Soundcore Liberty 4 Pro getestet: Extralaute In-Ears, unschlagbar günstig
Wir haben die Soundcore Liberty 4 Pro getestet und sind überrascht: Die neuen In-Ears von Anker bieten eine Ausstattung auf Flaggschiff-Niveau, kosten aber nur halb so viel. Das Preis-Leistungsverhältnis ist überragend, ein paar Schwächen gibt es aber.


Preise und MarktüberblickDie Soundcore Liberty 4 Pro sind wie oben beschrieben in vier Varianten für 129 Euro erhältlich. Das ist der mittlere Preisbereich, etwa 100 Euro unterhalb der Top-Modelle von Samsung, Sony oder Sennheiser. Hier findet man entweder ältere Spitzenmodelle wie die Samsung G...
Preise und Marktüberblick
Die Soundcore Liberty 4 Pro sind wie oben beschrieben in vier Varianten für 129 Euro erhältlich. Das ist der mittlere Preisbereich, etwa 100 Euro unterhalb der Top-Modelle von Samsung, Sony oder Sennheiser. Hier findet man entweder ältere Spitzenmodelle wie die Samsung Galaxy Buds Pro (110 Euro, 434 Punkte im connect-Test ) oder die Bose Quiet Comfort Earbuds (150 Euro, 422 Punkte im connect-Test) oder gut ausgestattete Mittelklasse-In-Ears wie die JBL Live Pro+ 2 (130 Euro) oder die Samsung Galaxy Buds 3 (155 Euro, 364 Punkte im connect-Test). Von Marshall haben wir Motif II ANC bereits für 150 Euro gesehen - ein guter Preis für In-Ears, die starke 439 Punkte im connect-Test erreicht haben.

Mit Display im Case, aber schlichte Haptik
Das Case ist ergonomisch gerundet und sehr flach, so verschwindet es problemlos in Hemd- oder Hosentaschen. Die gesamte Oberseite lässt sich nach oben hin aufschieben und gibt so die beiden In-Ears frei. Dabei wird auch das kleine Display aktiviert, das nicht nur den Ladestand anzeigt, sondern über eine schmale touch-empfindliche Leiste direkt darunter die stufenlose Regulierung des ANC und andere Einstellungen erlaubt. In der Praxis funktioniert das sehr gut. Anker bietet mit dem kleinen Interface einen echten Mehrwert und in der Preisklasse zudem ein Alleinstellungsmerkmal. Praktisch ist auch, dass das Oberteil transparent ist, sodass man den Ladestand auch geschlossen sehen kann. Einfach das Case in die Hand nehmen und kurz drauf tippen. Stark!

Die Anfassqualität sorgt dagegen für Ernüchterung. Die glänzenden Farbvarianten ziehen Fingerabdrücke magisch an, schnell ist das Case damit übersät und macht einen billigen Eindruck. Dazu passt auch, dass das Oberteil in der Fassung wackelt, wenn es aufgeschoben ist. Besonders stabil und langlebig wirkt das nicht. Etwas besser machen es die beiden matten Varianten "matty black" und "matty white", weil man die Fingerabdrücke nicht sieht, allerdings ist hier das Oberteil nicht durchscheinend, sodass man das Display nur sehen kann, wenn man das Case aufschiebt.

Die Earbuds selbst sind haptisch auch keine Offenbarung, aber sie wirken sehr stabil und sind top verarbeitet. Sie sind zudem wasserfest nach IPX5, das bedeutet Schutz gegen Strahlwasser aus allen Richtungen. Eine schweißtreibende Joggingrunde im Regen ist also kein Problem.

Gelungene Bedienung, vielseitig anpassbar
Die stielförmigen Earbuds sitzen sehr gut im Ohr, was zum einen am niedrigen Gewicht liegt, zum anderen daran, dass man den Sitz mit Hilfe von 5 mitgelieferten Ohrpassstücken optimieren kann. Die Bedienung erfolgt, indem man den Stiel mit Daumen und Zeigefinger zusammen drückt, mit einem kurzen Klicken wird dann haptisches Feedback simuliert. Die Gesten funktionierten im Test sehr gut, nur die Anpassung der Lautstärke (mit Daumen und Zeigefinger am Stiel nach oben oder unten streichen) machte Probleme - Soundcore ist damit allerdings kein Einzelfall.
Mit dem Zweifingerprinzip (bzw. Daumen und Finger) vermeidet Anker zudem Fehleingaben - wenn man den Earbud nur etwas fester ins Ohr drücken möchte, wird keine Reaktion ausgelöst. Gelungen ist auch die Anpassbarkeit der Steuerung in der App, denn jede Geste kann man anpassen - das erlaubt nicht jeder Hersteller.

