Gigaset GX6 im Test
Das Gigaset GX6 verbindet die typischen Eigenschaften eines robusten Outdoor-Smartphones mit einem alltagstauglichen Design und einer guten Mittelklasse-Ausstattung. Auch Software-Updates kommen nicht zu kurz. Aber ist der Preis von 579 Euro zu hoch gegriffen? Der Test von connect gibt die Antwort.

Der europäische DECT-Marktführer Gigaset ist bereits seit Jahren auch auf dem Smartphone-Markt aktiv, wohl wissend, das die Ära der Festnetztelefonie ihrem Ende entgegen sieht. Gegen die erdrückende Konkurrenz aus Fernost mit ihrer hocheffizienten Fertigung in großen Stückzahlen hat es ein eur...
Der europäische DECT-Marktführer Gigaset ist bereits seit Jahren auch auf dem Smartphone-Markt aktiv, wohl wissend, das die Ära der Festnetztelefonie ihrem Ende entgegen sieht. Gegen die erdrückende Konkurrenz aus Fernost mit ihrer hocheffizienten Fertigung in großen Stückzahlen hat es ein europäischer Hersteller sehr schwer, man hat daher erfolgreich Nischen besetzt, mit günstigen Einsteigern, Outdoor- und Senioren-Smartphones. Die werden am Hauptstandort in Bocholt produziert, sind also "Made in Germany", wobei man allerdings differenzieren muss: Gigaset bezieht die Komponenten aus Asien und setzt sie in Deutschland zu einem Smartphone zusammen.
Der neueste Outdoor-Vertreter ist das GX6. Man darf es aber nicht als Nachfolger des GX290 verstehen, das mit 329 Euro in einer anderen Liga spielt. Das GX6 erweitert vielmehr das Portfolio nach oben. Mit fast 600 Euro ist es das teuerste Smartphone von Gigaset und insofern auch ein Experiment: Ist der Kunde bereit, so viel Geld für die Marke auszugeben?

Design und Verarbeitung
Ausstattung und Preis bewegen sich ganz dicht an Samsungs Galaxy Xcover 6 Pro (570 Euro), ein Vergleich der beiden Modelle liegt daher nahe. Auffällig ist zunächst, dass Samsung kompakter und leichter baut, denn das Xcover 6 Pro ist 2 Millimeter dünner und rund 40 Gramm leichter als das GX6. Bei beiden Phones besteht die Rückseite aus einer dünnen Kunststoffplatte mit einer strukturierten (und damit besonders griffigen) Oberfläche, die man abziehen kann, um den Akku zu wechseln oder SIM und micro SD einzulegen. Beide Modelle setzen auf eine Dreier-Kombination, bestehend aus zwei Steckplätzen für Nano-SIM und einem Steckplatz für micro-SD.

