Vodafone-Allianz mit Blackberry
"Wir wollen in den Daten-Massenmarkt"
Hartmut Kremling, Geschäftsführer Technik bei Vodafone und Mike Lazaridis, Gründer und Co-CEO Blackberry im Gespräch mit Dirk Waasen, Chefredakteur connect.

Mit dem iPhone präsentiert T-Mobile ein Handy, das schon vor Markteinführung für jede Menge Furore sorgte. Wird es Ihnen da angesichts des Weihnachtsgeschäfts nicht mulmig?
Kremling: Damit hier keine Missverständnisse aufkommen: Das iPhone ist ein spannendes Produkt. Ich halte es aber für einen Fehler, ein solches Schlüsselprodukt exklusiv zu behandeln. Wir werden hier auch interessante Produkte anbieten können.
In Sachen Multimedia-Device gibt aber derzeit Apple mit dem iPhone den Takt vor.
Lazaridis: Das sehe ich anders. Der Apple touch wäre doch das ideale Multimediagerät: Leichter, dünner, billiger, keine monatliche Gebühr, längere Lebensdauer. Und fürs Telefon könnte ich mir meinen Netzbetreiber selber aussuchen. Für Geschäftskunden verbietet sich das iPhone, der iPod touch wäre eine Behelfslösung. Klar, dass ich den Blackberry Curve empfehle, der die Business- und die Multimediawelt zusammenführt.
Nichtsdestotrotz dürften die Mac-User doch raschen Vertriebserfolg garantieren?
Kremling: Sicher gibt es Mac-Jünger, aber es gibt auch jede Menge Nokia-, Sony-Ericsson- oder Samsung-Fans, die da auch noch ein Wörtchen mitreden werden.
Die intensive Zusammenarbeit mit Blackberry lässt vermuten, dass Sie verstärkt in Richtung "E-Mail für alle" denken...
Kremling: Exakt. Wir haben ein bestens vorbereitetes Datennetz, beobachten eine Datenexplosion und glauben, dass Geschwindigkeit eine Killerapplikation ist. Damit ist es unser Ziel, Datentransport in maximaler Geschwindigkeit und bestmöglicher Qualität zu garantieren. Wir wollen in den Daten-Massenmarkt.
Lazaridis: Zurzeit besitzen schon 30% unserer Kunden ihren Blackberry nicht mehr wegen unserer professionellen Enterprise-Solution, sondern wegen der einfachen E-Mail-Konfiguration und der Multimedia-Applikationen. Dieser Anteil soll wachsen.
Entstand vor diesem Hintergrund die Allianz mit Vodafone?
Lazaridis: Wir sehen uns als Forschungs- und Entwicklungspartner - Vodafone hat die Datendienste und wir die Geräte, die Daten in Spaß umsetzen.
E-Mails mögen ja spaßige Inhalte haben, aber eine in sich witzige Applikation ist das nicht.
Lazaridis: Sehen Sie, mit Daten meine ich beispielsweise auch tagesaktuelle Informationen zu POIs, also interessanten Punkten wie Kinos, Restaurants, Attraktionen in Städten, aber auch mobiles Internet und vieles mehr. Schließlich entwickeln auf unserer Plattform auch jede Menge Drittfirmen Software von der Bild- oder Dokumentenbearbeitung bis zum Spiel.
Einige Ihrer Mitbewerber setzen indes auf Sprachminuten zum niedrigsten Preis...
Kremling: Ich denke nicht, dass uns die Geiz-ist-geil-Mentalität weitergebracht hat. Darunter leidet immer die Qualität. Wir investieren in Qualität und Ihr letzter Netztest hat bestätigt, dass diese Strategie die richtige ist. Und diesen Erfolg möchte ich mit meiner Mannschaft weiter ausbauen.
Nochmals zurück zur E-Mail. Befürchten Sie nicht, dass die E-Mail den Umsatzbringer SMS schwächen könnte?
Lazaridis: Nein gar nicht, ich erwarte im Gegenteil eine Zunahme des SMS-Aufkommens. Zum einen hat nicht jeder einen Blackberry, zum anderen kann der, der ihn hat, mit wenigen Klicks perfekt SMS in beliebiger Länge eingeben. Und um in Echtzeit mit Freunden zu kommunizieren, ist die SMS immer noch auf Platz 1 bei den Anwendungen.
Kremling: Wie gesagt, die Datennutzung entwickelt sich exponentiell. Da ist noch jede Menge Luft nach oben.
Mit Ihren jüngsten Modellen wenden Sie sich auch an Privatanwender abseits des Büros, wann kommt das erste reine Handy von Blackberry?
Lazaridis: Wir werden keine Einsteigergeräte oder Handys anbieten, sondern immer Smartphones. Egal, was kommt, es wird immer Blackberry sein.