Soundcore-App mit Soundcheck
Im Test der Soundcore Space One Pro haben wir auf die große Stärke der Soundcore-App bereits hingewiesen: Es ist die maximale Anpassbarbeit von Steuerung und Klangbild. Neben den umfangreichen Möglichkeiten, die Gesten zu individualisieren, kann man über die Option Hear ID ein personalisiertes Klangprofil erstellen, was Soundcore sehr clever über einen rudimentären Hörtest und eine Bewertung von Songs umsetzt. Wenn das zu keinen guten Ergebnissen führt, kann man sich am 8-Band-Equalizer ausprobieren oder vordefinierte Equalizer-Presets ausprobieren. Die Option "Räumliches Audio" hat ebenfalls einen spürbaren Einfluss auf das Klangbild.
Anker spendiert seinen 130-Euro-In-Ears also 3D-Audio inklusive Headtracking, was im Test ziemlich präzise funktioniert hat. Empfehlen möchten wir es trotzdem nicht, weil es den tendenziell sehr guten Klang der Kopfhörer verschlechtert und außerdem nicht in Verbindung mit LDAC-zur Verfügung steht.
Ein weiteres in dieser Preisklasse unübliches Feature ist der Konversationsmodus, den Soundcore "Smart Chat" nennt. Dieser unterbricht die Musikwiedergabe, wenn die Kopfhörer Stimmen registrieren. Im Test war es aber kaum brauchbar - schon eine kleines Räuspern hat die Musik gestoppt. Hier wird Soundcore sicherlich zeitnah ein Update nachliefern.

Ein weiteres Feature verbirgt sich hinter dem Eintrag "Sichere Lautstärke", wo man einen ohrenschonenden Grenzwert definieren kann und die eingestellte Lautstärke in ein von der WHO empfohlenes Hörgesundheitsschema eingeordnet wird. Soundcore bewirbt zudem einen speziellen Flugzeugmodus, der das ANC in Abhängigkeit vom Luftdruck neu kalibriert. Da wir während des Tests nicht mit dem Flugzeug geflogen sind, können wir hier keine Bewertung abgeben. Aber auch unabhängig davon wird deutlich, dass Soundcore den Liberty 4 Pro bemerkenswert viele Funktionen spendiert. Soundcore bewegt sich hier nicht weit weg von den Flaggschiffen von Sennheiser, Sony und Co.
Connectivity "nur" preisgerecht
Die Connectivity holt die Liberty 4 Pro dagegen wieder auf den Boden von Mittelklasse-In-Ears zurück, denn Lizenzen für Codecs sind teuer. Die Kopfhörer verbinden sich über Bluetooth 5.3 mit Smartphone, Tablet oder Notebook, Multipoint für einen schnellen Wechsel zwischen zwei Geräten wird unterstützt. Neben den Standards AAC und SBC ist auch LDAC dabei, man kann also HiRes Audio hören. Es fehlt allerdings Qualcomm aptX, auch Bluetooth LE und Auracast haben wir vermisst. Wer diese Standards möchte, muss mehr Geld ausgeben.

Der Sound macht richtig Druck
Eine duale Treiber-Architektur ist immer besser als ein einzelner Treiber, diese Binsenweisheit findet sich auch bei den Liberty 4 Pro bestätigt. Die setzen auf ein Gespann aus 4,7-Millimeter-Hochtöner und 10,5-Millimeter-Bass, die ein ab Werk sehr sauberes Klangbild produzieren. Auffällig ist das breite Anpassungsspektrum: Auf Wunsch spielen die In-Ears auf Wunsch dunkel und basslastig oder hell und höhenbetont - beides gelingt. Wenn man die Liberty 4 Pro optimal justiert, dann liefern sie einen sehr transparenten, spritzigen und druckvollen Sound.
Dieser Sound wird auf Wunsch mit einer überdurchschnittlichen Lautstärke abgespielt - wir haben 113 dB gemessen, was schon grenzwertig ist. Gut, dass es die Option für Hörgesundheit gibt.

