Standboxen
Indiana Line Diva 650 im Test
Harmonisch und dabei doch nicht überanalytisch - so klingt der Diva 650 von Indiana Line. Wem wir die Standbox empfehlen, lesen Sie im Test.

Der Name kann täuschen: Indiana Line klingt nach USA. Stimmt aber nicht. Die Firmenzentrale liegt bei Turin, dieses Jahr wird Jubiläum gefeiert – seit 40 Jahren ist Indiana Line dabei. Brandneu stellen die Italiener ihre Standbox Diva 650 vor – ein besonders edles Stück zum überschaubaren Preis. Erdacht in Italien, gefertigt in China. Was angenehm überrascht: Alle Chassis wurden von Indiana Line selbst entwickelt.
Vierfach versteiftes Gehäuse
Da wäre etwa die beschichtete Seidenkalotte, die Indiana Line mit einer Gummimanschette vom Gehäuse entkoppelt. Oder der Mitteltöner aus dem „Curv“-Material; das ist ein Propylenwerkstoff, der für eine festere Struktur erhitzt und gepresst wird. Außerdem arbeitet der Mitteltöner in einer akustisch komplett getrennten Kammer. Wie auch das MDF-Gehäuse gleich vierfach in seinem Inneren versteift ist.
Bei den beiden Bässen vertraut Indiana Line auf gewöhnliche Papierfasern als Basismaterial. Hinter dem Mitteltöner wie den Bässen steht eine aufwendige Konstruktion des Korbes aus Aluminium-Druckguss. Die Weiche reicht die Signale bei 300 Hertz an den Mitteltöner, die Kalotte springt ab 2800 Hertz an. Normalerweise wird in dieser Preisklasse das Gehäuse mit einer Folie überzogen. Nicht so bei Indiana Line, die sich eine feine Hochglanz-Lackierung gönnen. Jede Farbe ist möglich, Hauptsache sie ist schwarz.
Wer diesen Lautsprecher hört, der darf staunen. Er ist ein großer Harmonisierer. Alles fällt ihm leicht, und trotzdem ist er kein Vertreter der Überanalyse. Erstaunlich, wie das Klangbild aus einem Guss die Ohren erreicht. Keines der Chassis ist vorlaut, keines der Chassis kann als Einzelerlebnis gehört werden.
Wieder haben wir unsere Lieblingseinspielung von Puccinis „Turandot“ eingelegt (Zubin Mehta, Decca). Stets fallen die Einlagen der Schlagzeuger aus dem Gesamtbild, die Indiana Line hingegen setzte sie als quasi organisches Element in das Gesamterlebnis. Sehr fein war die Präsenz des Orchesters gestaffelt. Wobei die großen Dynamikschübe stets auf Linie blieben. Dieser Lautsprecher klang wie eine Fläche, fast ein Flächenstrahler. Ein Klangbild, in das man sich verlieben kann. Clever austariert.
Nur: Manchmal hätte man sich mehr Impulse, mehr Peaks gewünscht. Wie bei der Live-Aufnahme von Christian Kjellvander, wo die angerissenen Gitarrensaiten etwas zu sehr im Hintergrund blieben. Dafür hörten wir wiederum eine Stimmwiedergabe vom Feinsten. Sein Bariton erfüllte den Hörraum mit erstaunlicher Präsenz. Dazu gab es eine feine Staffelung der Bassinformationen. Die Diva 650 geht nicht ultratief, bleibt aber schön auf Achse. Der Bass zeigte sich uns konturenstark und stets perfekt in Form. Es bleibt dabei: Das ist kein Lautsprecher fürs Partyvolk, sondern für Connaisseure.