Aus dem Messlabor
Seit Jahrzehnten spielt stereoplays Messtechnik weltweit ganz vorne mit. Wäre doch schade, wenn sie nur von Spezialisten interpretiert werden kann.

Jeder, der schon einmal die Wiedergabe über einen guten Kopfhörer mit der über Lautsprecher verglichen hat, weiß, welch großen Einfluss der Wiedergaberaum ausübt. Unweigerlich machen sich Raumresonanzen breit, die zusammen mit unterschiedlich absorbierenden Flächen oder Einrichtungsgegenstän...
Jeder, der schon einmal die Wiedergabe über einen guten Kopfhörer mit der über Lautsprecher verglichen hat, weiß, welch großen Einfluss der Wiedergaberaum ausübt. Unweigerlich machen sich Raumresonanzen breit, die zusammen mit unterschiedlich absorbierenden Flächen oder Einrichtungsgegenständen mal diesen und mal jenen Frequenzbereich tonal verbiegen. Um zu vergleichbaren Ergebnissen zu kommen, werden Boxen daher unter Ausschluss von Raumeinflüssen gemessen.
Von den zahlreichen zur Beurteilung eines Lautsprechers notwendigen, im "schalltoten" Raum der TESTfactory - dem zertifizierten und akkreditierten Messlabor - ermittelten Messwerten hat der Frequenzgang immer noch die größte Bedeutung. Er drückt aus, wie sich der vom Lautsprecher erzeugte Schalldruck bei konstant gehaltener Spannung an seinen Klemmen mit der Frequenz ändert - nicht nur frontal gemessen (rote Kurve (1) im Diagramm), sondern auch 10° oberhalb der Achse (grün) und 30° seitlich (blau).
Gemessen wird in einem sehr großen Frequenzbereich von 10 Hertz bis 40 Kilohertz, der auch eine Beurteilung der nur indirekt wahrnehmbaren Bereiche unter- und oberhalb des Hörbereichs erlaubt. Idealerweise sollte kein Frequenzbereich bevorzugt oder benachteiligt sein, was sich in den Diagrammen durch waagerechte Kurvenverläufe ausdrücken würde. Doch wenigstens im tonal wichtigsten Frequenzbereich von 100 Hz bis 4 kHz ist dies anzustreben - was der Beispiel-Box hier auch ganz gut gelingt (ihr Übertragungsbereich übersteigt sogar die 40-Kilohertz-Marke!).
Auch die zusätzlichen Winkel-Messungen sind sehr wichtig, zeigen sie doch, wie stark der Lautsprecher den Schall bündelt, was schon die Mitten ab 500 Hz (2) betreffen kann. Idealerweise sind die Kurven deckungsgleich mit der Axialmessung (rot), was oberhalb von 10 kHz (3) jedoch kaum gelingt und auch nicht überbewertet werden sollte.
Gestört sein kann die gleichmäßig breite Abstrahlung zum Beispiel durch die Chassis-Anordnung, die Gehäuseform oder bei Mehrwege-Lautsprechern in dem Frequenzbereich, wo Schall gleicher Tonlage aus zwei Systemen tönt, was sich dann durch mehr oder weniger starke Einbrüche (4) oder Überhöhungen (5) im Frequenzgang bemerkbar macht. Auch der Klang des Raum-Nachhalls wird vom Abstrahlverhalten beeinflusst und trägt zum Gesamtklangeindruck bei.