Wie zuverlässig funktionieren Symptom-Checker-Apps?
Sie haben plötzlich stechende Rückenschmerzen, und die Beine kribbeln: Was könnte der Grund dafür sein? Symptom-Checker-Apps fragen Beschwerden ab und ermitteln daraus mögliche Diagnosen. Aber wie zuverlässig funktioniert das?

Der Kopf schmerzt, das Handgelenk tut bei bestimmten Bewegungen weh oder die Haut ist gerötet: Mit solchen Problemen wollen die meisten nicht gleich zum Arzt gehen. Zumal es oft schwer ist, einen Termin zu bekommen. Aber die Unsicherheit bleibt: Verbirgt sich hinter den Beschwerden etwas Ernsteres?...
Der Kopf schmerzt, das Handgelenk tut bei bestimmten Bewegungen weh oder die Haut ist gerötet: Mit solchen Problemen wollen die meisten nicht gleich zum Arzt gehen. Zumal es oft schwer ist, einen Termin zu bekommen. Aber die Unsicherheit bleibt: Verbirgt sich hinter den Beschwerden etwas Ernsteres?
Für solche Situationen sind Symptom-Checker gedacht: Die digitalen Helfer ermöglichen es, Beschwerden schnell und unkompliziert zu checken. Im Anschluss liefern sie Hinweise zu möglichen Erkrankungen und geben Empfehlungen ab – unter Umständen, sich so bald wie möglich medizinische Hilfe zu suchen.
Die Anwendungen vergleichen Eingaben der Nutzer mit Informationen aus Datenbanken. Sie verwenden künstliche Intelligenz (KI) oder Entscheidungsbäume mit vorher definierten Korrelationen zwischen Symptomen und Diagnosen. Die KI punktet, da Algorithmen in großen Datenmengen Muster erkennen und sich mithilfe von maschinellem Lernen weiterentwickeln können. Die Anwendungen machen aber auch deutlich, dass sie keine medizinischen Diagnosen, sondern nur Empfehlungen und Hinweise liefern können. Im Zweifel ist immer die Meinung eines Arztes sinnvoll.
Symptom-Checker sind Medizinprodukte, ähnlich wie Brillen oder Hörgeräte. Damit müssen sie bestimmte gesetzliche Anforderungen erfüllen. Für die Zulassung in der EU ist zudem die CE-Kennzeichnung notwendig. Die sagt jedoch nichts darüber aus, ob die Anwendungen zuverlässig arbeiten, sondern bestätigt nur, dass sie EU-Richtlinien entsprechen. Symptom-Checker gibt es im Web und per App. Wir stellen zwei kostenlose mobile Anwendungen vor, die jeweils für Android und iOS zu haben sind. Dazu kommt ein Webdienst mit einem nützlichen Extra.
Ada – check deine Gesundheit: intuitiver Symptom-Tracker
Die KI-gestützte App Ada will mithilfe eines Chatbots herausfinden, was verschiedene Beschwerden bedeuten können. Wer die App verwenden will, muss ein Konto und ein Profil anlegen. Darin sind Daten wie Geschlecht, Geburtsdatum und diverse Gesundheitsfaktoren enthalten, darunter Blutdruck, Vorerkrankungen und Allergien.
Die erste Frage der Symptom-Analyse ist offen: Was beschäftigt den Nutzer am meisten? Tippt jemand zum Beispiel Kopfschmerzen ein, folgen konkrete Nachfragen: Sind es eher normale Kopfschmerzen, Druckschmerzen, oder tut es hinter dem Auge weh? Dann geht es darum, wie lange sie andauern, wie stark sie sind und ob es weitere Symptome gibt. Auswahlmöglichkeiten sind in der Regel vorgegeben. Je nach Beschwerden fragt die App 10 bis 15 Antworten ab.

