Warum Bochum schließen musste
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connect: Deutschland ist für Nokia in Sachen Umsatz weltweit der drittgrößte Markt. Die Werksschließung in Bochum scheint vor diesem Hintergrund nicht besonders klug. Naiv und allgemein gefragt: Spielen in diesem globalen Geschäft einzelne regionale Besonderheiten oder Int...
connect: Deutschland ist für Nokia in Sachen Umsatz weltweit der drittgrößte Markt. Die Werksschließung in Bochum scheint vor diesem Hintergrund nicht besonders klug. Naiv und allgemein gefragt: Spielen in diesem globalen Geschäft einzelne regionale Besonderheiten oder Interessen keine große Rolle spielen mehr?

Tarvainen: Die Entscheidung die Produktion in Bochum zu schließen, ist uns nicht leicht gefallen und wurde auch nicht leichtfertig getroffen. Die Gründe sind vielfältig, aber um ein Beispiel zu nennen: Der Kunde möchte immer bessere Geräte zu immer günstigeren Preisen - der durchschnittliche Verkaufspreis ist in den letzten Jahren von 210 Euro im Jahr 2002 auf 74 Euro im 2. Quartal diesen Jahres gesunken. Gleichzeitig ist der Anteil an manueller Arbeit bei der Herstellung gestiegen.
Alle Produktionen von Nokia produzieren für den weltweiten Markt, nicht nur für das Land in dem sie sich befinden. Gerade die Kosten für den manuellen Anteil sind, wenn sie in Deutschland fertigen, besonders hoch - das war auf Dauer leider nicht machbar. Hier ist es unsere Pflicht als weltweit aktives Unternehmen zu reagieren, weil wir eine Verantwortung für das gesamte Unternehmen und alle Mitarbeiter haben.
Insofern haben Sie Recht, wenn Sie sagen, dass die Entscheidung nicht nur nach lokalen Gesichtspunkten getroffen wurde. Wichtig ist aber, dass wenn man eine solche Entscheidung trifft, die Umsetzung verantwortungsvoll geschieht - und das, denke ich, tun wir. Gleichzeitig investieren wir aber nach wie vor in Deutschland. Ende Juni haben wir beispielsweise das Berliner Start-Up Unternehmen "Plazes" gekauft, in Berlin ist zudem unser globaler Standort für alle Navigationsaktivitäten.
"Der Nutzer fragt sich: Wann möchte ich was nutzen?"
connect: Hat Nokia mit solch einem Aufruhr gerechnet?
Tarvainen: Wenn Sie so eine Entscheidung treffen müssen, dann ist es nur natürlich, dass Betroffene oder Außenstehende diese nicht gutheißen oder kritisieren. Insofern haben wir natürlich damit gerechnet, dass es Kritik geben würde.
Ich habe aber in den letzten Monaten viele Gespräche mit dem Handel und mit Kunden geführt und festgestellt, dass die meisten Nokia nach wie vor positiv gegenüber stehen und vor allem auch von unseren Produkten überzeugt sind.
connect: Der Wandel vom reinen Handy-Hersteller zum integrierten Handy-Internet-Company ist in vollem Gange. Wo liegen die Gründe für diese Entscheidung? Ist es der Preisverfall bei den Endgeräten?
Tarvainen: Wir befinden uns in einer Phase, in der mobile Kommunikation durch das schnelle Zusammenwachsen von Internet und Mobilfunk vorangetrieben wird. Angefangen hat alles, wenn sie so wollen schon Mitte der 90er Jahre - mit der Einführung des Communicators haben wir ganz bewusst gesagt, damit kann man mehr als nur telefonieren.
Das Medien-Nutzungsverhalten entwickelt sich ständig weiter. Ob mobile Endgeräte oder Dienste, die zukünftig noch um die sogenannten "sozialen Aktivitäten" erweitert werden - sie eröffnen für die Branche, wie für den Nutzer selbst unglaubliche Möglichkeiten. Es geht nicht mehr um ein "entweder oder", sondern um das "wann möchte ich was nutzen".
Technik ist kein Selbstzweck, sie ist für den Menschen da. Da ist es nur logisch das Nokia, wenn wir weiterhin unserer führenden Rolle im Markt gerecht werden wollen, diesen Prozess aktiv mit gestalten wollen. Unser Motto "Connecting People" erfindet sich sozusagen immer neu.
"Internetmarkt wächst auf 100 Milliarden Euo"
connect: Wie groß wird in fünf Jahren der Anteil der Dienste am Gesamtumsatz sein?
Tarvainen: Unser Ziel ist es, weltweit dabei führend zu sein, dass Internet auf das Mobiltelefon zu bringen - eine genaue Umsatzprognose kann ich an dieser Stelle nicht geben. Wir kennen zuverlässige Prognosen, wonach bis 2010 der gesamte Markt an Internetdiensten 100 Milliarden Euro betragen wird. Zudem werden wir laut unabhängiger Analysten beispielsweise im Bereich mobiler Navigationsgeräte bis zum Jahr 2015 Marktführer sein. Ich denke somit, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
connect: Und wie bringen Sie die Netzbetreiber auf Ihre Seite, die selbst auf Umsätze durch Dienste hoffen?
Tarvainen: In Bezug auf unsere Strategie eigene Internetdienste anzubieten, bekommen wir von den Netzbetreibern ein positives Feedback. Bis dato haben wir mit wichtigen Europäischen und globalen Netzbetreibern, darunter Vodafone, Orange, T-Mobile, Telefonica und TIM, Vereinbarungen getroffen, gemeinsam an der Weiterentwicklung des Marktes und der Möglichkeiten zu arbeiten.
Aktuell haben wir zum Beispiel mit dem Nokia 6650 ein Gerät für T-Mobile im Angebot, mit dem man sowohl auf Ovi als auch auf die Dienste von T-Mobile zugreifen kann. Das Ziel muss eine "Win-Win" Situation für alle Beteiligten sein . Entscheiden wird am Ende der Kunde, welche Dienste er nutzen möchte, dass kann man meiner Meinung nach nicht vorschreiben.
Neues von Symbian Anfang 2009
connect: Wann dürfen wir mit Endgeräten mit der neuen Symbian-Plattform rechnen?
Tarvainen: Die Symbian Foundation bietet unglaubliche Möglichkeiten - die breite Unterstützung durch Hersteller wie LG, Sony Ericsson, Netzbetreiber wie Vodafone und T-Mobile aber auch durch Firmen wie Texas Instruments unterstreicht das. Sie nimmt im ersten Halbjahr 2009 die Arbeit auf. Es ist geplant, dass die ersten Geräte im Laufe des Jahres 2009 auf den Markt kommen.