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Interview zu Fake Quantum Dot TVs

Darum sind echte QLED-Fernseher besser!

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Unser Labor hatte bei Messungen an TV-Geräten festgestellt, dass es Unterschiede darin gibt, wie intensiv ein Display von der Quantum-Dot-Technik profitiert. Auch Geräte, die nur wenig oder vielleicht gar keine Nanokristalle enthalten, werden als QLED angepriesen. Wir hatten Gelegenheit, mit Samsungs Chefentwickler für neue Technologien über das Thema und seine Hintergründe zu sprechen.

Autor: Roland Seibt • 17.4.2025 • ca. 6:10 Min

Bei echten QLED-Fernsehern besteht die Hintergrundbeleuchtung aus blauen (Mini-)LEDs. Sie regen eine Quantum-Dot-Schicht an, die Rot und Grün addiert.
Bei echten QLED-Fernsehern besteht die Hintergrundbeleuchtung aus blauen (Mini-)LEDs. Sie regen eine Quantum-Dot-Schicht an, die Rot und Grün addiert.
© Samsung

Quantum Dot, respektive der Begriff "QLED", soll bei LCD-Panels für die höchste Wertigkeit in Bezug auf Farbvielfalt, Leuchtkraft und Energieeffizienz stehen - unser Artikel "Fakes bei QLED-TVs: Vorsicht beim Fernseher-Kauf!" erklärt die Hintergründe.Samsung unterscheidet dah...

Quantum Dot, respektive der Begriff "QLED", soll bei LCD-Panels für die höchste Wertigkeit in Bezug auf Farbvielfalt, Leuchtkraft und Energieeffizienz stehen - unser Artikel "Fakes bei QLED-TVs: Vorsicht beim Fernseher-Kauf!" erklärt die Hintergründe.

Samsung unterscheidet daher im eigenen Portfolio sehr klar, welche Fernseher unter "QLED", "Neo-QLED" oder "QD-OLED" laufen. Einstiegsgeräte bekommen diese Auszeichnung nicht, sind jedoch teils genauso aufgebaut wie Konkurrenzprodukte, die sich mit dem Marketingbegriff "Quantum Dot" schmücken .

Warum Samsung das unfair, ja sogar irreführend für den Käufer empfindet, erklärt uns Inbeom Kim, Corporate Vice President, Head of R&D Innovation Group, Samsung Electronics, Korea.

Corporate Vice President, Head of R&D Innovation Group, Inbeom Kim
Inbeom Kim ist bei Samsung in Korea tätig als "Corporate Vice President, Head of R&D Innovation Group". Er weiß alles über QLED-Technik, ihren Einsatz sowie die Entwicklung und Vermarktung.
© Samsung

connect: Samsung hat den Begriff "QLED-TV" für High-End-LCD-Fernseher mit Hintergrundbeleuchtung eingeführt, die durch Quantum Dot Nanokristalle entscheidend verbessert wurden. Was sind die großen Vorteile dieser Technologie? Ist es eine exklusive Erfindung von Samsung?

Inbeom Kim: Der größte Vorteil von Quantum Dots ist ihre Präzision. Sie ermöglichen eine extrem hohe Helligkeit mit hervorragender Farbgenauigkeit, sodass unsere QLED TVs ein 100 % Abdeckung im DCI-P3 Farbraum erreichen. Das bedeutet gleichbleibende, lebendige Farben bei jeder Helligkeitsstufe. Diesen Unterschied bemerkt man sofort.

Samsung war das erste Unternehmen, das 2015 Quantum Dots ohne Cadmium auf den Markt gebracht hat. Das hat der Technologie einen Schub verpasst, ebenso wie die stetig verbesserten Bildqualitätsstandards. Samsung hält mehr als 150 Patente in diesem Fachgebiet. Quantum Dots kommen immer häufiger zum Einsatz. Wir punkten hier mit unserem Know-how in der Materialwissenschaft, der Beschaffenheit der Quantum Dot Schicht und unseren Ansprüchen an die Umweltverträglichkeit der eingesetzten Materialien.

connect: Samsung versucht nun, seine Konkurrenten dazu zu bringen, bestimmte Begrifflichkeiten nicht für die Vermarktung minderwertiger Fernsehmodelle zu verwenden. Welche Gerichts- oder Handelskommissionsverfahren laufen, was genau will Samsung, wie fallen die Reaktionen aus?

Inbeom Kim: Unser Fokus liegt darauf, Verbraucher*innen vor Verunsicherung und falschen Versprechungen zu schützen. Samsung QLED TVs basieren auf einer Technologie, die wir über viele Jahre hinweg entwickelt haben und mit der Verbraucher*innen hohe Standards an die Bildqualität verbinden. Der Begriff QLED repräsentiert aus unserer Sicht Premium-Technologie und sollte nicht missbräuchlich verwendet werden. Wir sind überzeugt, dass mehr Klarheit und Transparenz in Bezug auf Display-Technologien vor allem den Verbraucher*innen, aber auch der Branche zugutekommt.

