KEF R7 im Test
Vor 30 Jahren präsentierte KEF den ersten Uni-Q-Treiber, der sich weiterentwickelt hat. In zwölfter Generation ist er das Herzstück der R-Serie.

Bei KEF konzentriert man sich auf das Wesentliche. Obwohl laut Hersteller sage und schreibe 1.043 Änderungen in die neue R-Serie eingeflossen sein sollen, finden sich in den Lautsprechern zahlreiche bewährte Merkmale wieder. Das schlichte und geradlinige Gehäuse sowie das Drei-Wege-Konzept, das a...
Bei KEF konzentriert man sich auf das Wesentliche. Obwohl laut Hersteller sage und schreibe 1.043 Änderungen in die neue R-Serie eingeflossen sein sollen, finden sich in den Lautsprechern zahlreiche bewährte Merkmale wieder. Das schlichte und geradlinige Gehäuse sowie das Drei-Wege-Konzept, das aus zwei bassreflexunterstützten Flachmembran-Tieftönern und einer koaxialen Mittel-/Hochtontreibereinheit besteht, erinnert daher unweigerlich an das Vorgängermodell R700.
Wie so oft liegen die Verbesserungen also in erster Linie im Detail.Die R7 zeichnet sich äußerlich durch ein absolut makellos gearbeitetes Gehäuse aus, das wahlweise in schwarzer oder weißer Hochglanzlackierung oder mit einer klassischen Furnierung aus Walnussholz zu haben ist. Kein schwerer Sockel, sondern leichtfüßig wirkende, aber trotzdem solide Spike-Ausleger vergrößern die Standfläche, sodass die Box kippsicher steht.
Um Vibrationen wirkungsvoll in den Griff zu bekommen, setzt KEF weniger auf maximale Stabilität als vielmehr auf gezielte Dämpfung. Das Gehäuse ist deshalb mit speziellen Verstrebungen verstärkt, die nicht wie üblich starr, sondern elastisch mit den Seitenwänden verbunden sind. Die Idee stammt ursprünglich aus der LS50, wo sie erstmals umgesetzt wurde und sich als äußerst effektiv erwiesen hat.

KEFs wahre Stärke
Ähnlich kreativ löst KEF auch das Thema Kantenreflexionen. Anstatt das Gehäuse abzurunden, wird der koaxiale Mittelhochtöner von einer "Shadow Flare" genannten Blende umrahmt, die als kontinuierlich fortgesetzte Schallführung für den Hochtöner dient. Sie erzeugt eine gewisse Bündelung, die den in Richtung der Gehäuseränder abgegebenen Schallanteil und die damit einhergehenden Streuungseffekte minimiert. Auch dieser Ansatz ist nicht neu, sondern wurde aus der Reference-Serie adaptiert.
Genau diese Kombination aus bewährten Ansätzen, geschickt kombiniert und mit Bedacht weiterentwickelt, macht die Stärke der R7 aus. So konnte mithilfe von ausgereiften Simulationsmethoden auch der Antrieb der Basstreiber erheblich verbessert werden.
KEF R7 im Klangtest
Das System hat einen neuen T-förmigen Pol und ist deutlich komplexer, aber symmetrischer aufgebaut, wodurch im Spulenspalt ein homogeneres Magnetfeld herrscht. Das begünstigt ein lineareres Auslenkungsverhalten der Membran, das durch eine passend abgestimmte Zentrierspinne noch optimiert wird. Die beiden 16-cm-Tieftöner mit doppellagiger Hybridmembran, die aus einem Papierkonus mit aufliegender Aluminiumschale besteht, liefern dadurch mehr Hub und weniger Verzerrungen, was auf eine hervorragende Bassperformance der R7 hoffen lässt.
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Unterstützt werden die Tieftöner durch ein innovatives Bassreflexsystem, das nicht aus starren Rohren, sondern aus computeroptimierten Kanälen mit einer weichen, dehnbaren Wandbespannung aus luftdichtem Schaumstoff besteht. Diese Idee stammt ebenfalls aus der LS50 und reduziert die in den Reflexöffnungen entstehenden Turbulenzen und Resonanzen.

Keine KEF ohne Uni-Q
Eine neue Lautsprecher-Serie von KEF ohne Änderungen am Uni-Q ist eigentlich nicht denkbar. Der Koax-Treiber ist über die Jahre zum unverkennbaren Markenzeichen des englischen Herstellers geworden und ein maßgeblicher Grund für die hervorragende Abbildung. Das System wird praktisch ständig weiterentwickelt, in der R7 ist mittlerweile die zwölfte Uni-Q-Generation im Einsatz.
Bei ihr führt der Ringspalt zwischen Hochtöner und Mitteltöner auf eine extra geöffnete, zwischen den beiden Magnetsystemen liegenden Absorberkammer. So konnte KEF die Resonanzen, die an dem unstetigen Übergang zwischen der sich bewegenden Mitteltonmembran und der fix angebrachten Schallführung des Hochtöners entstehen, unter Kontrolle bringen.
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Mit der Strategie, bewährte Ideen bis tief ins Detail hinein immer weiter zu optimieren scheint KEF zumindest auf klanglicher Seite gut zu fahren. Im Hörtest entpuppte sich die R7 jedenfalls als wahrer Alleskönner. Sie hatte ein gutes Gespür für Rhythmus, verlieh Stimmen einen faszinierenden Charme und überzeugte wie erwartet mit ihrer Abbildung. Ihr Fokus lag dabei nicht auf Raumweite, die bei anderen Lautsprechern manchmal schon ins Unnatürliche tendiert, sondern in einer kompakten, klar umrissenen Darstellung, in der sie selbst komplexe akustische Szenen wie große Orchesterbesetzungen räumlich fein säuberlich gliederte und mit überzeugend realistischer Perspektive präsentierte.
In der neuen R7 fügen sich zahllose Innovationen in ein stimmiges Gesamtbild. Man kann mit diesem Lautsprecher nicht viel falsch machen: Er ist ein Allroundtalent mit vielen Stärken und eignet sich daher besonders für Leute mit breitem Musikgeschmack. Unser Rat: unbedingt anhören!
Fazit
Schlichte, aber dennoch hochwertige Standbox mit sehr sattem, manchmal etwas dominantem Bassfundament. Auch der neue Uni-Q liefert eine homogene, phänomenal stabile und klare Abbildung. Sehr gefälliger, sanfter und fundamentstarker Charakter.