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Testbericht

Standlautsprecher T+A Solitaire CWT 2000

Von T+A gibt es nach einer längeren Pause wieder eine richtig pfundige Box: die Solitaire CWT 2000 (30.000 Euro). Das Konzept ist hochinteressant, der Klang absolut mehrheitsfähig.

Autor: Wolfram Eifert • 8.9.2011 • ca. 3:50 Min

T+A Solitaire CWT 2000
T+A Solitaire CWT 2000
© Julian Bauer
Inhalt
  1. Standlautsprecher T+A Solitaire CWT 2000
  2. Aus dem Messlabor
  3. Datenblatt

Hersteller, die im gehobenen Segment erfolgreich sein wollen, müssen naturgemäß besondere Produkte anbieten. Entsprechend groß ist die Boxenvielfalt in fünfstelligen Preisregionen. Höchstleistungen in allen Disziplinen sind da im Grunde selbstverständlich. Tatsächlich liefern manche in Gehei...

Hersteller, die im gehobenen Segment erfolgreich sein wollen, müssen naturgemäß besondere Produkte anbieten. Entsprechend groß ist die Boxenvielfalt in fünfstelligen Preisregionen. Höchstleistungen in allen Disziplinen sind da im Grunde selbstverständlich. Tatsächlich liefern manche in Geheimzirkeln hoch angesehene Modelle in Teilbereichen faszinierende Ergebnisse - und versagen anderweitig umso kläglicher. Einige nerven mit knappen Pegelreserven, andere mit kärglichem Tiefbass.

T+A Solitaire CWT 200
Drei Kippschalter oberhalb der Klemmen steuern den Klang.
© Julian Bauer

Besitzer der CWT 2000 von T+A können über derlei Einschränkungen nur müde lächeln. Denn das neue Topmodell der Solitaire-Serie ist ein Vollblutschallwandler, der auch größte Dynamiksprünge kraftvoll verarbeitet. Eine gewisse Leidensfähigkeit verlangt höchstens die Baugröße, denn die fast mannshohen Tonmöbel sind ungewöhnlich voluminös. Die Zielgruppe wird dies kaum stören, zumal die sehr nobel verarbeiteten Prachtboxen klar für große Räume und die dort üblichen Hörabstände konzipiert sind. Das relativiert ihre Abmessungen.

T+A Solitaire CWT 200
Der feine Elektrostat ist ein Eigengewächs. Die Platine dient der Spannungsbegrenzung.
© Archiv

Zwei Eigenschaften befördern im Wesentlichen  die klangliche Ausrichtung. Zum einen kommt extrem viel Membranfläche zum Einsatz, was den Wattbedarf moderat hält und hohe Dynamikreserven mit sich bringt. Dazu gesellt sich ein spezielles Abstrahlverhalten, bei dem Fußboden und Decke weniger Energie abbekommen. Das Schallfenster ist zylinderförmig. Das waagerechte Abstrahlverhalten ähnelt dem konventioneller Boxen, die meist eine etwa 30 Grad breite Hörzone bieten.

In der Senkrechten ist der optimale Bereich einen knappen Meter hoch und damit etwas größer als gewohnt. Ob Hörer tief oder hoch sitzen, spielt so eine untergeordnete Rolle. Nur wer auf dem Boden lümmelt oder dicht vor den Boxen steht, sollte sich besser kein Urteil erlauben, denn außerhalb des Fensters fällt der Schalldruck doch recht steil ab.

T+A Solitaire CWT 200
Die starr verbundenen Basschassis sitzen sich gegenüber. Die Rückstoßkräfte heben sich so vollständig auf.
© Julian Bauer

Bei gleicher Hörentfernung bestimmt sich das Klangbild dieser Bauform weniger von Raumreflexionen und mehr vom Direktschall, der den Hörer ohne Umwege erreicht. Vor allem bei größeren Hördistanzen macht sich das positiv bemerkbar. Hier lassen herkömmliche Boxen klanglich oft stark nach, weil der hohe Anteil an Diffusschall die Durchhörbarkeit allzu sehr schmälert.

T+A Solitaire CWT 200
Simulation des Abstrahlverhaltens: Bei der konventionellen Box (links) reicht die laute (rote) Zone weit nach oben und unten. Der Zylinderstrahler bündelt die Energie stärker in Richtung Hörer.
© Archiv

Während konventionelle Boxen mit jedem Meter Abstand merklich leiser werden, ist der Effekt bei Zylinderstrahlern weniger ausgeprägt. Daher "trägt" ein solcher Wandler deutlich weiter und kann Entfernungen überbrücken, bei denen klassische Boxen längst nicht mehr souverän klingen. Einziger Pferdefuß ist ein größerer Mindestabstand. Die Energieverteilung im Raum, die auch das Verhalten der kaum gebündelten Bässe und Grundtonanteile berücksichtigen muss, "passt" bei der Solitaire CWT 2000 erst ab etwa dreieinhalb, besser vier Metern.

