Smartwatches mit Blutdruckmessung
Samsung Galaxy Watch 4 und 4 Classic im Test
Samsung hat mit der neuen Galaxy Watch 4 einen richtigen Gesundheitsprofi vorgestellt. Dank Wear OS ist zudem die App-Auswahl gewachsen. Doch es gibt auch einen Haken.

Samsung wagt mit der neuen Watch-4-Serie einen großen Schritt. Sowohl was das Betriebssystem als auch die Funktionalität angeht. Erstmals kommt nicht mehr das proprietäre System der Koreaner, Tizen OS, zum Einsatz, sondern Googles lange vernachlässigtes Wear OS. Außerdem verbaut Samsung die derzeit fortschrittlichste Sensorik auf dem Markt. So lassen sich nun Blutdruck und Körperfettanteil messen. Dennoch sind die Uhren nicht für jeden Android-Nutzer eine volle Empfehlung.
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Optik und Verarbeitung der Galaxy Watch 4 (Classic)
Doch wir befassen uns ausnahmsweise zuerst mit den äußeren Werten. Samsung nutzt wieder hochwertige Materialien, die sich aber bei den zwei Modellen unterscheiden. Bei der Watch 4 Classic kommt robuster Edelstahl zum Einsatz, während in der Watch 4 Aluminium verbaut wird. Das merkt man auch am Gewicht: Die Classic wiegt 82 Gramm, das deutlich leichtere Basismodell nur 53 Gramm.
Natürlich liegt das auch an den Abmessungen: Obwohl beide ein OLED-Display mit 1,4 Zoll haben, ist die Classic mit dem Gehäusedurchmesser von 46 Millimetern etwas größer als die nur 44 Millimeter große 4er. Dadurch wirkt die Classic wuchtiger am Handgelenk, was sich vor allem beim Sport bemerkbar macht. Beide Modelle sind zudem bis 5 ATM vor eindringendem Wasser geschützt. Schwimmen ist also nur eingeschränkt möglich.
Samsung Galaxy Watch 4 und Watch 4 Classic im Test
Wear OS in der Samsung-Smartwatch
Der offensichtlichste Unterschied zwischen beiden Modellen ist die physische Lünette der Classic, mit der man sich fix durch die wichtigsten Menüs dreht. Das Standardmodell verzichtet nicht ganz auf diese Funktion: Der Displayrahmen reagiert ebenfalls auf Eingaben und dient so als digitale Lünette. Die Displays machen Samsung-typisch eine richtig gute Figur. Knackige Farben und die sehr gute maximale Helligkeit machen Spaß beim Bedienen – sogar in der Sonne. Zwei Knöpfe erleichtern die Navigation zusätzlich, auf den oberen lässt sich auch ein App-Shortcut konfigurieren.
Dass das System Android Wear ist, sieht man auf den ersten Blick nicht. Mit One UI stülpt Samsung die eigene Oberfläche über Googles Unterbau. Spürbar ist die Änderung aber an der App-Auswahl, denn über den Play Store sind nun mehr Anwendungen verfügbar, wenn auch immer noch weniger als bei Apple. So lädt man Google Maps, Komoot oder diverse Sport-Apps auf die Watch. Mit Spotify ist aber nur ein großer Streaming-Anbieter vertreten. Wer hier ein Konto hat, kann die Songs auch auf die Uhr laden (ca. 7,5 GB Speicher verfügbar) und direkt an seine In-Ears ausgeben.
Dank Lautsprecher und Mikrofon kann man mit der Watch 4 nicht nur Telefonate führen, sondern zudem Aufgaben per Sprachbefehl an den Google Assistant oder Bixby delegieren. Beide Modelle sind übrigens gegen 150 Euro Aufpreis mit eSIM verfügbar. WLAN ist immer an Bord und erleichtert die schnelle Übertragung von Updates oder Musik. Per NFC kann man zudem kontaktlos bezahlen, entweder über Samsung oder Google Pay.
Gesundheitsfunktionen der Galaxy Watch 4 und 4 Classic
Sport zeichnet man selbstverständlich auch auf, wofür eine große Bandbreite an Workouts bereitstehen. Neu und praktisch ist der Laufcoach, dem man verschiedene Trainingsziele vorgeben kann und der den Jogger dann dabei unterstützt, eine festgelegte Geschwindigkeit zu halten. Ferner misst die Galaxy Watch 4 kontinuierlich den Puls, den Stresslevel und die Sauerstoffsättigung. Wie der Vorgänger kann sie auch ein EKG anfertigen, das Herzrhythmusstörungen aufspürt. Neu im Smartwatch-Universum sind die Blutdruck- und Körperfettmessung. Während des Schlafens erfasst die Uhr zudem die Schlafqualität und kann als Beweis sogar Schnarchgeräusche aufnehmen.
Blutdruckmessung
Die Blutdruckmessung mit einer Galaxy Watch ist nicht neu, auch die Active 2 und die Watch 3 waren nach einem Update dazu in der Lage. Benötigt wird dafür jedoch die Health-Monitor-App, die sich nur für Samsung-Phones herunterladen lässt. Ein dickes Minus, da so vielen Nutzern das Feature vorenthalten wird. Der Vorgang selbst ist simpel: Nach drei Kalibrierungsmessungen mittels einer herkömmlichen Oberarmmanschette ist die Uhr selbstständig in der Lage, den Blutdruck zu erfassen. Und das sogar recht akkurat!
Körperfett
Um den Anteil an Körperfett und Muskelmasse im Gewebe feststellen zu können (Bioimpedanzanalyse), legt man zwei Finger auf die seitlichen Tasten der Uhr. Diese schickt dann einen kleinen Stromimpuls durch den so geschlossenen Kreislauf. Über den dann ermittelten Widerstand, das Alter und das Gewicht lässt sich die Zusammensetzung errechnen. Das Ergebnis variiert je nach Wasseraufnahme, bietet aber einen guten Anhaltspunkt. Man sollte immer zur selben Uhrzeit und mit leerem Magen und leerer Blase messen.

Genauigkeit der Messwerte und Fazit
Die Genauigkeit der Messwerte ist insgesamt weiterhin gut, beim Puls aber leicht inkonsistent. Strecken messen die Uhren teilweise nur mittelmäßig. Hier würde es helfen, wenn die Uhr zuerst den Standort per GPS suchen würde, bevor der Countdown zum Workout startet, wie es zum Beispiel Garmin handhabt. Die Akkulaufzeit schwankt abhängig vom Gebrauch und der Sportintensität zwischen 1,5 und zwei Nutzungstagen.
Unser Fazit: Samsung hat derzeit die besten Smartwatches für Android-Nutzer im Programm. Die vielfältigen Gesundheitsfunktionen finden wir stark, dass sie nur mit Samsung-Phones komplett genutzt werden können, weniger.