ist in Vorbereitung. Als Alternative hält Nokia die clevere Funktion "Meine Strecken" bereit, in der man seine Standardrouten programmieren kann und jederzeit - auch auf einer Live-Kachel - die aktuelle Fahrzeit mit allen Behinderungen sehen kann.
Angesichts der Erfahrung, die Nokia im Navigationsbereich gesammelt hat, kann man an Here Drive getrost höhere Maßstäbe anlegen - die die App allerdings nicht immer einlöst. Auf der Habenseite stehen die sehr gute Kartendarstellung mit kleinen 3-DGebäuden, die klare Gestaltung und die an sich zuverlässige Zielführung.
Doch Kleinigkeiten ärgern: Viele Tempolimits auf unseren Teststrecken waren falsch hinterlegt, dazu erlaubte sich die App einige merkwürdige Routen und auch die Sprachausgabe der Computerstimme könnte besser sein. Nokia Here Drive ist übrigens nicht mehr generell kostenlos: Je nach gekauftem Lumia- Gerät wird für die weltweite Navigation als "Drive+" eine einmalige Gebühr von 15,49 Euro fällig.
Fazit: Nokia Here Drive vor Google Maps und Apple Karten
Apple Karten: Grafisch eine Wucht, patzt Apple nach wie vor bei den vielen falschen Ortsangaben und Sonderzielen. Für Gelegenheits- Navigierer, die ihre Zieladresse kennen, genügt dies jedoch vollauf - zumal die App durch ihre Einfachheit und tiefe Integration ins Betriebssystem keine Ansprüche an den Nutzer stellt und auch von Anfängern sicher bedient werden kann. Die Staumeldungen sind hochgenau, nutzen aber nur Ortskundigen, die die Route manuell entsprechend anpassen. Wer öfter navigiert, sollte nach wie vor eine Zusatz-App nutzen.
Google Maps: Der Klassiker unter den Kostenlos- Navis präsentiert sich mittlerweile überaus ausgereift - mit Google Maps ist man auch bei häufigen Fahrten gut bedient. Wer öfters lange Strecken fährt, dem sei dennoch eine Zukauf-App empfohlen: Die fast nicht vorhandenen Konfigurationsmöglichkeiten, die schlechte Sprachausgabe und die fehlende aktive Stauumfahrung lassen Raum für Drittanbieter. Beim Handling und den Satellitenbildern ist Google aber Benchmark.
Nokia Here Drive: Ein großer Vorteil für Windows Phone: Die Nokia-Navigation ist von allen Werks-Navis am ehesten geeignet, ein externes Navigationssystem oder eine Zukauf-App überflüssig zu machen. Wer sich noch nicht für eine Betriebssystem-Plattform entschieden hat oder wechselwillig ist, erhält hier tatsächlich einen Mehrwert, vor allem durch die Möglichkeit der Offline- Navigation. Und wenn bald die aktive Stauumfahrung integriert ist, hat Nokia ein echtes Alleinstellungsmerkmal. Nur die kleinen Macken und Fehler sollten noch weg.