Am Ende liefert sie eine Liste mit möglichen Krankheitsbildern samt Wahrscheinlichkeit. Abhängig vom Ergebnis rät sie zum Arztbesuch oder weist darauf hin, dass man die Beschwerden meist selbst behandelt kann. Wer mehr über das Krankheitsbild wissen will, findet noch mehr Informationen. Ada bietet zwei weitere Extras: Man kann Symptome damit tracken und so feststellen, ob sie sich mit der Zeit verändern. Zudem ist eine Enzyklopädie zu Krankheiten integriert. Hinter Ada steckt ein Berliner Start-up, das den Dienst nach eigenen Angaben mit Medizinern entwickelt hat. Die 2016 veröffentlichte App erfasst laut Anbieter 10 000 Symptome, damit kann sie 3600 Krankheiten erkennen.
Symptomate: Beschwerde-Tracker ohne Anmeldung
Die App Symptomate verzichtet auf Accounts – und auf Nutzerprofile. Das hat Vor- und Nachteile: Einerseits erhebt sie so weniger Daten. Andererseits müssen User vor jedem Symptom-Check Daten wie Alter, Geschlecht und Vorerkrankungen angeben. Die Abfrage erfolgt mit einer Mischung aus Interview und Auswahl von Symptomen. Das ist zwar insgesamt etwas weniger benutzerfreundlich als bei Ada; intuitiv ist dafür das Eingrenzen von Beschwerden durch Tippen auf Körperstellen.

Daraufhin folgen detailliertere Fragen zu den Symptomen. Schließlich spuckt Symptomate eine Empfehlung aus, beispielsweise „Konsultieren Sie einen Arzt“. Zudem sind mögliche Erkrankungen aufgelistet, über die User mehr erfahren können. Die seit 2012 bestehende polnische Anwendung wurde in Zusammenarbeit mit Ärzten entwickelt und setzt ebenfalls auf KI. Sie kann 1700 Symptome erfassen und daraus 860 Krankheiten ermitteln. Der Dienst funktioniert auch im Browser.
Patienten-Navi: Symptome überprüfen und Arzttermin erhalten
Statt in einer App funktioniert das Patienten-Navi der Kassenärztlichen Bundesvereinigung ausschließlich im Browser (116117.de/de/patienten-navi.php). Bei einer interaktiven Abfrage geben Nutzer ihre Beschwerden an. Dann teilt die Anwendung mit, ob eine Behandlung notwendig ist – und wie schnell. Mögliche Krankheitsbilder liefert sie jedoch nicht. Die Besonderheit: Rät das Patienten-Navi zu einem Arztbesuch innerhalb von 24 Stunden, können Kassenpatienten sofort einen schnellen Termin bei einem Hausarzt vereinbaren. Das funktioniert meistens online, manchmal telefonisch.