Herzstück der Box sind sechs Hochleistungs-Mitteltöner, die den Bereich zwischen 170 und 1900 Hertz gemeinschaftlich schultern und selbst bei höchsten Pegeln nur kleine Auslenkungen machen. Das Abstrahlverhalten entsteht durch die große vertikale Ausdehnung der Schallzeile. Dass die schwingende Fläche in den Mitten aus mehreren Einheiten zusammengesetzt ist, spielt dabei aber keine Rolle.

Den Präsenzbereich und die Höhen bis weit über die Hörgrenze hinaus verarbeitet ein elektrostatisch angetriebener, besonders belastbarer Folienstrahler, den T+A selbst herstellt und auf den die Westfalen mächtig stolz sind.

T+A Solitaire CWT 200
Frequenzgang & Impedanzverlauf: Kleine Präsenzsenke, die nur bei üblicher 1-Meter-Messung erscheint; Impedanz fällt über 20 kHz unter 1 Ω
© stereoplay

Im Messlabor erzielten die Flaggschiffe Maximalpegel über 110 Dezibel, bezogen auf 1 Meter Entfernung. Die hohen Reserven sind nicht zuletzt ein Verdienst der Bassabteilung, die mit vier neu entwickelten 10-Zoll-Treibern überaus großzügig bestückt ist. Die Chassis sind für geschlossene Gehäuse optimiert und verfügen über ebenso langhubige wie lineare Antriebe. Je zwei Treiber sitzen sich gegenüber. So müssen die vielfach verstrebten Gehäuse keine Kräfte aufnehmen.

Tatsächlich vibrieren die Gehäuse so gut wie gar nicht, selbst wenn die Strahler voll gefordert werden. Dabei entwickeln die T+A eine Kraft und Autorität, die selbst großen Sinfonieorchestern oder voll entfesselten Rockbands mühelos gewachsen ist.

Gitarrist Lee Ritenour durfte sein feuriges "Give Me One Reason" gleich mehrfach hintereinander abspulen. Am Ende waren die sonst so sachlichen Tester wie berauscht ob der unbändigen Spielfreude. Ein großes Kompliment geht an die Entwickler für die Auslegung des Basses. Er wirkt perfekt angebunden und bei aller Wucht unglaublich präzise. Wer je die Vorzüge geschlossener Konstruktionen vorführen möchte - hier ist das passende Paradebeispiel.

Alle Zweige, auch der sagenhaft hoch auflösende Elektrostat, verkraften mühelos gemeingefährliche Pegel, daher ist ein verantwortungsvoller Umgang angesagt. Kluge Hörer verstehen die gigantischen Dynamikreserven nicht als Aufforderung zur Raserei, sondern als Sicherheitsreserve für überraschende Spitzen.

T+A Solitaire CWT 200
Pegel- & Klirrverlauf: Selbst im Tiefbass sehr klirrarm und ohne Kompression
© stereoplay

Durch die gute Empfindlichkeit von rund 83 Dezibel bezogen auf 2 Volt kommen auch moderat große Vollverstärker als Spielpartner für die mächtigen Schallwandler in Betracht. Andererseits sind Wattreserven bis in den Kilowattbereich äußerst hilfreich, wenn Anwender die grandiosen Dynamikfähigkeiten auskosten möchten.

Der im Vergleich zu weniger hoch auflösenden Systemen etwas hellere Klangcharakter der CWT 2000 passt ideal zu einer tendenziell sanft klingenden Röhrenelektronik, sei es eine Vorstufe und/oder der Endverstärker.

Doch selber mit den etwas brillanter agierenden Referenz-Monos MX-R von Ayre bildeten die Solitaire CWT 2000 ein Dreamteam, welches die Tester nur ungern wieder auflösten. Wenn es überhaupt etwas zu mäkeln gab, dann an der für manchen Geschmack etwas flächigen Raumdarstellung - die passt andererseits gut zu den dynamischen Fähigkeiten. Auf jeden Fall klingen die T+A CWT 2000 auch leise auffallend lebendig und nuancenreich. Und ebenfalls wichtig: Selbst auf größeren Distanzen verliert die T+A keinen Jota ihres hohen Auflösungsvermögens.

Schallwandler im Preisbereich der T+A Solitaire CWT 2000 gibt es einige. Doch die wenigsten sind so charakterstark und basspräzise wie die große T+A.