Smartphone
OnePlus 5T im Test
Schnell, schneller, OnePlus: Nach nur fünf Monaten im Handel aktualisiert das chinesische Startup OnePlus sein Top-Modell 5 mit einem modernen 18:9-Display, ohne dabei an der Preisschraube zu drehen. Das macht das OnePlus 5T zum Flaggschiff-Killer.

Kein halbes Jahr trennt das Oneplus 5T vom in connect 9/2017 mit dem Ergebnis „sehr gut“ getesteten OnePlus 5. Ein schnelles Upgrade, wie schon im Vorjahr beim Oneplus 3 und 3T. Stand 2016 ein Prozessor-Update im Mittelpunkt, ist der ohnehin potente Rechenkern Snapdragon 835 diesmal nicht betroffen; dennoch prägen ursächlich technische Veränderungen das T-Modell.
Die anmutige Optik bleibt: Das mattschwarze, sanft gerundete Metall-Chassis, das gut in der Hand liegt, ist aus einem Stück Aluminium gefertigt; Übergänge zwischen Rückseite und Rahmen gibt es also nicht. Die farblich angeglichenen Antennen sitzen oben und unten unaufdringlich in den sanft gerundeten Rändern. Beim Gehäuseschutz verzichtet Oneplus weiterhin auf eine IP-Zertifizierung, setzt aber beim Display nicht nur auf Gorilla-Glas 5, sondern bringt zusätzlich ab Werk eine kaum sichtbare Schutzfolie auf.

Großes Display
Auffällig ist freilich das neue, deutlich größere Display des Oneplus 5T mit nur noch minimalen Rändern zu allen Seiten. Der Screen nutzt nun 80 Prozent der verfügbaren Oberfläche aus: Das Gehäuse ist mit je zwei Millimetern in Breite und Höhe nur minimal gewachsen, die Displaydiagonale klettert dagegen von 5,5 auf 6 Zoll. Die Auflösung des hellen AMOLED hat Oneplus für das neue 18:9-Format auf 1080 x 2160 Pixel geschraubt, die Pixeldichte bleibt unverändert bei 403 dpi. Erfreulich für Gamer: Der Jelly-Effekt, der beim Oneplus 5 Interaktionen mit dem Display gelegentlich verzögerte, ist beim 5T nicht mehr existent.
Wächst das Display, der Akku aber nicht, muss es mit der Laufzeit folgerichtig nach unten gehen. Gegenüber der sehr guten Ausdauer des Oneplus 5 fehlen dem 5T im connect-Laufzeittest exakt 87 Minuten. 7:19 Stunden bleiben dennoch ein gutes Ergebnis, und beim Laden geht es zügig voran: Die Ladetechnologie Dash-Charge schafft mit dem beiliegenden Netzteil in 23 Minuten eine Auffrischung auf 50 Prozent; nach 1:20 Stunde ist der Akku wieder voll – das ist stark.
Anders als Apple hat Oneplus seinen reaktionsschnellen Fingerscanner nicht etwa eingespart, sondern ihn wie Samsung auf die Rückseite verwiesen und ihm zusätzliche Funktionen beigebracht: Eine Wischgeste öffnet die Benachrichtigungen vom oberen Bildschirmrand, ein langer Druck löst die zuvor aktivierte Kamera aus. Zusätzlich setzt Oneplus auf neue, eigene Algorithmen für die Gesichtserkennung

Duale Kamera mit neuer Linse
Das sind für ein Update in so kurzer Zeit beachtliche Veränderungen. On top gibt es noch einen Linsentausch: Kooperierte im Oneplus 5 eine Telelinse (f/2,6) mit einem Weitwinkel (f/1,7), besteht die duale Kamera jetzt aus zwei 27-mm-Weitwinkeln mit gleicher Blende von f/1,7. Zoomen ist jetzt also wieder eine reine Software-Sache. Allerdings waren Porträts beim Oneplus 5 an das Nahformat der Telelinse gebunden, man musste unter Umständen einen Schritt zurückgehen. Jetzt stimmt der Bildausschnitt mit dem des normalen Fotos überein.
Zusätzlich ist die neue zweite Kamera gegenüber dem vorherigen Tele nicht nur lichtstärker, sondern fasst bei schwacher Beleuchtung zusätzlich jeweils vier Pixel zu einem zusammen, um das Bildrauschen zu mindern, ohne dass Details verlorengehen. Unterschreitet die Lichtmenge ein bestimmtes Niveau, schaltet das Oneplus automatisch zur zweiten Linse um. Im direkten Vergleich sind die Verbesserungen zunächst minimal. In der Vergrößerung ist der positive Effekt der Rauschminderung allerdings gut erkennbar. Auf Software setzt Oneplus übrigens auch bei der Bildstabilisierung: anstelle einer optischen (OIS, Optical Image Stabilisation) kommt sowohl für Fotos als auch für 4K-Videos eine elektronische (EIS, Electronic Image Stabilisation) zum Einsatz.
Unboxing: OnePlus 5
Oxygen OS auf Android-7-Basis
Die zum Release installierte Version 4.7.4 des Android-Derivats Oxygen OS basiert auf Android 7 und nicht, wie man von dem engagierten Unternehmen erwarten durfte, auf dem aktuellen Android 8. Über mangelnde Updates kann man bei Oneplus allerdings nicht klagen, und so steht das Update auf Oreo bereits in den Startlöchern.
Apple kompensiert den Home-button durch zusätzliche Navigationsgesten. Das sollte eigentlich auch für Oneplus kein Problem sein, denn Oxygen OS bereichert Android ohnehin bereits um zusätzliche Fingerzeige.
Einstweilen steht aber nur die Onscreen-Navigation zur Verfügung, die für eine bessere Sicht auf den Content jedoch bisweilen verschwindet und erst reaktiviert werden muss. Immerhin hat Oneplus diese Option – Navigationsleiste ausblenden oder permanent einblenden – aus den Einstellungen geholt, sodass man sie über einen zusätzlichen Button in der Navigationsleiste situationsbedingt schnell aktivieren und deaktivieren kann. Auch können die Software-Tasten, wie zuvor die Hardware-Keys, mehrfach belegt und getauscht werden.

Keine Preiserhöhung
Erstmals legt der Hersteller auch ein transparentes Case mit in die Schachtel. Weitere Hüllen gibt es direkt auf www.oneplus.net, wie natürlich das Smartphone selbst – zunächst nur in der Farbe Midnight Black, aber wie gewohnt in zwei Speicherausführungen. Das Testgerät ist die größere mit 8 GB RAM und 128 GB System- und Nutzerspeicher zu 559 Euro. Das Modell mit 6 und 64 Gigabyte kostet 499 Euro. Unverändert lässt sich der interne Speicher nicht erweitern. Das sollte gegebenenfalls in die Kaufentscheidung einfließen.