Testbericht
Martin Logan Ethos
Wer an Dipole denkt, hat oft als erstes Flächenstrahler im Sinn. Unter diesen besitzen wiederum die Elektrostaten den besten audiophilen Leumund. Im Gegensatz zu den dynamischen und magnetostatischen Kollegen sorgen hier keine Magnetfelder für Membranbewegung, sondern auf Hochspannung vorgespannte elektrische Felder zwischen Membranfolie und einem Stator-Gitter.
- Martin Logan Ethos
- Datenblatt


Die Anhänger der Martin Logans loben oft die luftige und transparente Wiedergabe ihrer Schätzchen, was man allerdings nicht kausal auf das geringe Membrangewicht zurückführen sollte. Wichtiger ist der gleichmäßige Antrieb und die bei Logan über die Jahrzehnte optimierte Schallabstrahlung: Die Achter-Charakteristik nach vorne und hinten sowie die große aktive Fläche bewirken eine starke Bündelung des Schalls, die durch die gebogene Form wiederum auf einen sinnvollen Bereich von etwa +/-15 Grad horizontal aufgeweitet werden.
Die neue Ethos kann dank ihrer etwas stärkeren Krümmung mit 27 Zentimeter Breite schmal ausfallen und durch die höhenbedingt sehr starke vertikale Bündelung Boden- und Deckenreflexionen quasi ausblenden. Um die Folie nicht zu überlasten, wird sie unterhalb 375 Hz durch einen dynamischen, aktiv angetriebenen Achtzoll-Bass unterstützt.

Um den Übergang zwischen beiden Chassis möglichst sanft zu gestalten - denn im Gegensatz zum Elektrostaten strahlt der Bass sehr breit ab - lässt sich der Basspegel durch einen Regler auf der Rückseite in einem weiten Regelbereich vom +/-10dB dosieren. Doch damit nicht genug: Filterung und Entzerrung des Bass- und Grundtonbereiches übernimmt eine digitale DSP-Weiche, die mögliche Unlinearitäten des Chassis a priori reguliert und im Übersteuerungsfall per Limiter die Leistung sanft begrenzt. Damit diese Kombi aber trotzdem hohe Pegel schafft, bearbeitet ein zusätzlicher Passivradiator per Downfire den Bereich unter von 60 Hertz.
Präzisions-Waffe
Die Ethos verblüffte zunächst mit klassischen Logan-Tugenden: Geradezu sensationell ihre Detaildarstellung bei Mahlers 8. Sinfonie (Gergiev, LSO) - ihrer Transparenz und Durchhörbarkeit geht garantiert keine Note verloren. Dabei konnte sie einzelne Musiker mit einer holographischen Präzision in den Hörraum projizieren, wie man sie bei AUDIO noch selten gehört hatte.

Dass gerade schlankeren Stimmen wie Anne-Sofie von Otter (Saints-Saens' Weihnachtsoratorium, Eby) etwas Volumen zu fehlen schien und diese auch recht nah am Hörer projiziert wurden, darf man der Logan eher als monitorhafte Akkuratesse auslegen denn als Fehler. Dafür dickte sie die bei Stanley Clarkes "Justice Grooves" auch nicht auf, sondern stellte eine sensationell stabile und kickende Rhythmus-Sektion in den Raum. Nur der Vergleich zur untenrum noch trockeneren Eternal Arts offenbarte, dass hier ein passivgeladener Bassreflex und kein Dipol am Werke ist.
Ansonsten gelang der tonale Übergang der Logan bruchlos, und bei Saints-Saens' "Orgelsinfonie" (Eschenbach, Ondine) bewies sie, dass äußerste Präzision und Entspannung mit hoher Spielfreude eine beinahe perfekte Synthese eingehen können.
Fazit
Der Hybrid-Elektrostat ist nicht das einfachste Konzept. Wenn es jemand beherrscht, dann Martin Logan. Die Ethos verkörpert die Tugenden Transparenz und Ortungspräzision in Perfektion, ohne anderswo Fehler zu machen. Das allein wäre noch keine Sensation - die erkennt man erst, wenn man die moderate Breite und den Preis zum Klang in Relation setzt.
Martin Logan Ethos
Martin Logan Ethos | |
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Hersteller | Martin Logan |
Preis | 8000.00 € |
Wertung | 99.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |