Kopfhörerverstärker

Sennheiser HDV 820 im Test

4.12.2017 von Klaus Laumann

Mit dem vollsymmetrischen Kopfhörerverstärker HDV 820 hat Sennheiser ein neues Vorzeigemodell im High-End-Segment. Erfüllt er im Test die hohen Erwartungen?

ca. 2:35 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Sennheiser HDV 820 Front
Der Sennheiser HDV 820 kostet rund 2.400 Euro.
© Sennheiser

Pro

  • HiRes- und DSD-Kompatibilität
  • vollsymmetrischer Schaltungsaufbau
  • hohe Dynamik und Transparenz

Contra

Fazit

stereoplay-Testurteil: sehr gut (88 Punkte); Klang: absolute Spitzenklasse (61/62 Punkte); Preis/Leistung: sehr gut


Hervorragend

Nachdem Sennheiser Ende 2015 mit dem HD 800 S​ den Nachfolger des revolutionären Referenz-Kopfhörers HD 800​ vorgestellt hatte, wettete man in HiFi-Kreisen schon kurz darauf, dass sicher auch bald der zugehörige Kopfhörerverstärker HDVD 800 überarbeitet werden würde. Aber noch Anfang dieses Jahres gab sich Sennheiser zu diesem Thema bedeckt. Umso überraschender war daher die mehr oder weniger unangekündigte Premiere des HDV 820 Mitte Mai auf der HIGH END, auch wenn das Gerät offiziell sogar schon kurz vorher, Ende April auf dem Headphone Festival in Tokio, vorgestellt worden war.

Sennheiser bleibt weiterhin seiner Linie treu: Der neue Kopfhörerverstärker gilt genau wie der Vorgänger als bevorzugter Spielpartner für die Top- Kopfhörer aus dem eigenen Haus. Das unterstreicht der HDV 820 auch optisch: Sein hochwertiges Aluminiumgehäuse ist schwarz eloxiert und passt damit perfekt zum schwarzen Außenskelett des HD 800 S.

Auf das Fenster im Gehäuse, das technikbegeisterten Nutzern beim Vorgänger einen Blick auf das sorgfältig gestaltete Innenleben erlaubte, hat Sennheiser diesmal jedoch verzichtet. Die stabile Front, die von einem großen Lautstärkeregler dominiert wird, ist wiederum weitgehend gleich geblieben. Die puristische Formensprache wirkt besonders modern und edel, und gleichzeitig strahlt der HDV 820 auch eine gewisse Bescheidenheit aus.

Außen schlicht, innen nicht... 

Dabei ist das Gerät im Inneren alles andere als bescheiden aufgebaut. Die Verstärkerschaltung arbeitet vollsymmetrisch, verfügt also nicht einfach nur über eine symmetrierte Ausgangsstufe, sondern über eine komplett getrennte, symmetrische Signalführung für jeden Stereokanal vom Eingang bis zum Ausgang. Das ist aufwendig, weil für jeden Kanal zwei Verstärkerzweige notwendig sind, und zwar einer für das nichtinvertierte Nutzsignal und einer für das invertierte Referenzsignal. Das bietet handfeste technische Vorteile: Symmetrisch betriebene Kopfhörer weisen eine höhere Kanaltrennung auf, weil die Kabelführung im Gegensatz zu unsymmetrischen Verbindungen keinen gemeinsamen Massebezug über die Schirmung hat.

Sennheiser HDV 820 Back
Das Gerät besitzt alle wichtigen Anschlüsse und ist mit seinen XLR-Buchsen auch für den professionellen Einsatz geeignet. Die Empfindlichkeit des Analogeingangs (Gain) lässt sich variieren.
© Sennheiser

Klanglich kann sich das geringere Übersprechen vor allem in einer überzeugenderen Räumlichkeit und einer exakteren Abbildung äußern. Außerdem liefern Kopfhörerverstärker am symmetrischen Ausgang prinzipbedingt die doppelte Ausgangsspannung, also einen um 6 dB höheren Pegel, was Kopfhörern mit hoher Impedanz oder geringer Empfindlichkeit auf die Sprünge helfen kann. Vollsymmetrischen Schaltungen wird dazu noch ein schnelleres Ansprechverhalten nachgesagt, weil pro Kanal im Endeffekt zwei Verstärker zusammenarbeiten, um die Auslenkung der Membran zu kontrollieren, und damit Impulstreue und Feinauflösung verbessern.

Große Fortschritte 

Akuter Handlungsbedarf bestand allerdings weniger bei der Verstärkerschaltung, sondern eher beim integrierten D/A-Wandler. Auch im Audiobereich bestätigt sich das Gesetz von Moore, dass sich die Komplexität von integrierten Schaltkreisen regelmäßig verdoppelt und ihre Leitungsfähigkeit dadurch rasant zunimmt. Für eine zeitgemäße Digitalsektion setzt Sennheiser auf einen DAC-Chip der allerneuesten Generation, mit dem der HDV 820 problemlos PCM-Signale bis zu einer Auflösung von 32 Bit/384 kHz und DSD bis 12,3 MHz verarbeiten kann. 

Zukunftsweisend sind auch die beiden Pentaconn-Buchsen auf der Front, die neben der UNXLR-/Klinken-Kombibuchse und der symmetrischen XLR4-Buchse zu finden sind. Pentaconn ist eine 4,4-mm- Klinkenverbindung mit fünf Kontakten, die erst kürzlich vom Verband der japanischen Elektro- und Informationstechnik- Industrie (JEITA) standardisiert wurde und zum neuen Universalanschluss im Kopfhörerbereich werden soll. 

Der HDV 820 überzeugt aber nicht nur optisch und technisch, sondern begeistert auch mit Agilität, Passion und absoluter Transparenz. Kopfhörer, die das adäquat umsetzen können und nicht verwischen, treibt er zu bislang unerreichten Höchstleistungen, ganz besonders bei symmetrischer Ansteuerung.

Fazit

Universeller und außerordentlich leistungsfähiger Kopfhörerverstärker, der auch als kompakte Vorstufe eingesetzt werden kann. Analogseitig punktet er mit einem vollsymmetrischen Schaltungsaufbau, digitalseitig mit maximaler HiRes- und DSD-Kompatibilität und klangseitig mit Transparenz und unbändiger Dynamik. Ein Kraftpaket!

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