Bei Gigaset ist auf dem Akku eine Qi-Ladespule aufgeklebt - man kann das Phone kabellos aufladen, was ein Vorteil gegenüber dem Xcover 6 Pro ist.
Das GX6 ist vor allem deshalb größer als das Xcover, weil der Akku mit 5000 mAh eine höhere Kapazität hat. Wie sich das auf die Laufzeit auswirkt, dazu später mehr.
Die Verarbeitung und die bei Outdoor-Smartphones wichtige Robustheit bewegen sich auf einem ähnlich hohen Niveau. Beide Phones sind nach IP68 und MIL-810-STD zertifiziert und stecken kurze Tauchgänge und einen Sturz von der Tischkante locker weg. Während Samsung keine konkreten Angaben macht, spricht Gigaset davon, dass das GX6 einen Sturz aus 1,2 Metern auf eine Stahlplatte schadlos übersteht.
Mit dem Metallrahmen und der griffigen Kunststoffrückseite bewegen sich beide Phones haptisch auf dem gleichen Niveau. Das Xcover 6 Pro hat allerdings den Vorteil, dass es kompakter und leichter ist.
Display, SoC, Connectivity und Speicher
Das 6,6 Zoll große Display ds Gigaset GX6 bietet mit 2.412 x 1.080 Pixel eine klassentypische Auflösung, die hohe Bildwiederholrate von 120 Hertz sorgt für eine geschmeidige Darstellung von bewegten Inhalten. Die Aussparung für die Selfiekamera oben links ist relativ groß, zudem verzichtet Gigaset auf die kontraststarke OLED-Technologie (die man in dieser Preisklasse erwarten kann) und baut stattdessen ein LCD ein. Damit verbunden ist auch der Verzicht auf eine Always-on-Funktion, die permanent die Uhrzeit und Statusmeldungen auf dem Display anzeigt. Das LCD punktet immerhin mit einer guten Helligkeit. Man kann auch in der Sonne noch Inhalte auf dem Display erkennen - aber an die Leuchtkraft von Top-Smartphones wie dem Galaxy S22 Ultra reicht das GX6 nicht heran.
Unter dem Display werkelt mit MediaTeks Dimensity 900 ein solides Mittelklasse-SoC mit integriertem 5G-Modem, das im 6-Nanometer-Verfahren produziert wird. Es wurde bereits im Sommer 2021 vorgestellt, ist also nicht das neueste Fabrikat. Nichtsdestotrotz ist die Systemgeschwindigkeit sehr gut, die Bedienung im Alltag flüssig und ohne Aussetzer. Allerdings reicht die Performance in Benchmarks nicht ganz an einen Snapdragon 778G heran (Samsung Galaxy Xcover 6 Pro, Motorola Edge 20 Pro), auch ein Snapdragon 870 (Xiaomi 12X) hat mehr Power. Das liegt auch daran, dass Gigaset beim Arbeitsspeicher knausert, 6 GB markieren eine Untergrenze, weniger sollte es nicht sein.
Die Connectivity ist erfreulich vielseitig, neben 5G sind alle modernen Funkstandards dabei, unter anderem WiFi 6, Bluetooth 5.2 (mit aptX HD) und NFC. Auch eine Klinkenbuchse ist erfreulicherweise mit an Bord. Die SIM-Ausstattung ist ebenfalls überdurchschnittlich, denn Gigaset baut insgesamt 3 Steckplätze ein, zwei für Nano-SIM und einen für microSD.
Letzteres ist aber auch nötig, denn mit 128 GB ist der interne Speicher für ein 500-Euro-Smartphone nicht üppig. Auch Stereo-Lautsprecher wären bei dem Preis angemessen gewesen. Gigaset verzichtet darauf. Der Lautsprecher an der Unterseite schafft zwar eine hohe Lautstärke, klingt aber etwas dünn.

Kamerasystem
Das Kamerasystem besteht rückseitig aus nur einer Brennweite. Das möchten wir an dieser Stelle nicht kritisieren, denn uns ist eine Brennweite mit einem guten Sensor lieber als Dual- oder Triple-Optiken mit niedriger Auflösung und durchwachsener Qualität. Gigaset enttäuscht hier nicht, denn die Bildqualität, die der optisch stabilisierte 50-Megapixel-Sensor produziert, ist auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen noch gut. Während uns die 12-Megapixel-Aufnahmen gefallen haben, die das GX6 im Standardmodus knipst (Pixel Binning im Verhältnis 4:1), waren wir von den hochauflösenden 50-Megapixel-Fotos weniger angetan, hier war der Rauschanteil auch bei optimalen Lichtverhältnissen relativ hoch.
Bei der zweiten Optik handelt es sich um ein Makroobjektiv, das 2-Megapixel-Nahaufnahmen von bescheidener Qualität erlaubt. Auch die Porträtaufnahmen haben uns nicht überzeugt, nicht immer wurden Vorder- und Hintergrund sauber getrennt, zudem wird der Hintergrund so stark weichgezeichnet, dass ein unnatürlicher Eindruck entsteht. Die Selfiekamera mit 16 Megapixel liefert ebenfalls nur durchschnittlich ab. Kurz und gut: Die Fotos mit der Hauptkamera überzeugen, alles andere weniger.
Software, Updates und Besonderheiten
Die Benutzeroberfläche übernimmt Gigaset von Google, ohne die Oberfläche zu modifizieren oder eigene Dienste zu implementierten. Als Ergebnis erhält der Käufer ein unverbasteltes Android ohne Schnickschnack, das trotzdem einige Zusatzfunktionen bietet, unter anderem App Cloning.
Der Software-Support ist sehr gut. Gigaset verspricht für das GX6 zwei neue Android-Versionen (also Android 14) und fünf Jahre lang Security Patches.

