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Motorola Edge im Test

Motorola wagt sich mit dem Edge wieder in die gehobene Smartphone-Liga vor und liefert ein Phone mit starker Leistung, 5G, sehr guter Kamera und gebogenem 90-Hz-Display ab. Lesen Sie hierzu unseren Test.

Autor: Lennart Holtkemper • 20.7.2020 • ca. 5:55 Min

Motorola Edge im Test
Motorola Edge: Rückkehr ins gehobene Segment
© Motorola

Motorola ist bekannt für gute Einsteiger- und Mittelklasse-Phones und hat die Premiumliga in den letzten Jahren konsequent umschifft. Den letzten Vorstoß in die gehobene Mittelklasse hat der Hersteller vor rund zwei Jahren mit dem Moto Z3 Play gewagt. Allerdings war das Gerät dank seiner an ...

Pro

  • potenter Chipsatz sorgt für sehr gute Leistung
  • 5G-fähig, Dual-SIM und Speichererweiterung
  • großes Display mit 6,7 Zoll und 90-Hz-Aktualisierungsrate
  • überragende Akkulaufzeit von 13,5 Stunden
  • gute Kameraausstattung mit 64-MP-Sensor und sehr guter Bildqualität

Contra

  • Rückseite nur aus Kunststoff
  • kein Wasser- und Staubschutz
  • Funkeigenschaften und Akustik mit Schwächen
  • Displaybiegung wenig praktikabel

Fazit

connect-Urteil: gut (415 von 500 Punkten)

83,0%

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Motorola ist bekannt für gute Einsteiger- und Mittelklasse-Phones und hat die Premiumliga in den letzten Jahren konsequent umschifft. Den letzten Vorstoß in die gehobene Mittelklasse hat der Hersteller vor rund zwei Jahren mit dem Moto Z3 Play gewagt. 

Allerdings war das Gerät dank seiner an das Gehäuse anschließbaren Erweiterungen (Mods) eher ein Sonderling. Das Edge steht nun für einen neuen Versuch, auch wieder im gehobenen Smartphone-Segment mitzumischen. Doch was bekommt man für den für Motorola-untypisch hohen Preis von 600 Euro?

Display mit Vor- und Nachteilen

Schon beim ersten Blick ist klar: Motorola verbaut ein aufsehenerregendes Display, das auch das namensgebende Merkmal des Edge darstellt: Die Längskanten seines OLEDs sind nämlich sehr stark mit fast 90 Grad um die Seiten gebogen. So hat man bei Draufsicht fast nur Display im Blick. 

Was im ersten Moment ziemlich modern und schick aussieht, entpuppt sich im täglichen Gebrauch jedoch teils auch als Ärgernis. So läuft Text auf Webseiten genau in die Displaykante, die durch ihre starke Biegung deutlich dunkler erscheint als der Rest der Displayfläche. Außerdem spiegelt sich das Umgebungslicht in der Kante und erzeugt einen hellen Reflexionsstreifen. 

Das Resultat: Den linken Rand von Texten kann man auf dem gebogenen Display wesentlich schlechter lesen als auf anderen Geräten. Auch beim Filmeschauen im Querformat oben und unten fehlt ein Stück vom Bild, weil es sich in der Biegung verliert. Zwar kann man in den Einstellungen festlegen, welche App man im randlosen Vollbildmodus nutzen möchte und damit diese Problematik umgehen, doch wozu dann die Biegung?

Motorola Edge im Test - OLED-Display Seite
Das OLED-Display des Edge ist zu bei- den Seiten um fast 90 Grad gebogen.
© Motorola

Motorola implementiert dafür aber eine Aktionsleiste in der Rundung, um die Bedienung zu erweitern. Über sie kann man zum Beispiel mit einem Wisch nach oben die App-Übersicht öffnen oder mit einem Wisch zur Displaymitte oft genutzte Tools und Apps aufrufen. Diese Shortcut-Funktion spart tatsächlich Zeit, findet sich aber auch bei anderen Herstellern. 

Schön ist aber, dass sich die Position der Leiste der eigenen Daumenlänge anpassen lässt. Ansonsten bietet das OLED eine üppige Diagonale von 6,7 Zoll, auf der sich 1080 x 2340 Pixel verteilen. Vorbildlich: 

Wie es sich für Premium-Phones gehört, arbeitet das Display des Edge mit einer hohen Aktualisierungsrate von 90 Hertz. Eine Wohltat für die Augen ist das vor allem beim Scrollen während des Surfens, da Texte hierbei deutlich schärfer dargestellt werden. 

