One-Box-System
Sonoro Meisterstück im Test
Sonoro nennt seine große Komplettanlage selbstbewusst „Meisterstück“, genau wie die Montblanc Edelschreiber. Ob Zufall oder Absicht: Da gibt es durchaus Ähnlichkeiten, wie der Test zeigt.

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, mit einem Montblanc Meisterstück zu schreiben. Nicht nur die edle Haptik, die markante Optik und das weltbekannte Logo, es ist auch das Schreiben selbst, das einen Montblanc von anderen Füllern und Kugelschreibern unterscheidet. Wer in die Meisterstückklasse einsteigen möchte, muss für Kugelschreiber und Füllfederhalter mit Goldfeder zusammen über 1000 Euro auf die Theke blättern. Sonor bleibt genau einen Euro unter dieser Marke und ruft für sein Meisterstück 999 Euro auf.
Wie bei den Edelschreibern hat der deutsche Hersteller bei seiner Komplettanlage Wert auf Haptik und Optik gelegt. Das sieht und spürt man spätestens beim in sieben Schichten aufgetragenen Klavierlack. Das Design ist stimmig, die Verarbeitung sehr hochwertig. Die Frontplatte aus Aluminium, die Knöpfe und Tasten, die Gerätefüße – das fühlt sich alles sehr gut an. An Funktionen bietet das Meisterstück alles, was das Musik-Herz begehrt. Man ist schwer versucht, von der eierlegenden Wollmichsau oder ganz einfach von einem Alleskönner zu sprechen.
Aber wir tun das bewusst nicht. Ein aufmerksamer Leser monierte einst bei einem Test eines All-In-Ones, dass die Überschrift „Alleskönner“ nicht stimme, da das Gerät zum Beispiel keinen Kaffee kochen konnte. Das trifft auch auf den Sonoro zu – Kaffee kocht er nicht. Aber ansonsten ist alles komplett: CD, DAB+, UKW, Internetradio, WLAN, Multiroom, Spotify Connect und Bluetooth. Letzteres funktioniert sogar in beide Richtungen. Vom Smartphone auf den Sonoro und vom Sonoro auf einen Bluetooth Kopfhörer. Wer sich lieber bindet: Kopfhörer lassen sich auch per Kabel anschließen. An der Rückseite findet sich eine Phalanx an Schnittstellen: Aux-In als Miniklinke und Cinch, Line-Out als Cinch, optischer Digitaleingang, USB, RJ-45 für den LAN-Anschluss.

Lautloses Laufwerk
Die Inbetriebnahme gelang uns ohne größere Probleme. Der vor allem den Herren der Schöpfung verhasste Blick ins Handbuch blieb uns erspart. Eigentlich schade, denn auch dieses ist sehr gut gemacht. Aber notwendig ist es definitiv nicht. Selbst die Einbindung in unser WLAN gelang schnell und ohne besondere Nickligkeiten. Als erstes, weil am einfachsten, schoben wir eine CD in das Slot-In-Laufwerk. Leise und sanft verschwand die Sonoro Demo-CD im Schlitz. Das Laufwerk arbeitet lautlos, hier wurde auf jedes Detail geachtet. Das ist echter Luxus. Angenehm füllig tönte die Stimme von Schmusesänger Gregory Porter mit „Don‘t Be A Fool“ aus den Lautsprechern, die Bässe tief und samtig. Das war ganz großes Klangkino!
Bevor uns die Nummer zu sehr einlullte, sprangen wir eins weiter zu Yello mit „Starlight Scene“ – Elektro-Pop vom Feinsten. Die Bässe reichten jetzt noch tiefer hinab, was uns in Erstaunen versetzte. Die Stimme von Dieter Meier kam mit Tiefgang und faszinierendend rauchig, fast schon Cohenlike. Jazzsängerin Malia fügte kontrastreich den weiblichen Part hinzu. Nach 3:18 Minuten war das Vergnügen leider schon vorbei. Es folgten audiophile Gitarrenklänge aus den Stockfisch-Studios. Chris Jones umschmeichelte unsere Ohren mit „Roadhouses & Automobiles“. Zugegeben: Dieser Song klingt auf beinahe jeder Anlage gut. Wir hätten noch stundenlang lauschen können, aber die Arbeit rief – es gab noch viele Funktionen zu überprüfen.
Kleiner Bruder Stream
Der kleine Bruder vom Meisterstück hört auf den Namen Stream. Er ist prädestiniert für Bad, Küche und überall, wo das Meisterstück zu groß oder zu teuer wäre. Der Stream ist klanglich und funktional so selbstbewusst, dass er auch ohne großen Bruder spielt. Einen vollständigen Test gibt es in der AUDIO 08/2018. Jetzt dient er vorrangig als Spielpartner im Multiroom-Betrieb. Sonoro hat sich erst gar nicht mit der Entwicklung einer eigenen App aufgehalten, sondern clever ins Software-Regal gegriffen – zu Undok, einem alten Bekannten im Multiroom-Universum.
Andere Anbieter intelligenter Lautsprecher wie Hama oder Audioblock setzen ebenfalls auf die kostenlose App. Vorteil: Alle mit Undok kompatiblen Geräte können unabhängig vom Hersteller mit dieser App im Heimnetzwerk kontrolliert werden. Unser Spotify-Account war schnell eingerichtet. Meisterstück und Stream verfügen über Spotify-Connect, ziehen sich also die Musikdaten direkt aus dem Netz. Leider, das will Spotify so, lässt sich immer nur über ein Gerät Musik wieder geben. Dafür ist auch hier der Klang ganz hervorragend. Achtung, SpoilerAlarm: Auch der kleine Stream klingt gut. Noch ein Wort zum DAB+Empfang: Dieser war trotz unseres schwierigen Standorts erstaunlich gut.
Fazit
Wer mit einer Musiktruhe liebäugelt, dem sei der Meisterstück empfohlen. Vielleicht wird der eine oder andere Tidal und Qobuz vermissen, aber Spotify Premium ist mit 320 kBit/s und dem Ogg-Vorbis-Codec für diesen Zweck mehr als ausreichend. Die Ausstattung ist komplett, das Finish perfekt und der Klang erstaunlich gut und voluminös. Vinylfreunde könnnen den Meisterstück sogar um einen Plattenspieler aus dem Sonoro-Programm ergänzen.