Testbericht
Gigaset S795
Adel verpflichtet - das gilt auch für die S-Klasse der Gigaset-Telefone, die immerhin meist mit rund 100 Euro zu Buche schlagen. Bei der letzten Version, dem Gigaset S67x, klafften allerdings Anspruch und Wirklichkeit etwas auseinander: Plastikcharme und wackelnde Tasten sind nicht das, was der Kunde von einem Topgerät erwartet, obwohl auch bei besagtem Modell die Technik letztlich über jeden Zweifel erhaben war.
- Gigaset S795
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- Wertung

Kritik zu Herzen genommen
Die Kritik ist bei Gigaset Communications, hervorgegangen aus der Siemens SHC, sowohl beim Produktmanagement in München als auch bei den Entwicklern und der Produktion in Bocholt angekommen. Denn um es vorwegzunehmen - das jüngste Baby Gigaset S795 ist wieder eine wahre S-Klasse.
So besticht das Luxus-DECT schon äußerlich mit seinem Materialmix: Die Hülle besteht zwar nach wie vor aus Kunststoff, die Tasten sind aber mit Metall überzogen, was dem Ganzen einen wertigen Look verleiht. Lob gibt es diesmal auch für die Verarbeitung der Tasten: Da wackelt nichts, die Druckpunkte sind klar definiert und akustisch so deutlich vernehmbar wie der berühmte Biss in ein Magnum-Eis - den Tastenton zur Bestätigung kann man damit getrost deaktivieren.
Einen kleinen Kritikpunkt haben wir dann aber doch: Die Ziffern sind nicht auf die Tasten aufgedruckt, sondern im Metall ausgespart, sodass sie leuchten. Das funktioniert im Dunkeln wunderbar, auch wenn die Tastenbeleuchtung im Standby-Modus deaktiviert ist. Steht man dagegen in heller Umgebung, kann man die Ziffernbeschriftung durch die Hintergrundbeleuchtung schwerer lesen.
Wipptaste und Buchsenverschluss

Neu und äußerst praktisch: An der rechten Seite des Mobilteils findet sich nun eine Wipptaste zum bequemen Einstellen der Lautstärke, die auch während des Gesprächs ihren Dienst tut. Ebenfalls positiv: Unter der #-Taste gibt's einen Drücker für die Mikrofonstummschaltung - dazu musste man bislang das Menü bemühen.
Nützlich ist auch der Headset-Anschluss, der nicht mit einer scharfkantigen Buchse nervt wie beim Gigaset C385, sondern per Gummipfropf sauber und sicher verschlossen werden kann. Die Abdeckung liegt allerdings lose im Karton; wäre sie schon bei der Auslieferung gesteckt, hätte das den Wertigkeitsanspruch noch einmal unterstrichen.
Verbesserungen beim Display
Ebenfalls Änderungen zum Positiven gibt's beim Display zu verzeichnen: Das 1,8 Zoll große TFT-Feld kann über 65000 Farben darstellen und zeigt Schriften nun standarmäßig invers an, was die Ablesbarkeit der etwas kleinen Menübeschriftungen verbessert - trotzdem hätte dem S795 eine etwas größere Menüschrift nicht geschadet. Immerhin kann man die Darstellung des Telefonbuchs und die Anzeige von Namen bei eingehenden Anrufen in einen Jumbo-Modus umschalten (einen Größenvergleich finden Sie in den Displayfotos rechts oben).
Unter der Schale wartet ein USB-Anschluss