Quantum Dot Nanokristalle wandeln blaues LED-Licht in lupenreines Grün oder Rot um. Wenn das Lichtspektrum eines Displays so aussieht kann es die sattesten Farben darstellen. Fehlfarben wie Türkis, Orange oder Gelb fallen nur in geringstem Umfang an.
Quantum Dot Nanokristalle wandeln blaues LED-Licht in lupenreines Grün oder Rot um. Wenn das Lichtspektrum eines Displays so aussieht kann es die sattesten Farben darstellen. Fehlfarben wie Türkis, Orange oder Gelb fallen nur in geringstem Umfang an. Das maximiert Effizienz und Leuchtkraft.
© WEKA Media Publishing GmbH

connect: Gibt es Urheberrechte oder Markenschutz für die Begriffe "Quantum Dot", "QD" oder "QLED"?

Inbeom Kim: In Verbindung mit unserem Markennamen "Samsung" nutzen wir verschiedene Marken mit dem Element "QLED", ebenso wie andere Anbieter auch. Viel wichtiger ist aber, dass der Begriff nur zur Kennzeichnung von TVs verwendet wird, die auch tatsächlich diese Technologie einsetzen. "Quantum Dot" und "QD" sind wissenschaftliche Begriffe und nicht markenrechtlich geschützt. Wir beobachten jedoch genau, wie sie im Marketing verwendet werden. Es ist uns wichtig und wir möchten dazu beitragen, dass die Bezeichnung die zugrunde liegende Technologie nachvollziehbar widerspiegelt und Verbraucher*innen nicht in die Irre führt.

connect: Sie haben 2018 eine QLED-Allianz gegründet, um den Begriff „QLED“ für QD-Fernseher zu vermarkten. Zu den Partnern gehörten TCL, Hisense und andere. Gab es eine strenge Regelung für die technischen Spezifikationen von TV-Modellen mit dem Namen „QLED-TV“? Ging es dabei auch um finanzielle Strafen oder Produktverbot bei falscher Verwendung des Namens?

Inbeom Kim: Die QLED Alliance wurde gegründet, um die Kategorie zu fördern und Klarheit in Bezug auf die Quantum Dot Technologie zu schaffen. Wir können uns nicht zu den spezifischen Vereinbarungen zwischen den Partnern äußern. Ich kann jedoch für Samsung sprechen: Wir haben für uns immer strenge interne Standards festgelegt, was als QLED gilt – vom Quantum Dot Gehalt selbst bis hin zur Verwendung von alternativen Materialien zu Cadmium. Für uns ist wichtig, dass mit der Bezeichnung eine gleichbleibend hohe Leistung einhergeht, die dem Namen und den Erwartungen der Verbraucher*innen daran gerecht wird.

connect: Wir messen und testen seit vielen Jahren fortschrittliche HDR-Fernseher und kennen die Unterschiede in der Spektralempfindlichkeit sehr gut. Wir haben die potenziell „gefälschten“ QD-Panels schon lange gesehen. Mit einer DCI-Abdeckung von bis zu 95 % ist der Farbumfang fast so gut wie bei „echten“ QLED-Fernsehern (wobei sie nie die gleiche hohe Helligkeit und Energieeffizienz zeigen). Für den einfachen Endbenutzer mag das Ergebnis in der Bildqualität nahezu gleich sein. Wo liegt also das Problem?

Inbeom Kim: Ich stimme Ihnen zu, dass Displays in dieser Kategorie auf den ersten Blick sehr beeindruckend wirken können, insbesondere in kontrollierten Umgebungen. Was Samsung QLED im Unterschied auszeichnet, ist die langfristige Leistung, einschließlich gleichbleibender Helligkeit, vollem DCI-P3-Farbumfang und der Vermeidung von Burn-in-Effekten – all dies ist auf den hochwertigen Einsatz von Quantum Dots zurückzuführen. Es gibt oberflächliche Ähnlichkeiten zu anderen Panels. Doch wir möchten betonen, dass QLED eine eigenständige Technologie ist, die als solche Anerkennung verdient. Uns geht es darum, dass Verbraucher*innen nicht in die Irre geführt werden. Die Leistung, die QLED bei verschiedenen Inhalten und im täglichen Gebrauch erbringt, ist im direkten Vergleich unübertroffen.