Wie gut sind Symptom-Checker in der Praxis?
Symptom-Checker können einen Arztbesuch nicht ersetzen, aber als erste Orientierungshilfe dienen und Betroffene dazu bringen, einen Arzt aufzusuchen. Ein Überblick über verschiedene Studien zu zehn Apps kam 2022 zu dem Ergebnis, dass sie mit ihren Hauptdiagnosen zu weniger als 40 Prozent richtig lagen. Bei der Beurteilung, ob jemand zum Arzt gehen sollte, waren sie mit einer Genauigkeit von bis 90 Prozent deutlich besser. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Anwendungen groß. Ein Test von Stiftung Warentest (03/2025) attestierte Ada und Symptomate „gute Treffsicherheit“, das Patienten-Navi schnitt mit „befriedigend“ ab. Die Tester kamen aber zu dem Ergebnis, dass es immer besser ist, Symptom-Checker einzusetzen, als Beschwerden zu googeln.
Andere Apps wie Isabel, Sanitas sowie Symptoma sind laut Test nicht empfehlenswert, weil sie entweder zu viele mögliche Krankheiten auflisteten oder ernste Probleme nicht erkannten. Aber wie sieht es mit dem Datenschutz aus – immerhin fragen Symptom-Checker sensible und persönliche Daten ab? Verbraucherschützer mahnen zur Vorsicht. „Ada stand in der Vergangenheit in der Kritik, Daten ungefragt mit Dritten zu teilen“, sagt Chanel Bektembaev von der Verbraucherzentrale NRW. „Grundsätzlich besteht bei Apps immer ein gewisses Risiko, dass Daten in falsche Hände gelangen können.“ Nutzer müssten darum dem Anbieter ein gewisses Vertrauen entgegenbringen „und darauf hoffen, dass diese nur rechtmäßige Daten erheben und weitergeben“. Mark Küller vom TÜV-Verband sagt: „Es führt kein Weg daran vorbei, die Angaben der Hersteller zur App und zum Datenschutz zu lesen.“ Es sei zum Beispiel durchaus relevant, „in welches Land die Daten abfließen. Europäische Länder sind mit Blick auf den Datenschutz grundsätzlich zu bevorzugen, da dort relativ hohe und umfangreiche Vorgaben gelten.“
Interview: Mark Küller - Referent Medzinprodukte, TÜV-Verband
Mark Küller ist Referent für Medizinprodukte beim TÜV-Verband in Berlin. Er beschäftigt sich unter anderem mit Gesundheits-Apps, darunter mit Symptom-Checkern.
Wie gut können die Apps Symptome überprüfen und Diagnosen stellen?
Mark Küller: Es gibt mittlerweile viele sehr gut funktionierende Apps. Sie wurden von oder in enger Zusammenarbeit mit Ärzten entwickelt, basieren auf großen wissenschaftlichen Datenbanken oder wurden mit KI und umfangreichen medizinischen Daten trainiert. Sie können bei der Einschätzung von Symptomen helfen und im Idealfall sogar zur frühzeitigen Erkennung von Krankheiten beitragen. Sie ersetzen im Zweifel aber keinen Arztbesuch, da sie keine Diagnosen stellen oder Medikamente verschreiben dürfen. Das können nur Ärzte oder Psychiater.
Wie sinnvoll ist der Einsatz von Symptom-Checkern im Vergleich zur Google-Suche?
Küller: Sicherlich hat fast jeder schon mal Symptome gegoogelt – und dabei bemerkt, dass in den Ergebnissen eine Vielzahl möglicher Krankheiten erscheint, insbesondere wenn die Suche relativ unspezifisch war. Zum Teil sind die Ergebnisse unseriös. Das alles trägt eher zur Verunsicherung bei. Dies ist aber nicht verwunderlich, da die Analyse von Krankheitssymptomen nicht originärer und einziger Zweck der Google-Suche ist. Symptom-Checker-Apps hingegen wurden speziell für diese Verwendung entwickelt. Sie stellen zum Beispiel gezielt mehrere Fragen, bevor sie ein konkretes Ergebnis liefern. Die Apps unterliegen grundsätzlich umfangreichen gesetzlichen und normativen Vorgaben. Algorithmen der Google-Suche und die daraus resultierenden Ergebnisse tun das nicht. Symptom-Checker-Apps sind somit für diesen speziellen Verwendungszweck besser geeignet als eine Google-Suche.
Info: Apps für spezielle Krankheiten

Apps können Patienten unterstützen, die unter bestimmten Beschwerden leiden. Für manche übernehmen die Krankenkassen die Kosten, sofern sie im Diga-Verzeichnis gelistet sind. Dazu gehören unter anderem folgende:
- NichtraucherHelden-App hilft Rauchern beim Aufhören, unter anderem mit Coachings, Statistiken, Tracking und Motivation.
- HelloBetter bietet Hilfestellung für Personen, die beispielsweise unter chronischen Schmerzen, Panikattacken oder Schlafproblemen leiden.
- Oviva Direkt für Adipositas ist eine App zum Abnehmen. Die Nutzer können ihre Mahlzeiten erfassen, sich im Chat von Experten unterstützen lassen und ihre Fortschritte grafisch darstellen.
- Bei Cara Care handelt es sich um eine spezielle App für Patienten, die unter einem Reizdarmsyndrom leiden.
- Meine Tinnitus-App richtet sich an Menschen, die unter einem Pfeifen im Ohr (Ohrgeräuschen) leiden.
- Die Gluctura-Diabetestherapie richtet sich an Personen, die an Diabetes Typ II erkrankt sind.