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Testbericht

Im Test: Tonabnehmer Lyra Kleos

Man musste kein Prophet sein, um zu weissagen, dass dem sensationellen Delos bald weitere Lyra-Tonabnehmer mit der optimierten Generator-Geometrie folgen würden. Als dann Lyra-Entwickler Jonathan Carr das nächste Modell mit dem Namen Kleos (rund 2800 Euro) ankündigte, setzten die neugierigen stereoplay-Tester alle Hebel in Bewegung, um sich ein Exemplar zu sichern.

Autor: Dalibor Beric • 10.12.2010 • ca. 2:45 Min

Tonabnehmer Lyra Kleos
Tonabnehmer Lyra Kleos
© Archiv
Inhalt
  1. Im Test: Tonabnehmer Lyra Kleos
  2. Datenblatt

Im weltexklusiven Test wollte die Redaktion schließlich eine sehr spannende und heikle Frage klären: Kann der Neuling, obwohl nur fast halb so teuer, dem hauseigenen Topsystem - der stereoplay-Referenz Lyra Titan i - dank der Weiterentwicklung den Rang streitig machen?...

Im weltexklusiven Test wollte die Redaktion schließlich eine sehr spannende und heikle Frage klären: Kann der Neuling, obwohl nur fast halb so teuer, dem hauseigenen Topsystem - der stereoplay-Referenz Lyra Titan i - dank der Weiterentwicklung den Rang streitig machen?

Lyra Kleos
Um das Resonanzverhalten zu optimieren, sind auf der Rückseite des massiven Alu-Körpers zwei Hartmetallzylinder eingepresst.
© Julian Bauer

Der deutlichste Unterschied zwischen Lyra Kleos und Delos zeigt sich am Systemkörper. Dieser ist auch beim Kleos aus massivem Aluminium, er besitzt aber einen erhöhten Höcker; nur in diesem Bereich ist die Montageplatte mit der Headshell verbunden. Carr glaubt, dass er mit diesem Kunstgriff und zwei an der Rückseite eingepressten, sechs Millimeter langen Hartmetallzylindern die Resonanzeigenschaften entscheidend verbessert hat.

Auch durch die schwerere 7075-Aluminium-Legierung soll der Kleos-Body übrigens resonanzärmer sein als der Körper des Lyra Delos. Die neue Generator-Geometrie und die zwei asymmetrischen Gummidämpfer des Delos übernahm Carr beim Kleos.

Lyra Kleos
Bei der Nadelform ist es wichtig, dass die Nadel guten Kontakt zur Rille hat und so dieser besser folgen kann. Wenn sie wiederum zu tief in der Rille sitzt, nimmt der Störpegel zu, da sich Staub unten absetzt. Da bietet der Line-Contact-Schliff einen guten Kompromiss. Durch die kleine Verrundung von 3 Mikrometer an den Flanken und der üppigen von rund 70 Mikrometer an der Nadelspitze kann sie auch feinste Rillenmodulationen spüren, rührt aber nicht im verschmutzten Grund. Ein weiterer Vorteil des Line-Contacts ist, dass er auch bei Mono-Scheiben eine gute Abtastleistung bietet.
© stereoplay

Die auf ein Metallplättchen mit besonders linearen magnetischen Eigenschaften gewickelte Spule aus reinem Kupfer (99,9999 Prozent) hat etwas weniger Windungen als die im Delos. Auf dem Nadelträger aus Bor sitzt aber kein Namiki-Diamant mit Micro-Ridge-Schliff wie beim kleineren Bruder, sondern eine Line-Contact-Spezies. Sie erhält bei Ogura eine Lyra-spezifizierte Form, mit Verrundungen von 3 und 70 µm. Da Carr zu recht überzeugt ist, dass Nadelträger und Diamant harmonieren müssen, ist beim Kleos auch der Nadelträger dezent anders als beim Delos.

Groß war die Spannung im Hörraum, als sich das Kleos dem Vergleich stellte. Die Redaktion schloss nicht nur die Phonostufen-Referenz Naim Superline (Abschluss 470 Ohm/5,6 nF) nebst Netzteil Supercap an, sondern auch die exklusive Lyra-Phonovorstufe Connoisseur 4-2 P SE, die mit Lyra-Abtastern hervorragend harmoniert und hier die Unterschiede zwischen den Abtastern sogar noch deutlicher zeigte.

Die Hörtests, die wir zwecks schneller Vergleichbarkeit mit zwei Tonarmen Ekos SE auf dem Referenz-Plattenspieler Linn LP 12 SE Radikal durchführten, gingen in die erste Runde: Beim Duell Kleos gegen Delos beeindruckte das Delos mit dem gewohnt kraftvoll-muskulösen Bass und seiner mitreißenden Musikalität. Das Lyra Kleos aber zeigte eine noch feinere Detailwiedergabe und ein deutlich gewachsenes Klangpanorama.

Da es zudem musikalisch genauso packend und differenziert aufspielte, war den Testern schnell klar, dass nun der Platzhirsch Titan i in den Ring musste. Doch der Newcomer ließ sich von dem Altvorderen nicht beeindrucken - selbst die Stärken des Lyra Titan i konnte das Kleos toppen. So gelang mit ihm die Ortung von Instrumenten oder Stimmen noch konturenschärfer, und bei lauten Tutti-Einsätzen gewährte es mehr Durchsicht als das Titan i.

Diese Vorteile erkaufte sich das Kleos aber nicht mit helleren Höhen - das wurde mit Scary Grand vs. Dadableep ("Crash - SG's More Mix"; LoFi Stereo 39/Kompakt) deutlich, wo das System die pluckernden Pfiep-Töne atemberaubend dreidimensional im Raum verteilte. Die Tester hatten den Eindruck, dass die Sounds aus allen Ecken kommen. Der Bass tönte ebenfalls klarer, variantenreicher, kräftiger, tiefer.

Lyra Kleos
Ausgewogen mit deutlichem 20-Kilohertz-Peak; sehr geringes Kanalübersprechen
© stereoplay

Neuer Maßstab

Hat Carr das Kleos vielleicht auf Effekthascherei gezüchtet? Keineswegs. In leisen Pianopassagen - wie etwa in der Ouvertüre von Richard Wagners Parsifal (Philips) unter der Leitung von Hans Knappertsbusch - vermittelte das Lyra Kleos nicht nur sehr natürlich die Akustik des Bayreuther Festspielhauses, es baute zudem eine so intensive Spannung auf, dass die enthusiastischen Tester "Neue Referenz" riefen - und sogar von einem neuen Kapitel in der analogen Wiedergabe sprachen.

Lyra Kleos

Vollbild an/aus
Lyra Kleos
Lyra Kleos
HerstellerLyra
Preis2800.00 €
Wertung61.0 Punkte
Testverfahren1.0