Standlautsprecher
Magnat Quantum Signature im Test
Zum Jubiläum gönnt sich Magnat ein Oberklasse-Projekt: Die Signature ist der audiophilste Schallwandler der Firmengeschichte. Seine Qualitäten durfte der Standlautsprecher im Hörraum beweisen.

Hätten Sie es gewusst? Seit 40 Jahren schon bereichert Magnat mit seinen Konstruktionen den Markt. Viele Preis-Leistungs-Knüller sind darunter gewesen: Mega-Seller wie die All Ribbon 10 P, die Vintage 520 oder jüngst die Quantum 1005. Und Maßstab setzende wie die MP-X101 oder die Vintage 990. Letztere hält immer noch den stereoplay-Bandbreiten-Rekord für passive Lautsprecher: von 12 Hertz bis über die Messgrenze. Gemessen an diesen beiden letztgenannten Flaggschiffen, ist die Quantum Signature von der Konstruktion her vielleicht nicht ganz so spektakulär, klanglich aber sicherlich ähnlich ambitioniert.
Dafür haben die Magnat-Entwickler das bisherige Top-Modell, die Quantum 1009 , als Basis genommen, aber quasi jedes Bauteil noch einmal komplett überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht. Entwicklungs-und Marketing-Chef Shandro Fischer ist zufrieden: "Da haben wir richtig geklotzt."
Magnat Quantum Signature: Aufbau
So also sieht es aus, wenn das nun 40-jährige Magnat klotzt: ein 1,40 Meter hohes Gebilde, annähernd 80 Kilogramm schwer und auf das Feinste in Hochglanz-Schwarz lackiert. Das vielfach versteifte Nobel-Gehäuse hat eine durchgehende Materialstärke (MDF) von 25 Millimetern - als Basis. An den Seiten wurden noch einmal zwei 22 Millimeter starke MDFs draufgesetzt. Verbunden sind sie durch eine stabile, hart verschraubte Aluminiumleiste. Das sieht nicht nur ziemlich elegant aus, sondern verkleinert die schwingenden Flächen und sorgt so für ein gefälligeres Resonanzverhalten.
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Dieses extrem stabile Klangmöbel bietet genau die richtige Umgebung für die drei 20-Zentimeter-Bässe, die - wie üblich bei den gehobenen Magnat-Modellen - mit den harten Aluminiumoxid-Keramik-Membranen ausgestattet sind und für die Signature mit noch stabileren Invers-Dustcups versehen wurden. Wie auch dem Mitteltöner wurden ihnen komplett neue und verzerrungsärmere Antriebe verpasst - mit dem angenehmen Nebeneffekt, dass sie deutlich effizienter wurden. Da zudem die drei Tieftöner und die beiden Mitteltöner jeweils parallel geschaltet sind (und somit die einzelnen Zweige noch lauter machen), kam hier der klassische Quantum-Hochtöner - allein schon vom Pegel her - nicht mehr mit.
Ein neuer Hochtöner musste also her. Einer mit extrem leichter Gewebekalotte, die aufgrund ihres geringen Gewichts sowohl höher als auch lauter spielt. Erreicht haben es die Magnat-Entwickler mit einer Gewebekalotte, die sie mit kristallinem Polymer beschichteten. Das versteift das Gewebe erheblich, macht es aber nur unwesentlich schwerer. Das Frequenzgang-Diagramm zeigt eindrucksvoll, dass auch Gewebekalotten bis an die Messgrenze von 40 Kilohertz reichen können.

Eine glatte Eins bei den Messwerten
Und der Tabelle sind auch die Früchte der Chassis-Entwicklung zu entnehmen: 88,5 Dezibel Schalldruck macht sie aus einem Watt. Für einen klassischen Lautsprecher ohne Hörner ist das überragend gut. Zur Erinnerung: Selbst die per Horn getriebenen JBL-Modelle der "großen" K2-Serie sind kaum lauter.
Noch sensationeller aber sind die Verzerrungswerte der Signature. In den Annalen des Messlabors finden sich nur ganz wenige Lautsprecher, die so wenig (im Bereich zwischen 200 bis 1.000 Hertz unter der Messgrenze!) zerren. Hier kann man sehen, wozu modernste Treiber-Technologie heute in der Lage ist.
Aber es bedarf auch einer kunstvollen Kombination der Tief-, Mittel-und Hochtonzweige. Hier macht sich auch bemerkbar, dass Magnat mit Jürgen Falke einen Entwickler mit mehr als 30 Jahren Erfahrung an Bord hat. Falke und das Team befanden eine steilflankige Weiche mit Trennung von akustisch 24 Dezibel pro Oktave für die beste Lösung. Diese Weiche ermöglicht einen sehr effizienten Schutz der Mittel-und Hochtöner vor tiefen Frequenzen - auch deshalb ist die Signature in den Mitten so verzerrungsarm.

