Testbericht

Lautsprecher JBL LS 60

15.7.2008 von Redaktion connect und Wolfram Eifert

Mit preiswerten Ablegern, wie zum Beispiel den LS 60 (2600 Euro das Paar), seiner professionellen Hornmonitore will JBL an die Stückzahl-Erfolge früherer Dekaden anknüpfen. Unser Exklusivtest klärt, wie die Chancen stehen.

ca. 2:30 Min
Testbericht
  1. Lautsprecher JBL LS 60
  2. Datenblatt
Lautsprecher JBL LS 60
Lautsprecher JBL LS 60
© Archiv

Wenn Sie demnächst ein Live-Konzert besuchen, werfen Sie doch mal einen Blick auf die Boxen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass die Schallstrahler von JBL stammen, denn die amerikanische Marke ist einer der erfolgreichsten Boxenbauer im Profi- wie auch Heimsegment.

Das ist keineswegs selbstverständlich, denn Bühnenmonitore und HiFi-Lautsprecher unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht. Während zu Hause kompakte Abmessungen und elegante Formen mindestens so wichtig sind wie guter Klang, bevorzugen DJs und Konzertveranstalter schmucklose Kisten mit Bassmembranen groß wie Wagenräder, meist in Kombination mit breitmäuligen Horntreibern für höhere Frequenzen.

Lautsprecher JBL LS 60
Die Hornmündung des neuen Hochtöners ist horizontal weiter als vertikal, was eine angenehm breite Hörzone ergibt. Vor der nicht sichtbaren Membran aus Titan befindet sich eine kleine Druckkammer.
© Julian Bauer

Hörner bewirken eine deutlich intensivere Kopplung zwischen Schwingsystem und Raumluft. Wirkungsgrad und Endschalldruck steigen drastisch. So lassen sich mit wenigen 100 Watt ganze Konzertsäle oder gar Sportarenen beschallen.

Mit seiner neuen LS 60 will JBL Hörner Heimanwendern schmackhaft machen und an die Erfolge der legendären Ti 5000 (Heft 12/1992) anknüpfen: Mit einem prachtvollen 30-Zentimeter-Bass, zwei für die Zeit hochmodernen Konusmitteltönern und reichlich Gehäusevolumen avancierte das anfänglich für 11_000 Mark gehandelte Tonmöbel alsbald zur vermutlich erfolgreichsten bezahlbaren Superbox der HiFi-Geschichte.

An ihrem historischen Vorläufer gemessen ist die LS 60 nicht nur deutlich preiswerter (2600 Euro), sondern auch ungleich kompakter und graziler. Den Bass überlässt die Neuentwicklung zwei zierlich wirkenden 16ern, die im Team nahezu denselben Endschalldruck erzeugen wie das ungleich wuchtigere Einzelchassis aus den 90ern.

Beide arbeiten von ganz unten bis in den Grundtonbereich synchron, das obere Chassis bedeckt zusätzlich den Löwenanteil der mittleren Lagen hinauf bis etwa 2000 Hertz.

Die in der LS 60 verbauten Hörner sind abgeleitet aus den Nobelmodellen K2 und Array (Heft 9/2006), fallen jedoch deutlich leichter und kleiner aus. Ihr Einsatzgebiet ist daher ausschließlich auf den Hochtonbereich begrenzt.

Entgegen allen Erwartungen ist die LS 60 keine sonderlich lautstarke Box. Mit rund 84 Dezibel bezogen auf 2 Volt ist ihre Schalldruckausbeute geringer als die vieler Wettbewerber ohne Hörner. So arbeitet eine Canton Vento 870 DC (Heft 6/2008) volle 4 Dezibel wirtschaftlicher, andererseits saugt die JBL dank hoher Impedanz (6 anstelle 4 Ohm) relativ wenig Strom.

Lautsprecher JBL LS 60
Der kleine Super-Hochtöner verzichtet auf eine Druckkammer, seine Bautiefe ist gering.
© Julian Bauer

Noch weiter zurück fällt die LS 60 gegenüber der RF 63 von Klipsch, ebenfalls aus Heft 6/2008: Die im Hochtonbereich ähnlich der JBL hornbestückte Konkurrenzbox erzielt über 90 Dezibel, umgerechnet in Watt ist sie vier Mal genügsamer.

Doch die "leise" Auslegung hat auch Vorteile: Mit einer unteren Grenzfrequenz nahe 40 Hertz ist die JBL für eine Box ihres Formats ausgesprochen (tief-)basspotent. Die im Mitteltonbereich lauteren Alternativen von Canton und erst recht Klipsch streichen die Segel 10 bis 20 Hertz weiter oben.

Doch wie klingt der neue Hornhybrid, dessen Farbgebung in schwarzem Lack und dunklem Ebenholz nicht zufällig an die legendäre Ti 5000 erinnert?

Angeschoben von kräftigen Vollverstärkern vom Schlage eines Yamaha A S 2000 (1600 Euro, Heft 2/2008), gelang der LS 60 eine auffallend seidige und gediegene Spielweise, die auch in Stresssituationen, etwa bei großen Pegelsprüngen und überdichten Instrumentierungen, nie aufdringlich wurde.

Filigrane räumliche Strukturen und behutsame Rhythmuswechsel wurden dadurch stets ein wenig verschliffen, andererseits enthielt sich die JBL jeder Form von Aufgeregtheit oder gar Imponiergehabe.

Getreu dem Motto "In der Ruhe liegt die Kraft" geleitete die elegante Säule die Tester mit großer Wärme und Neutralität durch den wechselvollen Katalog an Testscheiben. Die Ti 5000 der frühen 90er Jahre mochte ungestümer tönen, die abgeklärte Rundheit der LS 60 besaß sie nicht. Ob die JBL-Fangemeinde den geschliffenen Klangcharakter goutiert? Der reifere Teil der Kundschaft bestimmt.

JBL LS 60

JBL LS 60
Hersteller JBL
Preis 2600.00 €
Wertung 51.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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