ANC und Transparenz gut, aber nicht sehr gut
Die Geräuschfilterung kann auf diesem hohen Niveau nicht mithalten. Die Liberty 4 Pro schaffen es, im Durchschnitt 17 dB zu neutralisieren, was ein guter, aber kein besonderer Wert ist. Zum Vergleich: Sennheisers Momentum True Wireless 4 filtern im Schnitt 24 dB heraus, was auf einer Zugfahrt oder im Flugzeug einen Unterschied macht. Auch der Transparenzmodus hat uns nicht überzeugt, denn zwar nimmt man die Umwelt akustisch gut wahr, sie klingt aber dennoch merklich dumpfer als ohne Kopfhörer. Auch hier gibt es einen Klassenunterschied zu hochpreisigen Top-Modellen wie den Google Pixel Buds Pro 2, die so natürlich filtern, dass man das Gefühl hat, keine Kopfhörer im Ohr zu haben.
Gute Akustik beim Telefonieren
Die Qualität beim Telefonieren ist in der Summe gut, mit einer klaren Stimmwiedergabe des Gesprächspartners und einer Geräuschunterdrückung, die eine Stimmkulisse im Hintergrund gut herausfiltern kann (Kneipe oder Zug), aber Probleme mit anderen Nebengeräuschen wie Straßenlärm hat. Wichtig: Die eigene Stimme wird laut und natürlich übertragen, man hat mit den Liberty 4 Pro nicht das mit In-Ears häufig auftretende Problem, dass der Angerufene das Gefühl hat, man würde zu weit weg stehen. Unser Fazit: Diese In-Ears sind auch für Vieltelefonierer geeignet.
Akkulaufzeit top und mit Schnellladen
Die Akkulaufzeit ist mit 7:30 Stunden (mit aktiviertem ANC) sehr gut. Zur Einordung: Das ist genauso lang wie Sonys Top-Modell XM5 und eine halbe Stunde mehr als Sennheisers MTW 4. Die preislich vergleichbaren Samsung Galaxy Buds Pro schaffen nur 5 Stunden.
Für einen langen Flug sind die Liberty 4 Pro also bestens geeignet, zumal man über das Case 4 mal nachladen kann, was in Summe 30 Stunden Musikwiedergabe entspricht. Wenn es mal schnell gehen soll, hilft eine Schnellladefunktion, die in 5 Minuten Ladezeit genug Energie für vier Stunden Musik in die Earbuds pumpt. Stark auch, dass man das Case kabellos per Qi nachladen kann.
Fazit: Was für ein Preisbrecher!
Die Liberty 4 Pro überzeugen vor allem mit einem überragenden Preis-Leistungsverhältnis. So viele Extras und Features, gepaart mit einem grundsoliden, sehr guten Sound, haben wir für 130 Euro noch nicht gesehen. Dass man für einen solchen attraktiven Preispunkt nicht alles bekommt, was die Flaggschiffe von Google, JBL, Samsung und Sony auszeichnet, wird niemanden überraschen. Die Haptik hat uns genauso wenig überzeugt wie Geräuschunterdrückung und Transparenzmodus. Zudem hat die Connectivity Lücken. Aber wer mehr will, muss dann eben auch mehr ausgeben. Für 130 Euro lässt sich schwerlich besseres finden als die Soundcore Liberty 4 Pro.
Soundcore Liberty 4 Pro Daten und Messwerte
Vollbild an/ausLiberty 4 Pro | Technische Daten und Messwerte |
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Preis (Euro): | 130 |
GRÖßE UND GEWICHT | |
Abmessungen Ladeschale (L x B x H in mm): | 64 x 62 x 29 |
Gewicht Kopfhörer (Paar)/Ladeschale (Gramm): | 11/57 |
CONNECTIVITY | |
Bluetooth/Multipoint-Anbindung: | 5.3/+ |
Audio-Codecs: | SBC/AAC/LDAC |
MESSWERTE | |
Ausdauer (h:mm): | 7:30 |
max. Lautstärke (dB): | 113 |
mittlere Dämpfung ohne ANC (dB)/mit ANC (dB): | 6/17 |
mittlere Dämpfung Voice Through (dB): | 2 |
SPRACHQUALITÄT TELEFONIE (Senden/Empfangen) | |
Klang (MOS/max. 5): | 2.4/3.5 |
Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5): | 1.6 |
Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5): | 2.3 |
Soundcore Liberty 4 Pro Testergebnisse
Vollbild an/ausLiberty 4 Pro | Testergebnisse und Punkte |
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AUSDAUER (85) | 81 (überragend) |
AUSSTATTUNG (125) | 121 (überragend) |
Connectivity (10) | 8 (gut) |
Bedienung und Funktion (70) | 68 (überragend) |
Smartphone-App & Einstellungen (30) | 30 (überragend) |
Lieferumfang (15) | 15 (überragend) |
HANDHABUNG (75) | 63 (gut) |
Handlichkeit (50) | 43 (sehr gut) |
Tragekomfort | sehr gut |
Halt im Ohr | sehr gut |
Verarbeitungsqualität (25) | 20 (gut) |
MESSWERTE (215) | 187 (sehr gut) |
max. Lautstärke (30) | 30 (überragend) |
Geräuschdämpfung (50) | 39 (gut) |
Dämpfung Voice Through (10) | 8 (gut) |
Frequenzgang und Verzerrungen (8) | 8 (überragend) |
Akustik beim Telefonieren (22) | 14 (gut) |
Klangurteil (95) | sehr gut (88) |
connect-URTEIL max. 500 | sehr gut (452) |