Den Wechselakku mit aufgeklebter Qi-Ladespule hatten wir bereits erwähnt. Mit dem Standard sind maximal 15 Watt möglich. Kabelgebunden beschleunigt sich das Tempo auf 30 Watt, damit kann man den Akku in 60 Minuten wieder auf 80 bis 90 Prozent bringen. Allerdings nur, wenn man ein entsprechendes Ladegerät hat (das USB PD 3.0 unterstützt) oder im Gigaset-Shop dazu kauft. Denn der Hersteller legt zwar eine Handgelenkschlaufe mit in den Lieferkarton (weil beim GX6 eine Öse dafür im Rahmen eingesetzt ist), gibt sich ansonsten aber zurückhaltend - mehr als ein USB-C-Kabel liegt nicht bei.
Eine weitere Besonderheit ist die frei belegbare Funktionstaste auf der linken Seite, die man mit insgesamt drei unterschiedlichen Apps beziehungsweise Aktionen verknüpfen kann. Von der Taschenlampe bis mobile Payment sind viele Verknüpfungen denkbar.

Akkulaufzeit
Der Akku fast 5.000 mAh, was bei aktuellen Smartphones die Obergrenze markiert. In Kombination mit dem energieeffizienten Dimensity 900 sind bis zu zwei Tage ohne Steckdose möglich, was ein sehr guter Wert ist. Dass kein Netzteil mitgeliefert wird, hatten wir bereits angemerkt, genauso wie die Möglichkeit, kabellos per Qi aufzuladen.
Fazit: Rundum gelungenes Outdoor-Smartphone
Gigaset legt mit dem GX6 ein starkes Outdoor-Smartphone auf dem Tisch, das in allen Bereichen eine solide Leistung zeigt und sich keine großen Schwächen erlaubt. Das Smartphone ist allerdings relativ groß und schwer, gerade im Vergleich mit Samsungs Galaxy Xcover 6 Pro. Dem fehlt wiederum Wireless Charging. Wer ein Outdoor-Smartphone mit guter Ausstattung sucht, sollte sich beide Modelle genauer anschauen.

Gigaset GX6 technische Daten
- Preis und Speicher: 579 Euro mit 6/128 GB
- Farben: schwarz, grau
- Größe und Gewicht: 164 x 75 x 12 Millimeter und 278 Gramm
- SoC: MediaTek Dimensity 900
- Display: LCD mit 6,6 Zoll und 2.412 x 1.080 Pixel, Bildwiederholrate 120 Hertz
- Hauptkamera: Weitwinkel mit 50 Megapixel (OIS, F1.9) und Makro mit 2 Megapixel
- Frontkamera mit 16 Megapixel (F2.0)
- Konnektivität: 5G, 4G, 3G, 2G, WiFi 6, Bluetooth 5.2, NFC, USB-C, Klinkenbuchse
- Dual-SIM (2x Nano SIM)
- Speichererweiterung per microSD
- Wechselbarer Akku mit 5.000 mAh, Wireless Charging unterstützt
- System Android 12
- Besonderheiten: IP68 + MIL-STD-810, frei belegbare Funktionstaste, Fingerabdrucksensor seitlich im Rahmen integriert, Öse für Handgelenkschlaufe, kein Netzteil im Lieferumfang,