Testbericht
HTC Incredible S im Test
Ein "Unglaublich" im Namen zu tragen, dokumentiert hohen Anspruch. Kann das HTC Incredible S diesem im Test gerecht werden?
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Mit dem Incredible S positioniert HTC ein Smartphone oberhalb des Desire S, das lässt zumindest der höhere Preis von 539 Euro vermuten. Dafür bekommt der Kunde ein Gerät, das in einigen, aber durchaus nicht allen Ausstattungsdetails mehr als das Schwestermodell bietet.
Display von Format
Klar die Nase vorn hat das Incredible S beim Display, das mit 4 zu 3,7 Zoll deutlich größer ist. Wer meint, dass 0,3 Zoll keinen Einfluss hätten, sollte sich die um mehr als ein Drittel gestiegene Displayfläche einmal vor Augen halten, die mit der gleichen hohen Qualität wie beim Desire S auftrumpft.

Bei der im Außeneinsatz wichtigen Helligkeit kann das Incredible S sogar leicht vorbei ziehen, bei der Auflösung liegen die beiden HTC-Newcomer gleichauf. Der Vorteil: Auf dem Incredible S erscheinen die Bedienelemente größer, ergo braucht das Handling weniger Präzision.
Groß und gut
Der Komfortgewinn fordert nur minimalen äußerlichen Tribut: Je vier Millimeter in Länge und Breite sowie 6 Gramm Gewicht hat das Incredible S mehr als das Desire S - und geht mit Fug und Recht als handlich durch.
Das liegt auch daran, dass HTC hier auf eine sehr dünne Kunststoffschale anstatt auf ein Unibody-Metallgehäuse setzt. Die rückseitige Abdeckung zu entfernen erscheint so zwar etwas riskant, etwa wenn man die mitgelieferte 8-Gigabyte-Speicherkarte wechseln möchte.
Doch aufgesetzt liegt das Gehäuse dank griffiger Oberfläche trotz der Größe gut in der Hand. Dass das gummiartig wirkende Material im Vergleich zu den meisten glatten Kunstoff- oder Lackoberflächen kratzfester ist, unterstützt den positiven Eindruck des mit seiner profilierten Rückseite aus dem oft so uniformen Smartphone-Rahmen fallenden Gerätes.
Wer mit seinem Mobiltelefon ein wenig auffallen will, ohne gleich schrill zu wirken, liegt mit dem Incredible S auf jeden Fall richtig.
Innere Werte
Unauffällig ist wie beim Desire S die Hardware-Basis: Mit 768 Megabyte RAM, 1 Gigabyte ROM und nicht zuletzt dem auch aus dem HD bekannten 1-Gigahertz-Snapdragon-Prozessor Qualcomm MSM8255 bieten beide Phones gleiche Voraussetzungen.
Ob es nun an der installierten Software oder schlicht dem Wissen um die schon mit dem HTC Sensation kommende neue Generation von Dual-Core-Snapdragon-Smartphones liegt - bei der Bedienung von Incredible S und Desire S ahnt man: In Sachen Geschwindigkeit geht noch was.
Geht es um die Nutzung drahtloser Datenübertragung, ist dasIncredible S dagegen up to date: Quadband-GSM und Dualband-UMTS bis 14,4 respektive 5,76 Mbit/s im Down- und Upload stehen in Sachen Mobilfunk zur Verfügung. Des Weiteren sind WLAN (b/g/n) und Bluetooth mit vielen wichtigen Profilen implementiert.
Wobei sich das Incredible S auch als WLAN-Hotspot betreiben lässt und so Tablet oder Laptop unterwegs unkompliziert ins Web bringt. Sogar die Anzahl der verbundenen Geräte und die Beschränkung auf zugelassene Benutzer kann für diesen Modus festgelegt werden.
Selbst für die Verbindung zum PC stehen einige Optionen offen. So gibt es einen Modus, in dem das Incredible S die Internetanbindung des Rechners zum Datenaustausch nutzt, die umgedrehte Richtung mit dem HTC-Phone als UMTS-Datenmodem des Rechners ist genauso möglich.
Weiterhin gibt es einen HTC-Sync-Modus mit der deutlich verbesserten Software, der im Zusammenspiel mit dem gleichnamigen Programm auf dem PC mehr als die Outlook-Synchronisation übernimmt. Im Festplatten-Modus schließlich kann die eingesteckte Speicherkarte per Explorer vom PC aus mit Daten versorgt werden.
Und wie auch das Desire S hält das Incredible S dem Nutzer keine nützliche Datentransfermöglichkeit vor. Nur beim Betriebssystem scheint das größere dem kleineren HTC-Modell nominell unterlegen zu sein. Statt Android 2.3.3 dort wird hier nur 2.2 geboten.
Doch angesichts der Tatsache, dass die höhere Android-Version im Wesentlichen viele Hardware-Optionen wie Dual-Core-Prozessoren, NFC-Chips und Gyroskope unterstützt, die keines der beiden neuen HTC-Modelle bietet, scheint der Unterschied bis auf die erstmals in Android 2.3.3 vorhandene VoIP-Fähigkeit hinfällig zu sein. Und einen VoIP-Client bringt das Desire S auch nicht mit.
Was die mitgelieferte Software angeht, braucht das Incredible S natürlich keinen Vergleich zu scheuen. Das von Android bereits von Haus aus gebotene gehobene Niveau ergänzt HTC um nützliche Add-ons. Doch manches Angebot ist nach der Erprobungsphase auch kostenpflichtig, etwa die Musikerkennungssoftware Soundhound oder die Navigationslösung mit aktiver Zielführung Route 66. Deinstallieren lassen sich diese Apps leider nicht.
Kamera
Groß auftrumpfen kann das Incredible S bei der Kameraauflösung: 8 Megapixel sind mehr als für die Nutzung von Digitalfotos meist nötig ist. Beim Vergleich auf einem normalen Monitor mit 1280 x 1024 Pixeln Auflösung fallen die Unterschiede zum 5-Megapixel-Desire-S aber gering und nicht in jedem Fall zum Vorteil des nominell besser bestückten Incredible S aus.
Immerhin, die Doppel-LED-Fotobeleuchtung kann auch auf etwas größere Entfernung Licht ins Dunkel bringen. Bei Videodrehs liefern sich die beiden HTC-Kameras mit der HD-Auflösung von 1280 x 720 Pixeln und etwas ruckeligen 22 bis 23 Bildern pro Sekunde ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Aus dem Labor
Gut präsentiert sich das Incredible S im Labor. Zwar ist die Ausdauer im typischen Betrieb wegen des großen Displays erwartungsgemäß etwas schwächer als die des Desire S , doch das kostete das größere Modell gerade mal drei Punkte.
Unterm Strich kann man etwas über fünf Stunden mit dem großen HTC arbeiten. Das dürfte auch für einen langen Tag anspruchsvoller Nutzung reichen, zumal beim reinen Telefonieren im GSM-Netz noch viel längere Nutzungszeiten erreicht werden.
Akustisch spielt das Incredible S beim Angerufenen nicht ganz in der Liga des Desire S, doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Der Nutzer des Incredible S hat dagegen keinerlei Grund zur Klage, was die Gesprächsqualität angeht. Doch den entscheidenden Vorteil spielt das Incredible S wohl wegen seines Kunststoffgehäuses in den Funkmessungen heraus, wo es gegenüber dem weitgehend baugleichen Desire S zulegt.
Mit solchen in der Messtechnik wie in der Gesamtschau gleichmäßig guten Ergebnissen spielt das Incredible S 381 Punkte ein.