So viel zu den Äußerlichkeiten, aber auch ein Blick unter die Schale lohnt sich, denn hier ist neben dem Batteriefach für zwei Standard-Nickel-Metall-Hydrid-Akkus auch eine Micro-USB-Buchse angebracht. Damit kann der Kunde das Mobilteil über ein handelsübliches USB-Kabel mit dem PC oder Mac verbinden und über die kostenlose und auf www.gigaset.com erhältliche Software mit Outlook synchronisieren. Auf gut Deutsch: Man kann seine Kontakte bequem am Rechner in Outlook pflegen und dann per Tastendruck ins S795 überspielen. Weiterer Nutzen der USB-Verbindung: Klingeltöne, CLIP-Bilder und Softwareupdates finden so ebenfalls den Weg ins Mobilteil.
Zwar stellt sich die Frage, warum die USB-Buchse unter der Rückabdeckung angebracht ist, aber in der Regel benötigt man die Kontaktaufnahme selten, sodass das in der Praxis keine Rolle spielen dürfte. Viel eher könnte man ab und zu eine Bluetooth-Funkschnittstelle gebrauchen - einerseits, um drahtlos Kontakte zu überspielen, aber auch, um ein Bluetooth-Headset anzubinden. Doch hier war am Schluss der Preis ausschlaggebend, und so bleibt dieses Feature fast ausschließlich den teureren SL-Geräten vorbehalten. Sollte allerdings die Nachfrage aus dem Handel kommen, würde man wahrscheinlich bei Gigaset auch über eine Bluetooth-Variante des S795 nachdenken.
Aber zurück zum Thema Kontakte: Bis zu 500 Einträge merkt sich das Telefon, wobei jedem Eintrag bis zu drei Telefonnummern, eine E-Mail-Adresse und das Geburtsdatum zugewiesen werden können. Da bleiben kaum Wünsche offen. Auch nicht beim Kalender mit Terminerinnerung und beim Wecker, bei dem sich sogar einstellen lässt, dass er am Wochenende Ruhe geben soll.
In Sachen Strahlenreduktion ganz vorne
Spitzenreiter bleibt Gigaset auch mit dem S795 in Sachen Strahlungsreduktion und Stromverbrauch: Gerade mal 1,1 Watt genehmigt sich das Gerät im connect-Mix, das ist ein wirklich guter Wert. Zudem beherrscht das Oberklasse-DECT alle verfügbaren Methoden der Strahlungsreduktion. Mit Eco-Plus, wie der Voll-Eco-Modus genannt wird, deaktiviert die Basis die Ausstrahlung des sonst dauerhaften Synchonisationssignals (Dummy Bearer) immer dann, wenn nicht telefoniert wird - unabhängig davon, ob das Mobilteil in der Basis steckt oder nicht.
Auch die Anzahl der eingebuchten Mobilteile ist egal, wichtig ist nur, dass die weiteren Mobilteile ebenfalls den Gigaset-Eco-Plus-Modus beherrschen. Wer auf maximale Reichweite verzichtet, kann die Sendeleistung der Basis auch manuell reduzieren. Das gilt dann bei zusätzlich aktiviertem Voll-Eco-Modus für die Sendeleistung während des Gesprächs, bei deaktiviertem Voll-Eco-Modus zusätzlich für den Dummy Bearer.
Ebenfalls begrüßenswert: Wenn Sie im näheren Umkreis der Basisstation telefonieren, senkt auch das Mobilteil seine Sendeleistung ab. Das reduziert auf der einen Seite die elektromagnetischen Felder in der Wohnung und schont andererseits den Akku. Und das ist zumindest im Auslieferungszustand auch bitter nötig, denn in diesem ist die Displaybeleuchtung dauerhaft aktiviert, was die Standby-Zeit auf magere 62 Stunden schrumpfen lässt. Bei aktiviertem Voll-Eco-Mode kommt das S795 sogar nur noch auf gut 42 Stunden - da ist dann fast jeden Abend der Gang zur Basisstation nötig, in die auch die Ladeschale verbaut ist. Doch es gibt Abhilfe, und zwar ganz einfach: Deaktiviert man die Displaydauerbeleuchtung übers Menü, verlängert sich die Standby-Zeit um etwa 100 Stunden.
Top Klang, guter Anrufbeantworter
In Sachen Klang hat Gigaset noch mal einen Schritt nach vorne gemacht, was bei den Hörtests für Eindruck sorgte; Grund für den akustischen Genuss ist das besser verkapselte Gehäuse. Auch die Freisprecheinrichtung sucht ihresgleichen. Obendrein beherrscht das Mobilteil HD-Telefonie dank CAT-iq-Technik; diese kann der Kunde freilich erst dann nutzen, wenn das Mobilteil an einer speziellen Basis eingebucht ist und auch der Gesprächspartner über ein entsprechendes Telefon verfügt. Mit gutem Ton von Haus aus verwöhnt der Anrufbeantworter, der auch in Sachen Bedienung und Speicherkapazität keine Wünsche offen lässt: Rund 45 Minuten zeichnet das Gerät insgesamt auf, die wichtigsten Befehle lassen sich wahlweise an der Tastatur oder am Mobilteil ausführen.
Ausgefuchste Details
Aber auch die Ausstattung des Telefons ist der Klasse angemessen: Neben den bereits erwähnten Finessen kann das S795 mit zeitgesteuerten Klingeltönen aufwarten - so lässt sich einstellen, in welcher Zeitspanne man nicht gestört werden will. Ebenfalls an Bord: Eine Filterfunktion, die bewirkt, dass Anrufer mit unterdrückter Rufnummer nur optisch signalisiert werden. Da ist es fast schon schade, dass Call-Center nicht mehr mit deaktivierter Nummer anrufen dürfen. Hier wäre eine Blacklist sinnvoll, mit der der Kunde bestimmte Rufnummernkreise wie beispielsweise 01805-Rufnummern am Klingeln hindern würde - eine Anregung für künftige Firmwareupdates.
Fazit
Was Features angeht, nimmt die Innovationsgeschwindigkeit bei DECT-Telefonen ohne IP-Anschluss deutlich ab. Gigaset will hier eine Diversifizierung bei höherpreisigen Geräten durch Qualität, Design und Materialmix erreichen. Das ist beim Gigaset S795 im direkten Vergleich zum Vorgänger und auch zum Wettbewerb absolut gelungen. Wäre die Displaybeleuchtung im Auslieferungszustand deaktiviert, hätte das Gerät beste Chancen auf die Spitze der Bestenliste gehabt. So bleiben tadellose 411 Punkte und eine klare Kaufempfehlung.