Motorola nutzt außerdem einen Algorithmus, der die Bildwiederholrate auf Wunsch automatisch dem Inhalt anpasst. Bei uns hat das sehr gut funktioniert. Unter dem Display befindet sich zudem ein optischer Fingerprintsensor, der das Phone vergleichsweise fix entsperrt und seinen Job zuverlässig verrichtet. Insgesamt rangiert der Screen qualitativ im oberen Mittelfeld.

Gehäuse & Haptik

Dank des schmalen 21:9-Formats liegt das Edge sehr gut in der Hand. Kante zeigt das Phone auch am Rahmen, dessen Ober- und Unterseite plan geschliffen sind, sodass man das Edge als Geschicklichkeitsübung senkrecht auf den Tisch stellen kann. Schade ist aber, dass wir beim Rahmen kein Metall, sondern Kunststoff unter den Fingern haben. 

Das Gleiche gilt für die Rückseite, die ebenfalls aus Kunststoff besteht und auf Druck leicht nachgibt. Im Vergleich fühlen sich die halb so teuren Phones der Konkurrenz besser an. Zudem darf man bei einem Preis von 600 Euro eigentlich auch eine Glasrückseite erwarten.

Einen weiteren Minuspunkt kassiert das Gehäuse für den fehlenden Schutz gegen das Eindringen von Staub und Wasser. Es hat lediglich eine wasserabweisende Beschichtung. Ganz unüblich ist das nicht, wir befinden uns hier eben noch nicht in der Oberklasse.

Motorola Edge im Test - Screenshots Apps
(links) Über die Moto Actions lassen sich bestimmte Funktionen des Phones per Geste steuern. (rechts) In der Displaybiegung kann man eine Aktionsleiste mit App-Übersicht einblenden lassen.
© Screenshot & Montage: connect

Satte Leistung samt 5G

Im Gehäuseinneren macht der Snapdragon 765 mit 6 GB RAM ordentlich Dampf. Der Chipsatz steht am oberen Ende der Mittelklasse, kurz vor der High-End-Liga, und bietet eine Systemleistung, die vergleichbar mit Qualcomms zwei Jahre altem Top-Chip ist. 

Damit liegt die Performance des Edge über der anderer Mittelklässler wie dem Samsung Galaxy A71 oder dem Xiaomi Note 10 Pro – wenn auch nur etwas. Dementsprechend sind leistungshungrige Spiele kein Problem für das Edge, und im Alltag profitiert man von  einer sehr flüssigen Bedienung. Ein weiterer Vorteil des Chips ist die gute Connectivity: 

So kann man mit entsprechendem Mobilfunkvertrag unterwegs auch im fixen 5G-Netz surfen. Außerhalb der Oberklasse ist das noch selten anzutreffen. Alternativ lässt sich das Phone mit zwei LTE-SIM-Karten im Dual-SIM-Betrieb nutzen. Wenn die 112 GB freier Speicher nicht genügen, kann man statt der zweiten SIM eine microSD zur Erweiterung einschieben. 

Mobiles Bezahlen ist mit dem Edge dank NFC auch möglich, und kabellose Kopfhörer verbindet man per Bluetooth 5.1 mit dem Edge. Ganz klassisch findet sich auf der Unterseite neben dem USB-C-Port (langsamer 2.0-Standard) aber auch noch ein Klinkenanschluss. Zum Lieferumfang gehört ein kabel gebundenes, qualitativ hochwertiges Stereo-Headset – das ist mittlerweile selten.

Was die Software betrifft, läuft das Edge mit aktuellem Android 10. Motorola hält das Design unaufgeregt schlicht und sehr nah am nativen Android – das erleichtert die Bedienung. Viele Spezialfunktionen gibt es nicht zu entdecken, von der Seitenleiste einmal abgesehen. 

Mit von der Partie sind wie eh und je die Moto Actions, über die sich einige Funktionen des Phones mittels Shortcuts steuern lassen. So aktiviert eine zweimalige Hackbewegung mit dem Gerät die Taschenlampe und schnelles Drehen aus dem Handgelenk die Kamera-App.