Samsung hat viel Entwicklungsarbeit in Quantum Dots gesteckt, besitzt Patente und zahllose Spitzenprodukte. Auch zehn Jahre nach der Serienreife soll QLED nur für beste Bildqualität stehen.
Samsung hat viel Entwicklungsarbeit in Quantum Dots gesteckt, besitzt Patente und zahllose Spitzenprodukte. Auch zehn Jahre nach der Serienreife soll QLED nur für beste Bildqualität stehen.
© Samsung

connect: Die anderen Hersteller sagen, dass in der Hintergrundbeleuchtung (oder sogar in den Verstärkungsschichten vor dem LCD) ihrer Modelle einige QD-Moleküle versteckt sind, die Sie als „gefälscht“ bezeichnen. Da TV-Tester keine Chemiefachleute sind, wie können sie sagen, wie viele QD-Moleküle verwendet werden und was „echt“ oder „gefälscht“ ist?

Inbeom Kim: Es geht nicht nur um das Vorhandensein von Quantum Dot Material, sondern vielmehr um die Art und Weise, wie es angewendet wird. Eine echte Quantum Dot Implementierung sehen wir bei Samsung erst gegeben, wenn die Verwendung einer speziellen Quantum Dot Schicht auf eine hohe Materialkonzentration trifft, denn nur so können sie die Wirkung entfalten, die QLED-TVs bieten. Unsere interne Messlatte liegt bei etwa 3.000 ppm. Wenn diese Kombination nicht vorhanden ist oder der Quantum Dot Gehalt minimal ist, entspricht die Leistung einfach nicht dem, was Verbraucher*innen erwarten dürfen.

connect: Wie können Endverbraucher den Unterschied erkennen, wenn sie das Original kaufen möchten?

Inbeom Kim: Von außen ist das natürlich nicht immer offensichtlich. Gerade deshalb sind Klarheit und Transparenz ja so wichtig. Bei Samsung nutzen wir die QLED Kennzeichnung nur für Produkte, die unseren hohen technischen Standards entsprechen. Dazu gehören 100 % Farbvolumen nach DCI-P3 und Quantum Dots ohne Cadmium. Der Quantum Dot Film von Samsung, das in unseren QLED-TVs verwendet wird, hat die Zertifizierung für die Einhaltung der „Richtlinie zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten“ (Restriction of Hazardous (RoHS)) erhalten und wurde vom globalen Zertifizierungsinstitut Société Générale de Surveillance (SGS) auf den Verzicht von Cadmium überprüft. Darüber können Verbraucher*innen erkennen, dass sie das Original erhalten.

connect: Sind die Quantum-Dot-Materialien in QD-OLED-Panels genau die gleichen wie in QLED-Fernsehern (da sie im Tintenstrahlverfahren gedruckt werden), oder wird der Name „QD“ auch hier fälschlicherweise verwendet?

Inbeom Kim: Die Materialien sind zwar ähnlich, doch ihre Verwendung ist unterschiedlich. Sowohl QLED als auch QD-OLED verwenden eine spezielle, Quantum Dot Schicht ohne Cadmium. Bei QLED wird sie mit einer LED-Hintergrundbeleuchtung kombiniert, bei QD-OLED mit einem selbstemittierenden Panel. Beide verwenden Quantum Dots – es handelt sich lediglich um zwei verschiedene Arten der Anwendung derselben Kerntechnologie.

QLED-Fernseher: Manchmal ist die Werbung irreführend

connect: Wenn man nach „Quantum Dot Materials“ sucht, findet man über 40 Substanzen, die meisten davon mit Blei oder Cadmium. Sie analysieren die „Fälschungen“ auf das Fehlen von Indium. Gibt es keine andere Möglichkeit, Quantum Dots in Fernseher einzubauen, sodass sie vielleicht „QD“ sind?

Inbeom Kim: Früher war der Einsatz von Cadmium bei der Entwicklung von Quantum Dots üblich, aber es ist giftig und aus gutem Grund stark reguliert. Deshalb hat Samsung 2014 das weltweit erste Quantum Dot Material ohne Cadmium entwickelt und im darauffolgenden Jahr auf den Markt gebracht. Unsere Quantum Dots basieren auf Indium, sind RoHS-konform und unabhängig zertifiziert. Das zeigt, dass es möglich ist, auch ohne den Einsatz umweltschädlicher Substanzen erstklassige Leistung zu erzielen.

connect: Welche Strategie verfolgen Sie, um die Bezeichnung „QLED-TV“ reinzuhalten?

Inbeom Kim: Es geht um Verlässlichkeit und Vertrauen. Wir werden weiterhin in Quantum Dot Innovationen investieren, mit externen Zertifizierungsstellen zusammenarbeiten und eindeutige technische Standards vertreten, die die Bezeichnung QLED rechtfertigen. Uns ist es wichtig, dass Klarheit für Verbraucher*innen und Branche herrscht, was Quantum Dot Qualität auszeichnet und warum es wichtig ist, dass mit der Bezeichnung das Einhalten hoher Standards einhergehen sollte.

Herr Inbeom Kim, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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