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Ratgeber

Bahnkorrekturen notwendig

Autor: Wolfgang Boos • 27.6.2011 • ca. 3:05 Min

Inhalt
  1. Internet via Satellit
  2. Bahnkorrekturen notwendig

Nach wenigen Sekunden greift ein Techniker ein und löst mit einigen Befehlen das Problem. Hauptaufgabe hier ist aber die Bahnkorrektur. Denn die Satelliten bewegen sich zwar in ihrer geostationären Umlaufbahn genauso schnell wie die Erde und stehen deshalb immer über dem gleichen Punkt, was ja er...

Nach wenigen Sekunden greift ein Techniker ein und löst mit einigen Befehlen das Problem. Hauptaufgabe hier ist aber die Bahnkorrektur. Denn die Satelliten bewegen sich zwar in ihrer geostationären Umlaufbahn genauso schnell wie die Erde und stehen deshalb immer über dem gleichen Punkt, was ja erst fest installierte Schüsseln an den Häusern ermöglicht. Dennoch driften sie pro Woche etwa 80 Kilometer von ihrem Platz weg. Mit kurzen Zündungen der Düsenmotoren werden sie wieder auf Kurs bugsiert.

Internet via Satellit
Bis zu 16 kW leisten die Solarpanels von KA-SAT für den Betrieb; aber auch um die Akkus für die Nacht zu laden.
© Archiv

Der Treibstoffvorrat für diese Zündvorgänge ist eine wichtige Größe im Leben eines Satelliten. Selbst wenn er nach 10 Jahren immer noch senden kann: Ist der Treibstoff alle, muss er in einen Friedhofsorbit verbracht werden, wo er dann vor sich hin taumelt. KA-SAT wurde mit besonders langlebigen Ionen-Triebwerken ausgerüstet. Insgesamt 16 Jahre soll er uns seine Dienste zur Verfügung stellen. 

Aber zurück nach Paris ins Kontrollzentrum: Für jeden Satelliten müssen rund 10 000 Parameter abgestimmt werden. Über sogenannte Teleports wird er mit Steuerinformationen, TV-Programmen und Internetinformationen versorgt. Im Falle von Paris ist das der Teleport in Rambouillet, zirka 70 Kilometer vor den Toren der französischen Hauptstadt.

Mit Stacheldraht und elektrischem Signalzaun gesichert, ragen hier unzählige Schüsseln gen Himmel - riesige ebenso wie kleine. Glasfaseranbindungen aus verschiedenen Richtungen sowie Notstromaggregate und mehrere unabhängige Stromleitungen sorgen für Ausfallsicherheit. Hier wird nicht nur mit den Satelliten gefunkt, hier werden auch TV-Programme angeliefert, in Pakete für die Satellitenkanäle gepackt.

Sat-Internet vom Distributor

Internet via Satellit
© Archiv

Will man zu Hause oder als Firma  Internet über KA-SAT nutzen, muss man sich für einen Distributor entscheiden. Von dem bekommt man dann auch die notwendige Hardware geliefert. Und die besteht im Wesentlichen aus einer 80-Zentimeter-Schüssel mit einem speziellen bidirektionalen LNB sowie einem Modem, welches das Sat-Signal in ein Ethernetsignal wandelt. Wichtig: Meist sind tatsächlich zwei getrennte Schüsseln für den TV- und Internetempfang notwendig.

Nachteile von Sat-Internet

Doch trotz aller Fortschritte bei KA-SAT haben Satellitensysteme immer noch Nachteile gegenüber erdbasierten Technologien wie DSL oder LTE: So muss das Signal ja erst 36 000 Kilometer von der Erde zum Satelliten gelangen und die gleiche Strecke wieder retour. Und so können sich durchaus Latenzzeiten von gut 600 Millisekunden ergeben. Für Onlinegamer oder Auktionsliebhaber kann das über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Weiterer Nachteil sind Hardwarekosten und Konditionen. Während beim DSL-Provider oft ein Modem subventioniert im Preis inbegriffen ist oder günstig gemietet werden kann, sind für entsprechende Satellitenhardware gleich einmal mehrere Hundert Euro oder entsprechende monatliche Mehrkosten fällig.

Außerdem muss die Anlage noch installiert werden. Auch ist bei SAT-Systemen ein Telefonanschluss oder gar eine Flatrate nicht obligatorisch: Wenn überhaupt Telefonie über SAT-VoIP angeboten wird, dann eben oftmals für nochmal 10 Euro obendrauf. Zwar kann man den Festnetzanschluss auch nach wie vor von der Telekom beziehen, doch fallen hier mindestens 17 Euro Grundgebühren an - und das noch ohne Flatrate.

Praktisch keine Daten-Flatrates

Ein weiteres Problem, trotz High-Throughput-Satelliten, bleibt nach wie vor die Datenmenge. Hier wollen sich die Anbieter vor Kunden schützen, die pro Monat das gesammelte Weltwissen per Internet übertragen wollen. Denn da geht jeder Sat-Dienst in die Knie.

Und das soll auf unterschiedliche Art verhindert werden: Zum Beispiel durch Tarife für ein zuvor fest definiertes Übertragungsvolumen, etwa 4 Gigabyte pro Monat. Nach Erreichen dieser Schwelle wird die Verbindung getrennt und erst wieder durch Nachzahlung für den Rest des Monats freigeschaltet.

Internet via Satellit
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Ein anderer Weg ist die sogenannte Fair Use Policy: Nach Erreichen einer Datenmengenschwelle von beispielsweise 4 GB reduziert der Anbieter schrittweise die Geschwindigkeit für diesen Kunden und damit auch das Übertragungsvolumen. Mit diesen Verfahren dürften zwar die meisten Kunden leben können, trotzdem kann man unter diesen Voraussetzungen nicht wirklich von einer Flatrate im klassischen Sinne sprechen. Denn selbst mit sehr potenten künstlichen Erdtrabanten bleibt die geteilte Bandbreite auf der Satellitenstrecke nach wie vor das Nadelöhr für die Daten.

Und so sind Sat-Internetangebote bei einem ersten Blick auf die monatlichen Grundgebühren zwar mit DSL konkurrenzfähig, bei näherer Betrachtung kommen nochmal ordentliche Kosten und Einschränkungen obendrauf. So werden auch KA-SAT und die anderen Satellitensysteme das Weiße-Flecken-Problem nicht alleine und für alle Kundenansprüche lösen können. Trotzdem ist Internet via Satellit in vielen Fällen die einzige, und mittlerweile bezahlbare Technologie, an schnelles Internet heranzukommen.