Magnat Quantum Signature: Hörtest
Es stellt sich die Frage, ob diese neue Verzerrungsarmut auch zu hören ist. Wir meinen: ja. Die Signature zelebriert die zugespielte Musik mit ganz seltener Ruhe, wie man sie sonst nur von exzellenten Röhrenverstärkern kennt.
Tatsächlich passt der Vergleich recht gut. Das Magnat-Topmodell nimmt den Zuhörer schnell mit seinem warmherzigen, unaufdringlichen Feinsinn gefangen. Von den vielen Besuchern, die während der Signature-Testphase im Hörraum waren, verliebten sich fast alle sofort - nicht unbedingt in den großen, schwarz lackierten Korpus, wohl aber in die souveräne, lockere Wiedergabe.
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Nun lag das klangliche Ideal von Magnat - zumindest im Mittelhochtonbereich - ja schon immer im dezent feinen Bereich. Die Signature ergänzt diesen Laid-Back-Sound (exemplarisch gut bei der Quantum 1009 zu hören). Doch die Signature klingt noch ausgereifter, feiner und vor allem im Bass souveräner.

Ein echtes Pfund
Die neue Magnat ist groß und potent im Tiefton - das muss sich der geneigte Käufer vor Augen halten. Eine Aufstellung in der Ecke ist tabu, weil dort der Bass überbordet. Im stereoplay-Hörraum fanden wir die optimale Position recht bald und waren dann auch schnell begeistert. Ihre Kraft in den tieferen Lagen zieht den Zuhörer sofort in den Bann - nicht etwa, weil sie locker bis 30 Hertz herunterreicht, sondern weil sie trotz satter Fülle auch im Subbereich genau differenziert.
Man muss das nicht unbedingt mit den altbekannten Kodos-Drums abprüfen, aber es macht verdammt viel Spaß. Die Lockerheit, mit der die Signature das mächtige Instrument lebensecht und in Live-Lautstärke in den Hörraum projizierte, war beeindruckend.
Dennoch war das nicht der Punkt, der die Signature so besonders macht. Es ist vielmehr die scheinbare Mühelosigkeit ihrer Wiedergabe. Markus Schirmers Flügel in "Bilder einer Ausstellung" (Label: Tacet) fordert bei höherem Pegel das gesamte System und klingt schnell angestrengt. Nicht mit der Signature. Die einzelnen Klavieranschläge perlten fein aus den Treibern und setzten sich zu einem sehr habhaften Klangbild zusammen. Dieser warm-feine Klangcharakter der Signature kommt vor allem Choraufnahmen zugute. Das Bachs Weihnachtsoratorium mit Fritz Wunderlich (DG), eine kritische Aufnahme, die sehr harsch klingen kann, hatte mit der Signature eine seltene, angemessene Schönheit. Ebenfalls schön: Man konnte fast beliebig laut drehen - und mit den 600 Watt der Ayre Referenz-Monos wurde es extrem laut...
Seit der Ausgabe 5/13 ist die Quadral Vulkan (in der Generation VIII R, Preis: 8.000 Euro) wieder einmal Klassenreferenz bei stereoplay - und somit der ideale Vergleichsmaßstab für die Jubiläumsbox. Doch außer dem Preis haben die beiden nicht viel gemein. Die Vulkan geht los wie die Feuerwehr, klingt insgesamt neutraler, schlanker, exerziert feinste Auflösung, wo immer es die Aufnahme zulässt. Die Magnat kontert gelassener. In den Mitten spielt sie weniger zupackend, etwas wärmer, sonorer. Stimmen kommen über die Vulkan prägnanter, über die Signature dagegen stressfreier. Und die Magnat bezirzt mit der noch feineren Hochton-Auflösung.
Es gibt kaum einen Lautsprecher, der mehr klanglichen Wohlfühl-Charakter verströmt als diese Magnat. Grandios: ein Highlight!