Premium-Smartwatch mit innovativen Funktionen

Huawei Watch 4 Pro im Test

5.7.2023 von Andreas Seeger

Mit der Watch 4 Pro legt Huawei seine bisher beste Smartwatch vor. Design und Materialwahl sind top und es gibt innovative Gesundheitsfunktionen. Der erzwungene Verzicht auf Google trübt aber das Bild.

ca. 6:10 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Huawei Watch 4 Pro
Wir haben die Huawei Watch 4 Pro in der Variante mit Titanarmband (649 Euro) getestet.
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EUR 598,8
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Pro

  • exzellente Verarbeitung, hochwertige Materialwahl
  • sehr gutes OLED
  • modernes System mit intuitiver Steuerung per Touch, Lünette und Schnellzugriffstaste
  • die umfangreiche Sensorik und Connectivity machen die Watch 4 Pro zur Smartwatch mit der besten Ausstattung
  • umfassendes Gesundheitstracking inklusive neuer innovativer Analysetools
  • App mit vielen Features und vorinstallierten Workouts
  • Sturzerkennung und SOS-Funktion
  • genaues GPS
  • lange Akkulaufzeit

Contra

  • groß und schwer
  • App-Angebot eingeschränkt
  • kein mobiles Bezahlen

Fazit

Die edle Optik mit dem gewölbten Saphirglas ist eine Klasse für sich - Huawei spielt hier ganz oben mit. Auch technisch lassen die Chinesen nichts anbrennen und bauen alles ein, was gerade möglich ist. Ein Alleinstellungsmerkmal sind innovative Gesundheitsfunktionen wie der Atemtest. Aber das mächtige Gehäuse ist nichts für schmale Handgelenke und ohne Google ist die App-Auswahl sehr eingeschränkt. Auch mobiles Bezahlen ist nicht möglich, was in dieser Preisklasse ein No-Go ist.


88,6%

Marktüberblick

Die Huawei Watch 4 Pro gehört mit 549 Euro zu den teureren Smartwatches, die uns zum Test vorliegende Variante mit Titanarmband kostet sogar 649 Euro. Samsungs Watch 4 Pro ist mit 429 Euro (zum Test) spürbar günstiger. Der Vergleich mit Apple ergibt ein anderes Bild: Wenn man eine Watch Series 7 mit Edelstahlgehäuse und 4G als Vergleichsmaßstab nimmt, dann landet man bei 900 Euro. Die neue Top-Smartwatch von Huawei mag auf den ersten Blick also sehr teuer sein, bei genauerem Hinschauen macht der chinesische Tech-Riese aber ein attraktives Angebot.

Huawei Watch 4 Pro Armband
Praktisch: Die Kettenglieder sind relativ klein und erlauben so eine feine Abstimmung des Armbandumfangs. Sie lassen sich ohne Hilfsmittel entfernen und anbringen.
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Design und Verarbeitung vom Feinsten

Denn die Materialwahl kann locker mit Apples Premium-Smartwatch Watch Ultra mithalten, die bei 1.000 Euro in der günstigsten Variante mit Stoffarmband startet. Huawei setzt auf ein auf Hochglanz poliertes Titanium-Gehäuse, das hochauflösende OLED wird von sphärischem Saphirglas geschützt. Sphärisch meint, dass das Glas leicht nach außen gewölbt ist. Gegenüber planem Glas gibt es keine Vorteile, aber unterstrichen wird die hochwertige Optik.

Das Titanium-Armband unseres Testmodells passt perfekt zum Korpus, die einzelnen Kettenglieder sind relativ klein, sodass man den Handgelenkumfang sehr fein anpassen kann. Die Kettenglieder kann man ohne Werkzeug an- und abnehmen.

Die Uhr ist bis 5 ATM wasserdicht, das ist weniger als bei der Watch Ultra und beim Huawei-Schwestermodell Watch Ultimate (zum Test), die mit 10 ATM doppelt so viel Druck aushalten. Aber beide Modelle sind teurer und für Extremsport konzipiert. Die Watch 4 Pro als Lifestyle-Smartwatch bewegt sich mit 5 ATM im Normalbereich. Huawei gibt an, dass Freitauchen bis zu 30 Meter Tiefe unterstützt wird. Für den (Schwimm-)Alltag sollte das mehr als ausreichen.

Als problematisch empfinden wir allerdings die enormen Dimensionen der Watch 4 Pro. Sie trägt mit 13 Millimeter sehr dick auf (im Bereich der größten Wölbung sogar 16 Millimeter) und wiegt stattliche 112 Gramm. Sie ist damit nichts für schmale Handgelenke und auch bei regelmäßiger sportlicher Nutzung sollte man sich vergewissern, ob das Gewicht nicht zu hoch ist. Es gibt wesentlich leichtere Sportuhren - die allerdings nicht so edel verpackt sind.