Motorola Edge im Test - Screenshot Wiederholrate
Die Wiederholrate passt man entweder händisch auf 90 Hz an oder lässt die Automatik übernehmen.
© Screenshot & Montage: connect

Ziemlich gute Knipse mit 64-MP-Sensor

Motorola verbaut im Kamerasystem drei Klassiker und setzt wie momentan viele Hersteller bei der Hauptkamera auf eine hohe Megapixelzahl. Die Softwareabstimmung ist dabei sehr gut gelungen.

Motorola verbaut im Edge drei Kameras, wobei die Weitwinkeleinheit mit 64 Megapixeln ziemlich hoch auflöst. Im Automatikmodus knipst man Fotos jedoch mit nur 16 Megapixeln, da die Software über Quad-Binning je vier Pixel zu einem verrechnet. Das Ergebnis sind natürliche, ausgewogene Fotos. 

Unser Kameratest bescheinigt dem Edge eine sehr gute Bildqualität, sowohl unter guten als auch unter schlechten Lichtbedingungen. Hier kassiert das Phone beide Male die Maximalpunktzahl. Fotos nach Sonnenuntergang, zur blauen Stunde, geraten allerdings schnell etwas matschig und detailarm. 

Das ebenfalls integrierte Teleobjekiv holt Motive mit dem optischen Zweifachzoom näher heran. Die Qualität der Aufnahmen ist dabei gut, die Bilder könnten jedoch noch etwas mehr Details vertragen, obwohl die Auflösung des genutzten Sensors mit 8 Megapixeln üblich ist. 

Motorola Edge im Test - Kamera Optiken
Ultraweitwinkel und Makro (1): 16 Megapixel (117 Grad), f/2.2 // Weitwinkel (2) : 64 Megapixel, f/1.8 // Teleobjektiv (3): 8 Megapixel mit optischem 2x-Zoom, f/2.4 // Tiefensensor für Portraitfotos (4)
© Motorola

Als Drittes ist ein Ultraweitwinkel mit von der Partie, das einen Blickwinkel von 117 Grad abbildet und mit 16 Megapixeln auflöst. Hier bekommt man es gerade in den Ecken mit den üblichen baubedingten Verzerrungen zu tun. Die Belichtung gelingt aber sehr ausgewogen, und man erhält eine natürliche Aufnahme. Abgerundet wird die Kameraaustattung mit einem Makromodus, der interessante Resultate hervorbringt.

Laufzeitmonster 

Wer wegen der 90-Hz-Aktualisierungsrate einen höheren Akkuverbrauch erwartet, kann sich definitiv beruhigen. In unserem normierten Ausdauertest hat das connect-Labor bereits bei 60-Hz-Wiederholrate die überragende Laufzeit von 13:35 Stunden gemessen. 

Das Umschalten auf 90 Hz verkürzte die Laufzeit dann um lediglich 50 Minuten, was sich im Alltag kaum bemerkbar machen dürfte. Den eingebauten 4000-mAh-Akku lädt man per beigelegtem Netzteil mit 18 Watt wieder auf. Das ist zwar nicht wenig, allerdings legt die Konkurrenz in dieser Preisklasse schon Netzteile jenseits der 20 Watt in den Karton. 

Federn lässt das Edge bei den Akustikmesswerten, wo das Phone gerade bei der Geräuschunterdrückung schwächelt. Außerdem könnte die Lautstärke in Empfangsrichtung noch etwas höher sein. Ein gemischtes Bild zeigt der Blick auf die Ergebnisse unserer Funkmesswerte: 

Testsiegel connect gut
Testsiegel connect gut
© WEKA Media Publishing GmbH

Hier rutscht die GSM-Bewertung nach unten ab. Der Empfang im wichtigen LTE-Netz ist jedoch gut. Und das gilt auch für das Gesamtergebnis. Für den für Motorola untypisch hohen Preis von 600 Euro wird durchaus eine Menge geboten. Unschlüssig sind wir beim Display, da die starke Biegung der Seiten wenig praktischen Nutzen hat. 

Hier wäre Motorola unserer Meinung nach besser mit einem planen Exemplar gefahren. Samsung als Initiator gebogener Screens, rudert da bereits seit diesem Jahr wieder zurück. Außerdem passt die Haptik der verbauten Kunststoffrückseite nicht ganz zum aufgerufenen Preis. Dennoch ist Motorola der Neuaufschlag in der Premiumliga gelungen, und wir sind bereits gespannt auf die nächsten Geräte.

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