Smartphone-Updates im Vergleich
Nur ein Fünftel der Google-Smartphones arbeitet mit der aktuellen Android-Version. Warum? Die Update-Politik der Plattformen im Vergleich.

Mit neuer Software kann ein betagtes Smartphone seinen zweiten Frühling erleben. So avancierten in jüngster Vergangenheit Tausende von Mobiltelefonen zum Navigerät: Nokia und Google lieferten per Update eine Gratisapplikation - vom Nutzer kostenlos und weitgehend problemlos zu installieren. Das i...
Mit neuer Software kann ein betagtes Smartphone seinen zweiten Frühling erleben. So avancierten in jüngster Vergangenheit Tausende von Mobiltelefonen zum Navigerät: Nokia und Google lieferten per Update eine Gratisapplikation - vom Nutzer kostenlos und weitgehend problemlos zu installieren. Das ist ein schönes Beispiel für gelungene Produktpflege, doch leider eher die Ausnahme als die Regel. Denn was in der Theorie wunderbar klingt, funktioniert in der Praxis selten so einfach.
Stattdessen sorgt das Thema Updates bei vielen Nutzern für Frust. Dabei hängt das Frustpotenzial davon ab, welche Plattform im Einsatz ist. Apple ist im Moment das Vorbild und zeigt der Konkurrenz, wie man es richtig macht. Wobei die Kalifornier auch nur zwei Modelle im Angebot und entsprechend leichtes Spiel haben.
Problemfall Android

Besonders im Argen liegt die Sache bei Android. Laut Google arbeiteten Anfang Juli nur 18,6 Prozent der aktiven Geräte mit der aktuellen Version Gingerbread. Auf knapp 60 Prozent läuft noch der Vorgänger Froyo und auf 17,5 Prozent die Vorvorgängerversion Eclair. Dass sich Google nicht um Updates kümmert, kann man dem Android-Erfinder nicht vorwerfen - im Gegenteil: Seit Anfang 2011 gab's allein fünf größere Aktualisierungen, hinzu kommen kleinere Verbesserungen. Doch bis ein Nutzer in den Genuss eines Updates kommt, kann es dauern.
Wie gesagt: Fast ein Fünftel der Android-User hinkt zwei Versionen hinter der aktuellen Betriebssystemversion her, manche warten gar vergeblich auf eine Aktualisierung. Sie müssen nicht nur auf neue Funktionen verzichten, sondern sind auch im Software-Market Kunden zweiter Klasse, denn manche Zusatzapplikation lässt sich erst ab einer bestimmten Android-Version installieren.
Dass ein Update nicht oder nur verzögert angeboten wird, hat mehrere Gründe. Die neuen Versionen werden bei Android über den jeweiligen Gerätehersteller verteilt, und der muss diese zunächst einmal an seine Modelle anpassen. Denn dank des offenen Systems Android haben die Hersteller nicht nur die Möglichkeit, die Hardware weitgehend nach eigenem Gusto zu gestalten, sondern auch die Plattform nach ihren Vorstellungen umzustricken. Und davon machen die Handybauer regen Gebrauch: Fast jeder motzt seine Geräte mit einer veränderten Oberfläche auf - schließlich will man sich von der Masse an Androiden abheben und seinen Modellen ein eigenes Gesicht geben.
Hemmschuh Eigeninitiative

Einige gehen noch einen Schritt weiter: So bieten Sony Ericsson mit Timescape und Motorola mit Motoblur eigene Funktionalitäten für eine bessere Einbindung sozialer Netzwerke wie Facebook oder Twitter. Doch je weiter die Modifikationen gehen, desto aufwendiger ist die Arbeit, wenn das Ganze auf einer neuen Android-Version laufen soll. So kann dieser Schuss auch nach hinten losgehen, wie Sony Ericsson beim Xperia X10 erfahren musste: Dass der erste Androide des Hauses zum Marktstart mit inaktueller Software ausgeliefert wurde, hat viele Kunden schwer verärgert - sie wollten lieber das neueste Betriebssystem statt spezieller Funktionen.
Doch beim Hersteller hört die Update-Problematik keineswegs auf. Denn auch die Netzbetreiber testen aus gutem Grund neue Betriebssysteme. Und auch sie bieten teils eigene Dienste, die die Sache verkomplizieren können - wie etwa O2 seine Homezone. So kann es passieren, dass ein Update für die Kunden des einen Netzbetreibers schon zur Verfügung steht, während andere noch warten müssen. Gelegentlich verzichtet ein Netzbetreiber auch mal komplett auf ein Update. Diese Problematik betrifft nicht nur Android, sondern praktisch alle Plattformen.
Google plant Update-Garantie
Auf der Entwicklerkonferenz I/O versuchte sich Google Anfang Mai an einer Lösung und will mit den Geräteherstellern eine Update-Garantie entwickeln: Für jedes Modell soll für die ersten 18 Monate gesichert sein, dass es die jeweils aktuelle Android-Version bekommt. Dass Updates damit schneller als heute zur Verfügung stehen, ist keineswegs sicher. Mittlerweile legen viele Nutzer selbst Hand an: Im Netz finden sich für viele Geräte von Enthusiasten gebastelte Android-Updates. Die Installation ist allerdings nicht ganz trivial und wer sie aufspielt, verliert die Herstellergarantie.
Lösen lässt sich das Problem wohl nicht so schnell. Bei unserem Eingangsbeispiel Navigation funktionierte das Ganze auch nur deshalb so reibungslos, weil nicht das ganze Betriebssystem, sondern nur die Navi-App aktualisiert wurde. Wie die Politik der anderen Plattformen aussieht und welche Updates anstehen, lesen Sie auf den folgenden Seiten.