Display, Prozessor, Sensorik: Technisch alles top

Das OLED ist sehr leuchtstark und liefert mit 466 x 466 Pixel eine sehr feine Darstellung auf 1,5 Zoll. Auch unter Sonneneinstrahlung kann man Inhalte noch ablesen. Darunter werkelt mit dem SW5100 Qualcomms Top-Chipsatz für Wearables, der eine starke Performance sichert. Das System reagiert entsprechend schnell und geschmeidig auf Eingaben, Hänger oder Aussetzer muss man nicht befürchten.

Die Sensorik ist umfangreich, Huawei baut frei nach dem Motto "viel hilft viel" alles ein, was gerade technisch möglich ist. Dual-Band-GPS ist selbstverständlich dabei, der Herzfrequenzsensor misst auch die Blutsauerstoffsättigung, es gibt einen elektrischen Herzsensor fürs EKG, einen Hauttemperatursensor, einen Luftdrucksensor, um nur die wichtigsten aufzuzählen.

Connectivity: eSIM zum Telefonieren

Das gilt auch für die Connectivity. Dass WLAN nur im Band 2,4 GHz unterstützt wird, mag man kritisieren, es ist aber der aktuelle Standard bei Wearables. Dazu gibt es die volle Breitseite in Form von Bluetooth 5.2, NFC und einer eSIM. Man kann die Watch 4 Pro also mit einer eigenen Telefonnummer ausstatten und darüber telefonieren. Die Sprachqualität beim Telefonieren ist in beide Richtungen gut.

Huawei Watch 4 Pro Schnellzugriffe
Praktisch: Wenn man die untere Taste drückt, wird ein Schnellzugriffsmenü eingeblendet. Welche Apps hier erscheinen, kann man in den Einstellungen selbst festlegen.
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Systemoberfläche und smarte Funktionen

Huawei setzt wieder auf die Eigenentwicklung Harmony OS, die sich auf der Watch 4 Pro in Version 3 sehr ausgereift präsentiert. Die Navigation über die drehbare Krone und die Schnellzugriffstaste funktioniert intuitiv, es gibt zudem eine Status-/Schnellzugriffsleiste und Widgets, die die hohe Auflösung des Displays optimal ausnutzen, indem sie mehrere Informationen gebündelt auf einen Blick präsentieren. Stark: Endlich können Offline-Karten über den Huawei-Kartendienst Petal Maps auf die Smartwatch geladen werden.

Es gibt aber noch ein paar Stellen, wo Huawei nachbessern muss: Wenn man über die Status-/Schnellzugriffsleiste den Schlafmodus aktiviert, kommt jedes mal der Hinweistext, dass das Gerät dann nicht vibriert etc., den man per Tipper aufs Häkchen als gelesen bestätigen muss. Die Kilometeransage beim Joggen ist auf Englisch, obwohl die Smartwatch auf Deutsch eingestellt ist. Das sind Kleinigkeiten, klar, aber sie geben das Gefühl, dass Huawei noch nicht ganz fertig geworden ist mit der Oberfläche.

Für einen richtig schweren Dämpfer sorgt das App-Problem. Denn weil Huawei keine Google-Dienste nutzen darf, fehlt auch der Play Store mit seinen vielen für Smartwatches angepassten Apps. Also kein Spotify und kein Amazon Music. Die Alternativen heißen Huawei Music und Huawei AppGallery. Wenn man letztere öffnet, werden Apps empfohlen, von denen die meisten noch nie gehört haben dürften, etwa die "Tawasal SuperApp", und damit ist eigentlich alles über das App-Angebot gesagt.

Auch mobiles Bezahlen ist nicht auf den üblichen Wegen per NFC möglich, was in dieser Preisklasse ein No-Go ist. Schade!

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kompatibilität mit iOS: Wer die Watch 4 Pro über ein iPhone steuert, kann weder Offline-Karten noch Huawei Music nutzen.

Huawei Watch 4 Pro Test Hinweis
Nervig: Der Hinweis muss jeden Abend weggedrückt werden, wenn man den Schlafmodus über die Statuszeile aktiviert.
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Sport- und Gesundheitsfunktionen

Bergwandern, Laufen, Schwimmen, Seilspringen: Die Watch 4 Pro trackt alles, was das Sportlerherz begehrt. Auch Laufkurse spielt Huawei wieder auf die Uhr. Es gibt auch einen Laufplan, den das System auf Basis der gesammelten Gesundheitsdaten aufstellt. Beim Joggen hilft nicht nur die Einstufung der Lauffitness, sondern auch die Empfehlung der Erholungszeit nach einem Lauf. Die umfangreiche Sensorik wird also von umfangreichen Analysetools ergänzt, Huawei liefert hier richtig gut ab. Wichtig: Es gibt auch eine Sturzerkennung und SOS-Funktion.

