Vergleichstest
Phono-Vorverstärker zwischen 190 und 5300 Euro
Spezialisierte Phono-Vorverstärker holen ungeahnte Feinheiten aus dem Plattenspieler-Signal. Sie werten jede Vinyl-Sammlung auf und machen Experimente mit edlen Tonabnehmern erst sinnvoll. Fünf besonders interessante Preamps aller Preisklassen spielen vor.

Phono-Vorverstärker bilden, wie Tonabnehmer, eine Ausnahme im AUDIO-Testprocedere: Die wesentliche Hörarbeit findet hier nicht im akustisch neutralen "offiziellen" Hörraum statt, sondern in den eigenen vier Wänden des Autors. Dort steht eine hundertprozentig vertraute Analogkette mit einer reichen Auswahl an Laufwerken, Armen und Tonabnehmern zur Verfügung, eine mehrere tausend Exemplare umfassende LP-Sammlung, vor allem jedoch: Zeit und Ruhe, die beiden wichtigsten Komponenten analoger Hörvergleiche.
Die Grundlagen
Gehört wurde hauptsächlich mit einem Linn LP12 mit Lingo-II-Netzteil und Ekos-Tonarm, ergänzt um die AUDIO-eigene, von Loricraft Audio perfekt restaurierte Dynamikbombe Garrard 301 mit Loricraft-Netzteil und Rega RB-300-Arm sowie mit einem SME Model 10, der sich im Handumdrehen auf symmetrische Verkabelung umstellen lässt. Bei drei der fünf Preamps - dem Ayre, dem Linn und dem Octave - war diese Verbindungsart möglich und auch sinnvoll.
Als Tonabnehmer kamen neben bekannten Größen wie dem Denon DL-103, dem Benz LP (beide MC) und dem Ortofon 2M-Blue (MM) auch einige Neuheiten ins Spiel, von denen in späteren Geschichten die Rede sein wird. Darunter ein von Walter Fuchs und A. J. van den Hul modifizierter DL103-Hochleistungsklon namens Volpe und die feinen Moving-Iron-Pickups der New Yorker Firma Sound Smith, die hohe Auflösung mit hoher Ausgangsspannung verbinden.
Die Königsdisziplin für einen Phono-Preamp ist freilich das "leise" MC mit Ausgangsspannungen um 0,5-0,7 Millivolt bei Vollaussteuerung in der AUDIO-Messung mit DIN-Messplatte. Die Herstellerangaben liegen dann meist bei rund dem halben Wert, weil sie auf einem anderen Messverfahren basieren - beides ist richtig, solange man stets nur Vergleichbares vergleicht.
Gerade preiswerte Vorstufen haben mit MCs - sofern sie sie überhaupt unterstützen - ihre liebe Mühe. Zwischen der Ausgangsspannung eines Ortofon Status - einer der extremen Niedervolt-Gemeinheiten in der Kollektion des Testers - und der eines CD-Players liegt der Faktor 10000. Den notwendigen Verstärkungsfaktor einigermaßen rauschfrei hinzubekommen und nebenbei auch noch den bei Vinyl-Platten produktionsbedingt vorverzerrten Frequenzgang ("RIAA-Kennlinie") aufs zehntel Dezibel genau geradezuziehen, erfordert viel Schaltungs-Knowhow und ausgesuchte Analog-Bauteile, die in Zeiten von Terabyte-Festspeichern nicht billiger, sondern eher teurer werden.