Testbericht
Medion GoPal P4635 im Test
Glanzstück: Medions Topmodell GoPal P4635 für 349 Euro geht erstmals mit einem Live-Service an den Start und macht damit den Topmodellen der Konkurrenten gehörig Druck.
- Medion GoPal P4635 im Test
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Was macht man bloß als Hersteller, wenn die Navis eigentlich schon so gut wie alles an Ausstattung unter der Haube haben? Richtig, man versucht noch mehr reinzupacken. Auf diesem Weg fanden schon unsinnige und sinnige Lösungen gleichermaßen den Weg in portable Navigationsgeräte. Oder spielen Sie regelmäßig Sudoku auf Ihrem Navi?
Letzteres findet sich zwar auch in der umfangreichen Ausstattung des Medion GoPal P4635 - doch Medion hat bei seinem neuen Modell der P-Serie viele sinnvolle Features unter das schicke schwarze Gehäuse gepackt. So soll es auch sein, denn P steht für nichts geringeres als für Premium.

Schön, aber langsam
Flach und handlich liegt das Medion GoPal P4635 in der Hand, und wie es sich für ein Premium-Modell gehört, ist es schick in schwarzen Klavierlack gehalten. Auch der Bildschirm ist nicht etwa matt und farblos, sondern glänzt ebenfalls.
Entsprechend farbenfroher präsentiert sich das Hauptmenü auf dem 4,3 Zoll großen Display. Wer das neue Medion zum ersten Mal bei voller Sonneneinstrahlung einschaltet, wird schnell feststellen, dass das Display etwas spiegelt.

Dennoch lässt sich das Navi sehr einfach bedienen, auf ein klassisches Hauptmenü hat Medion bei der neuen GoPal5-Serie verzichtet, die Navigation erfolgt über eine Fußleiste, über die sich die einzelnen Menüpunkte und Funktionen recht zügig erreichen lassen. Allerdings ist die Menüführung nicht immer vollkommen schlüssig.
So befindet sich in der umfangreichen Ausstattungsliste sogar ein Reiseführer von Polyglott - sofern man ihn findet, denn dieser versteckt sich hinter dem Musiksymbol. Genauso wie ein Erste-Hilfe-Assistent. Immerhin war man beim MP3-Player konsequent und hat diesen auch unter diesem Punkt platziert.
Für den Fall der Fälle findet sich besagter ASB-Erste-Hilfe Assistent mit an Bord, der einen über lebensrettende Maßnahmen und die Vorgehensweise am Unfallort informiert. An Bord des Medion GoPal P4635 ist auch die Zieleingabe per Sprache.
Die satte Ausstattung und die hübsche Optik zehren allerdings merklich an der Performance des Medions, so geht der Wechsel zwischen den einzelnen Menüs nicht ohne kurze Wartezeiten vonstatten, und auch bei der Zieleingabe sollte man etwas Geduld mitbringen.

Live-Service an Bord
Ein wesentlicher Bestandteil des GoPal P4635 ist seine Live-Funktionalität. Diese heißt bei Medion nicht einfach Live-Service, sondern "Adaptive Navigation" und ist im ersten Jahr ab Kaufdatum kostenlos, danach werden entweder 4,95 Euro pro Monat oder 49,95 Euro pro Jahr fällig. "Adaptive Navigation" klingt zunächst spektakulär, dahinter verbergen sich allerdings die üblichen Komponenten eines Live-Dienstes: Von der Wettervorhersage bis hin zur Zieleingabe über Google.
Letztere vereinfacht die POI-Suche erheblich, denn anstatt sich durch ellenlange Listen zu blättern, gibt man einfach das gewünschte Stichwort ein - den Rest erledigt Suchprofi Google. Etwas inkonsequent ist allerdings, dass der Live-Service erst in der Kartenansicht verfügbar ist. Zwar lässt er sich dort leicht aufrufen, bei der klassischen Zieleingabe vermisst man diese Option allerdings.
Ein nettes Feature ist die Parkplatz- und Tankstellensuche via Internet: So werden Parkmöglichkeiten in der nächsten Umgebung nicht nur angezeigt, sondern auch teilweise recht detailliert beschrieben - inklusive Parkgebühren und Zahlungsmöglichkeiten.
Wählt man eine Tankstelle aus der Liste aus, werden einem die aktuellen Spritpreise angezeigt. Deren Genauigkeit hängt allerdings auch von den anderen Nutzern ab, denn die selbst beobachteten Preise lassen sich eingeben und via Internet übertragen.

Die Richtung stimmt
Die klassische Zieleingabe unterstützt den Nutzer mit einer Buchstabenausblendung, die Vorauswahl der Orte erscheint direkt darüber und lässt sich ebenfalls schnell erreichen. Auch hier bricht das P4635 keinen Schnelligkeitsrekord, so entsteht nach jedem Buchstaben eine kurze, aber dennoch spürbare Wartezeit.
Kontrastreich, aufgeräumt und hübsch präsentierte sich nach erfolgreicher Zieleingabe die Kartenansicht vor den kritischen Testaugen. Wenn Seitenleiste, Signposts und die Infoleiste auf der Unterseite des Bildschirms gleichzeitig das Display belagern, dürfte bei so manchem Fahrer die Gefahr von Reizüberflutung bestehen: 4,3 Zoll sind eben noch keine Kinoleinwand.
Hinzu kommt eine zwar verhältnismäßig leichte, aber dennoch vorhandene Spiegelungsanfälligkeit des Displays bei Sonneneinstrahlung. Auf unseren Testfahrten routete das P4635 meist gut, lediglich einen Schnitzer ließ es sich zu Schulden kommen, als es uns durch eine enge und steil abfallende Tempo-30-Zone zurück in die Stuttgarter Innenstadt führte. Im Tunnel hingegen ließ uns das Medion nicht im Stich, sondern simulierte komplett durch.

Das Timing der Sprachansagen ist gut, die Stimme könnte aber etwas lauter und deutlicher aus den etwas schwachbrüstigen Lautsprechern auf der Geräterückseite tönen. Der Live-Service beinhaltet momentan noch keinen Staudienst, eine Umfahrung von Staus meistert das Gerät momentan noch mit TMC und dem kostenpflichtigen TMC-Pro. Die von Medion veranschlagten 349 Euro für das GoPal P4635 sind zwar kein Pappenstil für ein portables Navi - in Anbetracht der Ausstattung und der guten Testleistung ist das Geld aber gut investiert.