Das GPS ist präzise, genauso wie der Höhenmesser. Der Herzfrequenzsensor arbeitet wie bei der Watch Ultimate im Schnitt sehr genau, mit einer Auffälligkeit: Während die Ruheherzfrequenz und auch die durchschnittliche Herzfrequenz sehr gut erfasst werden, kommt es beim intensiven Lauftraining mitunter zu Abweichungen. Es scheint, als ob der Sensor bei schnellen Tempo- und damit HF-Wechseln nicht schnell genug hinterher kommt.

Zu den umfangreichen Sport- und Gesundheitsfunktionen gesellen sich zwei neue Analysetools, die in dieser Form einzigartig sind: Ein Gesundheitsschnellcheck gibt einen kompakten Überblick über die eigene Gesundheit anhand von sieben Parametern, darunter EKG, Blutsauerstoffgehalt, Körpertemperatur und - das ist das zweite neue Analysetool - Atmungstest. Mit diesem Atmungstest werden objektive Indikatoren wie Atemfrequenz, SpO2 und Hustengeräusche (dafür muss man einmal auf die Smartwatch husten) zusammen mit Risikoinformationen wie Rauchen oder Luftverschmutzung ausgewertet und Informationen zur Lungengesundheit bereit gestellt. Für beide neuen Analysen gilt: Sie ersetzen keinen Arztbesuch und die medizinische Aussagekraft ist mit Vorsicht zu genießen. Aber zweifellos helfen sie dabei, ein gesundheitsbewusstes Leben zu führen.

Es gibt auch eine umfangreiche Schlafanalyse mit einer Punktewertung der Schlafqualität, die im Test gut funktioniert hat. Außerdem kann man mit Hilfe der Watch 4 Pro die arterielle Versteifung checken. Die Möglichkeiten, die Huawei hier bietet, sind sehr umfangreich.

Huawei Watch 4 Pro Screenshots
Dreh- und Angelpunkt auf dem Smartphone ist die App Huawei Health, die es für Android und iOS gibt. Sie startet mit einem Gesundheits-Dashboard (links). Über die Auswahlleiste am unteren Bildschirmrand wechselt man zu den Geräte-Einstellungen.
© connect/Hersteller

Akkulaufzeit: Es kommt darauf an

Huawei baut einen Akku mit 780 mAh ein, die Kapazität ist für eine Smartwatch herausragend. Zum Vergleich: Die Huawei Watch Ultimate kommt mit 530 mAh, Samsungs Galaxy Watch 5 Pro mit 590 mAh. Nach Angaben von Huawei soll die Watch 4 Pro damit 4,5 Tage schaffen. Wenn man den Ultra-Stromsparmodus aktiviert, sollen sogar bis zu 21 Tage möglich sein. Diese breite Spanne zeigt ganz gut, wie schwer es ist, allgemeine Aussagen zur Akkulaufzeit zu formulieren. Denn es kommt darauf an, wie man die Smartwatch im Alltag nutzt.

Ein starker Verbraucher ist mit einem Anteil von 20 Prozent das Always-on-Display, auch wenn Huawei hier die besonders stromsparende LTPO-Technologie mit variabler Hertzrate bis runter auf 1 Hertz einsetzt. Ein Lauftraining a 30 Minuten kostet etwa 6 Prozent der Akkukapazität. Unsere Smartwatch hielt mit einem Lauftraining, aktivierten Push-Nachrichten und Always-on-Display zweieinhalb Tage durch. Wer Push-Meldungen einschränkt und/oder das AoD deaktiviert, sollte in die Nähe der von Huawei angegebenen 4,5 Tage kommen. Einmal Volltanken dauert etwa anderthalb Stunden - erfreulich kurz für eine Smartwatch.

Online-Siegel
Sehr gut
Einzeltest
HuaweiWatch 4 Pro
Smartwatches
Juli 2023

Fazit: Ausstattungskönig, aber ohne Google ist es schwer

Die edle Optik mit dem gewölbten Saphirglas ist eine Klasse für sich - Huawei spielt hier ganz oben mit. Auch technisch lassen die Chinesen nichts anbrennen und bauen alles ein, was gerade möglich ist. Die Watch 4 Pro holt dementsprechend die volle Punktezahl im Bereich Ausstattung, was bisher noch keine andere Smartwatch geschafft hat. Ein Alleinstellungsmerkmal sind zudem innovative Gesundheitsfunktionen wie der Atemtest. Aber das mächtige Gehäuse ist nichts für schmale Handgelenke und ohne Google ist die App-Auswahl eingeschränkt. Auch mobiles Bezahlen ist nicht möglich, was in dieser Preisklasse ein No-Go ist.

Huawei Watch 4 Pro Testergebnisse

Vollbildansicht
Huawei Watch 4 Pro Testergebnisse Punkte
Ausdauer (max. 100): sehr gut (92)
Ausstattung (max. 80): überragend (80)
Funktionen (max. 105): sehr gut (91)
Smartphone-App (max. 25): sehr gut (22)
Handhabung (max. 70): befriedigend (52)
Messwerte (max. 120): sehr gut (109)
URTEIL (max. 500): sehr gut (443)

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